Objective: This study examines whether occupation and level of experience have an impact on criteria-based assessment of criminal responsibility in paraphilic disorders.
Methods: Two different sets of criteria were tested for predictive validity by three different professional groups (psychologists, psychiatrists and lawyers), each with different levels of prior experience. For this purpose, 349 raters evaluated the criteria of one of two criteria catalogs on the basis of one of two exemplary case vignettes. Group assignment was randomized.
Results: The variables degree of experience and professional affiliation did not show a connection with the prediction performance regarding the estimation of the severity of the disorder and the diminished capacity, respectively, with respect to either of the two sets of criteria.
Conclusion: Using a criteria based approach, the methodology used in the present study (presentation of short case vignettes) did not reveal any significant influence of professional group and experience on the assessment in questions of criminal responsibility related to paraphilic disorders. The use of criteria catalogs may be able to contribute substantially to predictive performance relatively independent of relevant prior experience in the area of the assessment of criminal responsibility, but should not be considered the sole source of assessment.
Ziel der studie: Die Studie untersucht, ob Beruf und Erfahrungsgrad einen Einfluss auf die kriteriengeleitete Beurteilung der Schuldfähigkeit bei paraphilen Störungen haben.
Methodik: Zwei verschiedene Kriterienkataloge wurden von 3 verschiedenen Berufsgruppen (Psychologen, Psychiater und Juristen), jeweils mit einem unterschiedlichen Ausmaß an Vorerfahrung, hinsichtlich ihrer prädiktiven Validität überprüft. Hierzu bewerteten 349 Rater die Kriterien eines von 2 Kriterienkatalogen anhand einer von 2 beispielhaften Fallvignetten. Die Zuteilung erfolgte randomisiert.
Ergebnisse: Die Variablen Erfahrungsgrad und Berufszugehörigkeit zeigten bezogen auf keinen der beiden Kriterienkataloge einen Zusammenhang mit der Vorhersageleistung bezüglich der Einschätzung der Schwere der Störung bzw. der erheblich verminderten Steuerungsfähigkeit.
Schlussfolgerung: Bei der Anwendung einer kriteriengeleiteten Vorgehensweise konnte mit der Methodik der hier vorliegenden Studie (Präsentation von kurzen Fallvignetten) kein signifikanter Einfluss von Berufsgruppe und Erfahrung auf die Einschätzung bei Fragen der Schuldfähigkeit im Zusammenhang mit paraphilen Störungen festgestellt werden. Die Anwendung von Kriterienkatalogen kann möglicherweise unabhängig von einschlägigen Vorerfahrungen im Bereich der Schuldfähigkeitsbegutachtung einen substanziellen Teil zur Vorhersageleistung beitragen, ist jedoch nicht als alleinige Beurteilungsquelle anzusehen.
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