Jahrzehnt vom 11. bis zum 20. Jahr eines Jahrhunderts
Beispiel:
In den Zehnerjahren des Cinquecento (= 16. Jahrhundert in Italien) begannen sie [zwei Maler], wie auf Verabredung, den Formenkanon der Renaissance zu zerstören. [Die Zeit, 22.11.1996]
a)
spezieller Jahrzehnt zwischen 2010 und 2019
Beispiele:
Ab einer Minute vor Mitternacht startet der Dom in die 10er Jahre des 21. Jahrhunderts. [Südkurier, 31.12.2010]
»Mittelfristig dürften die Flugpreise wieder sinken«[…]. Passagiere gönnen sich etwas So tief, wie sie noch in den zehner Jahren waren, als teilweise ein ruinöser Preiskampf tobte, werden sie allerdings nicht mehr fallen. [Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2024]
»Das lief richtig gut. Wir haben Küchen und Torten außer Haus verkauft und dann im Verkaufsraum ein kleines Café betrieben«, erzählt der Konditor. Ende der Zehnerjahre wurde ein Problem allerdings immer größer: »Es gab kaum noch Aushilfskräfte, die am Wochenende arbeiten wollten. Das wurde letztlich so belastend, dass ich im Herbst 2019 das Geschäft verkaufte. Dann kam Corona.« [Berliner Morgenpost, 21.12.2023]
Das Arbeitsamt vermittelte sie Anfang der zehner Jahre zum Regale einräumen [sic!] […]. »Es war ein Hungerlohn«, sagt sie. 6,50 Euro pro Stunde gab es. [Leipziger Volkszeitung, 25.11.2023]
Anfang der 10er-Jahre stellte H[…] einen Rückgang bei der Zahl der ihm zugewiesenen Schüler und Schülerinnen fest. Dieser Trend habe sich seither fortgesetzt, sagt er. »Die Eltern sind nicht mehr gewillt, Geld für Musikunterricht auszugeben. Das ist ein trauriges Symptom einer allgemeinen finanziellen Entwicklung.« [Basler Zeitung, 23.09.2022]
Im Schatten des Ukraine‑Kriegs baut die Junta das Land in Südostasien [Myanmar] immer mehr zum dystopischen Überwachungsstaat aus, kaum etwas ist übrig von den demokratischen Ansätzen der Zehnerjahre. [Der Standard, 26.07.2022]
b)
spezieller Jahrzehnt zwischen 1910 und 1919
Beispiele:
Die Verherrlichung des damals vielleicht noch anregenden Chaos als »zuckendes Gedicht in freien Worten« (T. Marinetti, 1912) ist heute wohl bloß noch mit dem Label »kulturhistorisch interessant« zu versehen. Rias 1 stellt für die Freunde des Potsdamer Platzes […] eine Aktion der italienischen Futuristen im Berlin der 10er Jahre vor. [die tageszeitung, 10.05.1990]
In den Anfängen des Kinos behandelten die Produzenten ihre Darsteller dementsprechend [nicht als Individuen] und verweigerten ihnen schlicht die Namensnennung – nicht zuletzt natürlich, weil sie fürchteten, die austauschbaren Gestikuleure könnten ihre persönliche Bekanntheit nutzen, um sich unentbehrlich zu machen und höhere Gagen zu fordern. Bis in die Zehnerjahre dieses Jahrhunderts blieben die meisten Stummfilmschauspieler daher dem Publikum nur als namenlose Typen bekannt, als »The Biograph Girl« oder »The Man with the Sad Eyes«. [C’t, 1997, Nr. 7]
Triumphal blüht in diesem Werk [des Malers Fernand Léger] der Grundfarbakkord auf als integre wie bezwingende Gegenweltmetapher. Und beleuchtet ein paar klassische Arkadien‑Sujets. »Landpartie« oder »Rast«, Paraphrase auf die ehrwürdigen »Fêtes champetres« der Kunstgeschichte. Nach dem hektischen Maschinenrhythmus der zehner Jahre auch Plädoyers für die Langsamkeit: Zum Frühstück im Freien kommt der neue Mensch mit dem Fahrrad. [Die Zeit, 06.05.1988]
Schon früh wollte [Ezra] Pound mehr sein als nur Dichter: er wollte mitwirken an der Heraufkunft und Gestaltung eines neuen Zeitalters, einer neuen Renaissance, in der die schöpferischen Kräfte einen zentralen Platz einnehmen sollten, in dem die Künste und die Wissenschaften, Architektur, Musik, Dichtung, Philosophie blühen und sich durch ungehinderten Dialog wechselseitig befördern sollten. Nicht zufällig hieß eine der Zeitschriften, in denen Ezra Pound im London der zehner Jahre bevorzugt publizierte, The New Age. [Die Zeit, 25.10.1985]
