Background: Interpreters play a crucial role in the care of refugees. However, little attention has been paid to the mental health of interpreters. Despite increased levels of secondary traumatic stress (STS) and increased prevalence of post-traumatic stress disorder (PTSD) among interpreters in the refugee context, there has been little research on risk factors for STS and PTSD in this population. The aim of this study was to investigate potential risk factors for STS and PTSD symptom severity.
Methods: A Germany-wide online survey was conducted among interpreters for refugees in 2019. Only those who stated that they had experienced at least one traumatic event were included in the study. The final sample comprises N=83 interpreters. The examination of the potential risk factors (primary traumatic events, traumatic content, and personal refugee background) as well as the interaction between primary traumatic events and traumatic content was carried out using moderated multiple regression.
Results: There was exclusively found a positive association between the number of primary traumatic events for both STS (p=0.003) and PTSD symptom severity (p=0.042).
Discussion/conclusion: In the present study, the number of primary traumatic events experienced was identified as a potential risk factor for STS and PTSD. The institutionalization of preventive measures such as regular supervision, follow-up talks, and interpreter-specific training could make an important contribution to protecting the mental health of interpreters. Further research is needed to gain a better understanding of risk factors for STS and PTSD in interpreters.
Ziel der studie: Dolmetschende spielen eine entscheidende Rolle bei der Versorgung von Geflüchteten. Allerdings wird der psychischen Gesundheit von Dolmetschenden bisher nur wenig Beachtung gegeben. Trotz eines erhöhten Belastungslevels von sekundärem traumatischem Stress (STS) und gesteigerten Prävalenzen Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) bei Dolmetschenden im Geflüchtetenkontext, gibt es bisher nur wenig Forschung zu Risikofaktoren für STS und PTBS in dieser Population. Das Ziel dieser Studie war es, potenzielle Risikofaktoren für jeweils STS- und PTBS-Symptomschwere bei Dolmetschenden in der Geflüchtetenversorgung zu untersuchen.
Methodik: Eine deutschlandweite Online-Befragung wurde 2019 unter Dolmetschenden für Geflüchtete durchgeführt, in der 83 Personen eingeschlossen wurden, die angaben, mindestens ein traumatisches Erlebnis erfahren zu haben. Die Untersuchung der potenziellen Risikofaktoren (primäre traumatische Ereignisse, traumabezogne Inhalte, eigener Fluchthintergrund) und die Interaktion von primären traumatischen Ereignissen und traumabezogenen Inhalten erfolgte mittels moderierter multipler Regression.
Ergebnisse: Es wurde jeweils ausschließlich für STS- (p=0,003) und PTBS-Symptomschwere (p=0,042) ein positiver Zusammenhang mit der Anzahl primär erlebter traumatischen Ereignisse festgestellt.
Diskussion/schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie wurde die Anzahl der erlebten primären traumatischen Ereignisse als potenzieller Risikofaktor für STS und PTBS identifiziert. Die Institutionalisierung präventiver Maßnahmen wie Supervisionen, Nachgespräche und dolmetscher-spezifische Fortbildungen könnte einen wichtigen Beitrag zum Schutz der psychischen Gesundheit von Dolmetschenden leisten. Weitere Studien sind erforderlich, um ein besseres Verständnis von Risikofaktoren für STS und PTBS bei Dolmetschenden zu erlangen.
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