Skip to content
Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter September 15, 2011

Patristics in Belgium around 1911: Universities and Beyond

  • Ward De Pril EMAIL logo and Johan Leemans

ZUSAMMENFASSUNG

Dieser Aufsatz gibt einen Überblick über die belgische Forschung im Bereich der Patristik um 1911. Am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden in Belgien Zentren für die wissenschaftliche Erforschung der Kirchenväter und der altchristlichen Literatur, nicht nur innerhalb der Universitäten (Löwen, Gent und Liège), sondern auch in Abteien, Studienhäusern von religiösen Orden und Kongregationen sowie in Priesterseminaren. Die Pluralität an Forschungszentren ging einher mit einer Pluralität an Forschungsschwerpunkten (Texteditionen, Textkritik, dogmatisch-historische Forschung), nicht nur auf dem Gebiet der lateinischen, sondern auch der griechischen und orientalischen Patristik. Wichtigste Bildungsstätte und maßgebendes Zentrum patristischer Forschung war die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Löwen. Auf Grund der verfügbaren Expertise auf dem Gebiet der Orientalistik entfaltete sich diese Fakultät zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem international renommierten Zentrum der orientalischen Patristik (Paulin Ladeuze, Joseph Lebon). An der Universität von Gent wurden besonders Texteditionen der griechischen Kirchenväter aufbereitet (Joseph Bidez, Léon Parmentier); die Abtei von Maredsous entwickelte sich zu einem namhaften Zentrum der Textkritik und der Ausgaben der lateinischen Väter (Germain Morin, Donatius De Bruyne), während die Bollandisten (besonders Hippolyte Delehaye S.J.) ihre jahrhundertealte Expertise auf dem Gebiet der Hagiographie neuen Elan verliehen, indem sie aktiv am Prozess der Verwissenschaftlichung teilnahmen. In den Priesterseminaren und Studienhäuser der religiösen Orden schließlich war die patristische Lehre und Forschung in großem Maß von den Qualitäten und Spezialisierungen individueller Forscher wie Camille Callewaert und Joseph de Ghellinck S.J. abhängig. Die Eigenheit des belgischen römisch-katholischen Forschungskontexts wird besonders deutlich im Vergleich zum multi-konfessionellen niederländischen Kontext. Dort erfuhr die Patristik um 1911 weniger günstige Rahmenbedingungen. Erst mit der Gründung der Universität von Nijmegen im Jahre 1923 konnte die römisch-katholische Minderheit sich auch auf akademischer Ebene der Patristik widmen (sog. „Schule von Nijmegen“). An den protestantischen Fakultäten (Groningen, Leiden) verlief die Entwicklung der Patristik zu einer autonomen Disziplin langsamer, dennoch waren einige international renommierte Forscher auf diesem Gebiet tätig (Hajo Uden Meyboom, Kirsopp Lake, Hans Windisch).

Published Online: 2011-09-15
Published in Print: 2011-July

© Walter de Gruyter 2011

Downloaded on 29.9.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zac.2011.007/html
Scroll to top button