Schwangerschaft und Geburt eines Kindes stellen eine prägende Erfahrung mit Auswirkungen auf das Körpergefühl und die Sexualität einer Mutter dar. Dabei wird in der Literatur bereits ein Einfluss des Geburtsmodus auf die postpartale Sexualität diskutiert. Ziel dieser Studie ist es nun, die Wiederaufnahme von vaginalem Geschlechtsverkehr (vag. GV.) und das Auftreten einer Dyspareunie in Abhängigkeit von primärer vs. sekundärer Sectio zu untersuchen. Ebenso werden ein möglicher Einfluss des Stillens, der (Still-)Amenorrhoe und hormoneller Kontrazeptiva auf die Wiederaufnahme des vag. GV näher evaluiert.
Methodik: Von Oktober 2019 bis Juni 2020 wurden 525 Frauen nach erfolgter Sectio für eine prospektive, multizentrische Studie zur Erhebung von Häufigkeit und assoziierten Beschwerden bei einer Isthmozele drei (3 M. pp.) und sechs Monate postpartal (6 M. pp.) rekrutiert. Im Rahmen dieser Studie wurden die Studienteilnehmerinnen zudem mittels Fragebögen zur Wiederaufnahme des vag. GV, zum Stillen und zu potentieller Symptome wie „Dyspareunie“ und „Unterbauchschmerzen“ befragt. Eingeschlossen wurden Frauen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, mit Einlings- oder Geminigravidität, ohne Plazentationsstörung.
Ergebnisse: 66,4% der befragten Frauen gaben 3 M. pp. an wieder vag. GV aufgenommen zu haben, zu 6 M. pp. 79,7% (p<0,001). Unter Einbeziehung des Sectio-Modus (primär vs. sekundär) ergab sich weder ein signifikanter Unterschied bezüglich der Wiederaufnahme von vag. GV (Aufnahme vag. GV: 3 M. pp. p=0,843, 6 M. pp. p=0,236) noch bezüglich einer Dyspareunie (3 M. pp. p=0,645, 6 M. pp. p=0,187). 6 M. pp. litten 41,5% der Frauen nach primärer Sectio unter einer Dyspareunie und 50,0% nach sekundärer Sectio. Interessanterweise zeigten sich „Stillen“ und „Ausbleiben der Regelblutung“ als signifikante Einflussfaktoren auf das Auftreten einer Dyspareunie 3 und 6 Monate postpartal (Stillen: 3 M. pp. p<0,001; 6 M. pp. p=0,010; Regelblutung: 3 M. pp. p<0,001; 6 M. pp. p=0,006). So zeigte sich bei Frauen, die stillten, häufiger eine Dyspareunie. Ebenfalls häufiger trat eine Dyspareunie bei Frauen auf, die „Ausbleiben der Regelblutung“ angaben. Die logistische Regression ergab 3 M. pp. für Frauen, die nicht mehr stillten, ein geringeres Risiko für eine Dyspareunie (OR=0,46; 95%-Konfidenzintervall: 0,26–0,83; p=0,010), sowie ein höheres Risiko für das Auftreten einer Dyspareunie bei Ausbleiben der Regelblutung (OR=1,98; 95%-Konfidenzintervall: 1,15–3,43, p=0,014). 6 Monate postpartal ergaben sich diese Zusammenhänge in der logistischen Regression nicht mehr.
Schlussfolgerungen: Auch wenn sekundären Sectiones oftmals verzögerte Geburtsphasen vorangehen und der Eingriff unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden muss, zeigt sich in dieser Studie kein Einfluss auf die postpartale Sexualität. Eine (Still-)Amenorrhö wurde hingegen als Faktor identifiziert, der vermehrt zu einer Dyspareunie führen kann.