Nach Schockanruf bei Rentnerin: Hier flüchtet ein falscher Polizist mit seiner Beute

Giyasettin C. (48) marschiert mit seiner Beute, im Rucksack zum Auto, in dem sein Komplize wartet

Giyasettin C. (48) marschiert mit seiner Beute im Rucksack zum Auto, in dem sein Komplize wartet

Foto: Olaf Rentsch

Dresden – Den Rucksack mit der vermeintlichen Beute hat er locker über die Schulter geworfen, im Auto wartet sein Komplize. Kurz darauf klicken die Handschellen. Dieser Schockanruf ging für zwei fiese Betrüger schief, weil die Familie im letzten Moment die Polizei einschaltete.

Giyasettin C. (48) und Adem A. (33) stehen seit Mittwoch wegen Bandenbetrugs vor dem Amtsgericht Dresden, schweigen, obwohl sie auf frischer Tat erwischt wurden. Am 24. Mai 2024 riefen angebliche Polizeibeamte bei der Rentnerin Traude B. (83) an. Ihr Enkel (damals 16) ist zufällig im Haus, übernimmt das Gespräch, als er merkt, dass seine Oma völlig schockiert ist.

Giyasettin C. (48) kam im Jogging-Anzug zu seinem Prozess

Giyasettin C. kam im Jogging-Anzug zu seinem Prozess

Foto: Olaf Rentsch

Vinzenz K. (17): „Am Telefon meldete sich die Kripo, man habe Mitglieder einer rumänischen Bande festgenommen, weitere Täter wären auf der Flucht. Anhand von Handyfotos wüsste die Polizei, dass die das Haus meiner Oma im Visier hätten.“

Auf der anderen Seite der Leitung wird der Gesprächspartner mehrfach gewechselt: „Mal war es der Polizeichef, dann jemand von der Spurensicherung. Ich habe geglaubt, der Anruf ist echt“, sagt der Enkel des Opfers. Die falschen Polizisten wollen die Wertsachen der Rentnerin in Verwahrung nehmen, beide sollen mit niemandem sprechen, auch nicht an die Tür gehen.

Adem A. (33) wartete im Fluchtwagen als sein Komplize die Beute abholte

Adem A. (33) wartete im Fluchtwagen, als sein Komplize die Beute abholte

Foto: Olaf Rentsch

Oma und Enkel sammeln im Haus Bargeld und Wertsachen zusammen, als es an der Tür klingelt; aus Angst vor der rumänischen Bande öffnen sie nicht. Vor der Tür steht allerdings die Haushaltshilfe der Rentnerin, die informiert die Familie, dass etwas nicht stimmt.

Schwiegersohn alarmierte die Polizei

Schwiegersohn Christian K. (48): „Meine Frau rief unseren Sohn an, der meinte alles in Ordnung, er würde mit der Polizei sprechen. Ich habe daraufhin die Polizei angerufen, die das dementierte und bin sofort zum Haus meiner Schwiegermutter.“

Der Vater klärt seinen Sohn auf, der geht zum Schein auf die Forderungen der Betrüger ein, schließlich wirft der Sohn einen Rucksack mit Papiermüll aus dem Fenster dem Betrüger entgegen, während der Vater den falschen Polizisten fotografiert.

Inzwischen hat die Polizei die Zufahrtsstraßen abgesperrt. Noch ehe die Betrüger merken, dass sie hereingelegt wurden, klicken die Handschellen nur ein paar Hundert Meter vom Tatort entfernt.

Giyasettin C. (48) und Adem A. (33), zwei Türken mit Wohnsitz in Italien, sitzen seitdem in U-Haft. Ihr Opel Zafira wurde als Tatwerkzeug beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden schon längere Zeit in Deutschland unterwegs waren, mehrere Rentner mit der gleichen Masche betrogen haben.

Der Prozess geht weiter.

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