Aim: The consequences of antibiotic overuse are substantial. We combined and analyzed the infection diagnoses and antibiotic prescribing practices of physicians in outpatient settings. Recommendations for targeting policy efforts to focused areas are given. Methods: Antibiotic prescriptions and infections diagnosed were provided by a German statutory health insurance provider over a 12-month period. Antibiotic use was expressed as prescriptions per 100 patients. Results: 2,594,000 patient-physician contacts within twelve months were analyzed. A median of 6.5 antibiotics was prescribed to 100 patients. Antibiotic use in private practice showed large variations between and within medical specialties (the upper quarter of physicians who prescribed above the 75th percentile of all prescriptions, at a rate of approximately 43%), by season (antibiotic prescription was 50% higher in winter than in summer) and a considerable proportion of the antibiotics prescribed did not conform with the recommendations of national guidelines. Fluoroquinolones, predominantly ciprofloxacin, were among the top three antibiotics prescribed by all physicians (except pediatricians), although national guidelines do not recommend these agents for uncomplicated respiratory or urinary tract infections. Respiratory tract infections headed the list for the prescription of antibiotics. Conclusions: Antibiotics were still not prescribed appropriately in respect to indication and selection (often unnecessary and/or too broad). We recommend focusing on I) high/over-prescribers, because improved and appropriate antibiotic prescription by this group would result in an over-proportionally lower antibiotic prescription rate, II) respiratory tract infections, because they represent the vast majority of infections treated in primary care and III) intelligent implementation strategies of guidelines.
Fragestellung: Übermäßiger und nicht leitliniengerechter Einsatz von Antibiotika in der medizinischen Versorgung von Patienten hat gravierende Auswirkungen, wie die Zunahme von Antibiotikaresistenzen zeigt. In einer Kohortenstudie wurden die Infektionsdiagnosen und Antibiotikaverschreibungen der niedergelassenen Ärzte mit der Zielsetzung kombiniert und analysiert, Strategien zum rationalen Einsatz von Antibiotika abzuleiten.Methode: Alle Antibiotikaverschreibungen und Infektionsdiagnosen, die niedergelassene Ärzte in Brandenburg in einem 12-Monats-Zeitraum bei einer der größten gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet haben, wurden erfasst und analysiert. Der Antibiotikaverbrauch wurde als Verschreibung pro 100 Patienten dargestellt.Ergebnisse: Innerhalb von 12 Monaten fanden 2.594.000 Patienten-Arzt Kontakte statt, die analysiert werden konnten. Im Median wurden 6,5 Antibiotika/100 Patienten verschrieben. Das Verschreibungsverhalten variierte stark zwischen aber auch innerhalb der einzelnen Facharztgruppen (ein Viertel der Allgemeinmediziner verschrieb überproportional viel, allein 43% der Gesamtantibiotikaverordnungen) und zwischen den Jahreszeiten (die Antibiotikaverordnungen waren im Winter 50% höher als im Sommer). Die häufigste Indikation für eine Antibiotikatherapie waren Atemweginfektionen. Ein beträchtlicher Teil der Verordnungen deckte sich nicht mit den nationalen Leitlinien. Fluorchinolone, insbesondere Ciprofloxacin, gehörten zu den 3 häufigsten Antibiotika, die von allen Fachärzten mit Ausnahme der Pädiater verschrieben wurden, obwohl das weder für unkomplizierte Atemweginfektionen noch für Harnweginfektionen in den Leitlinien empfohlen wird. Schlussfolgerungen: Antibiotika wurden in der ambulanten medizinischen Versorgung häufig weder in Bezug auf Indikation noch auf Wirkstoffklasse adäquat eingesetzt (zu viel und/oder zu breit wirksam). Wir empfehlen daher Folgendes: I) den Fokus auf Hochverschreiber zu richten, da hier eine Verbesserung einer indikationsgerechten Antibiotikatherapie überproportional stark den Verbrauch senken dürfte, II) sich auf die Behandlung von Atemwegerkrankungen in der ambulanten Medizin zu konzentrieren und III) die Implementierung von Leitlinien zu verbessern.
Keywords: antibiotic prescribing; general practitioner; infection; outpatient setting; over-prescribers.