Background: Approximately two thirds of patients with epilepsy become seizure-free with antiseizure medication (ASM). A central question is whether and when ASM can be discontinued.
Objective: To present an overview of the current knowledge about risks and benefits of discontinuation of ASM.
Material and methods: Review of the current literature, discussion of data on and recommendations for discontinuation of ASM.
Results: The risk of seizure recurrence after discontinuation of ASM is approximately 40-50% and thus twice as high as continuing with ASM. Guidelines recommend considering discontinuation of ASM at earliest after a seizure-free period of 2 years. Predictive variables for seizure recurrence after stopping ASM include longer duration of epilepsy and higher number of seizures until remission, a shorter seizure-free interval until stopping ASM, older age at epilepsy onset, developmental delay or IQ < 70, febrile seizures in childhood, absence of a self-limiting epilepsy syndrome, and evidence of epileptiform activity in the electroencephalograph (EEG). The individual risk of seizure recurrence after stopping ASM can be estimated using an online prediction tool.
Conclusion: Discontinuation of ASM should be discussed with patients at the earliest after 2 years of seizure freedom in a shared decision-making process weighing up the risks and benefits. The risk of a seizure recurrence depends on a number of clinical variables. Psychosocial aspects, such as impact on driving and occupational issues must be taken into consideration as well as individual fears and concerns of patients about seizure recurrence or the long-term use of ASM.
Zusammenfassung: HINTERGRUND: Etwa zwei Drittel der Patient*innen mit Epilepsie werden unter der Einnahme anfallssuppressiver Medikamente (ASM) anfallsfrei. Eine zentrale Frage ist, ob und wann ASM wieder abgesetzt werden können.
Ziel der arbeit: Überblick zum aktuellen Kenntnisstand über Risiken und Nutzen des Absetzens von ASM.
Methoden: Zusammenfassung der aktuellen Literatur, Diskussion der Datenlage und Ableitung von Therapieempfehlungen.
Ergebnisse: Das Risiko für Anfallsrezidive nach dem Absetzen von ASM ist mit 40–50 % ungefähr doppelt so hoch wie unter der weiteren Einnahme von ASM. Leitlinien empfehlen, das Absetzen von ASM frühestens nach 2‑jähriger Anfallsfreiheit zu erwägen. Prädiktive Faktoren für ein Anfallsrezidiv nach dem Absetzen von ASM umfassen eine längere Dauer der Epilepsie und eine höhere Anzahl epileptischer Anfälle bis zur klinischen Remission, ein kürzeres anfallsfreies Intervall bis zum Absetzen, ein höheres Alter bei Erstmanifestation, eine Entwicklungsverzögerung bzw. ein IQ < 70, Fieberkrämpfe in der Kindheit, das Nichtvorliegen eines selbstlimitierenden Epilepsiesyndroms und der Nachweis epilepsietypischer Muster im EEG. Mithilfe einer webbasierten Prognosesoftware kann das individuelle Risiko eines Anfallsrezidivs nach dem Absetzen von ASM abgeschätzt werden.
Schlussfolgerungen: Ein Absetzen von ASM sollte frühestens nach 2 Jahren Anfallsfreiheit in einer gemeinsamen Entscheidungsfindung von Ärzt*innen und Patient*innen unter Abwägung von Nutzen und Risiken besprochen werden. Das Risiko eines erneuten Anfalls wird durch eine Reihe klinischer Variablen beeinflusst. Psychosoziale Aspekte wie Fahreignung und die berufliche Situation müssen ebenso berücksichtigt werden wie individuelle Ängste und Sorgen der Patient*innen vor einem Anfallsrezidiv oder der dauerhaften Einnahme von ASM.
Keywords: Seizure freedom; Seizure recurrence; Shared decision-making; Side effects.
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