Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Angeber, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Angebers · Nominativ Plural: Angeber
Aussprache 
Worttrennung An-ge-ber
Wortzerlegung angeben 1-er
Wortbildung  mit ›Angeber‹ als Erstglied: angeberhaft · angeberisch · Angebertum

Bedeutungsübersicht

  1. 1. Denunziant
  2. 2. [abwertend] Aufschneider, Protz
eWDG

Bedeutungen

1.
Denunziant
Beispiele:
den Angeber machen
Ihn hielten alle für einen Aufpasser und Angeber [ SeghersSiebtes Kreuz4,156]
2.
abwertend Aufschneider, Protz
Beispiel:
er ist ein großer Angeber
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geben · abgeben · Abgabe · angeben · Angabe · Angeber · angeblich · aufgeben · Aufgabe · ausgeben · Ausgabe · ausgiebig · begeben · Begebenheit · beigeben · Beigabe · eingeben · Eingabe · Eingebung · ergeben · Ergebung · ergeben · Ergebenheit · Ergebnis · ergiebig · freigebig · Freigebigkeit · hingeben · Hingabe · Hingebung · hingebungsvoll · nachgeben · nachgiebig · übergeben · Übergabe · umgeben · Umgebung · Untergebener · vergeben · Vergebung · vergebens · vergeblich · zugeben · Zugabe
geben Vb. ‘(hin-, dar)reichen, schenken, überlassen’. Das gemeingerm. Verb ahd. geban (8. Jh.), mhd. geben, asächs. geƀan, mnd. gēven, mnl. ghēven, nl. geven, aengl. giefan (engl. to give ist aus dem Nord. entlehnt), anord. gefa, schwed. giva, got. giban (germ. *geban). Herkunft ungesichert. Das Verb wird allgemein mit lat. habēre ‘halten, haben, besitzen’, habilis ‘handlich, geeignet’, air. gaibid ‘nimmt, ergreift, erhält’, lit. gabénti ‘fördern, transportieren, herbei-, fortschaffen’, aruss. gabati ‘bedrängen, verfolgen (?)’, tschech. (älter) habati ‘raffen’, poln. gebać ‘anfechten, reizen, beunruhigen’ zu der in mehreren Varianten vorliegenden Wurzel ie. *ghabh-, *ghab-, *ghap- ‘fassen, nehmen’ (die letzte Variante wohl unter Einfluß der Wurzel ie. *kap- ‘fassen’, s. heben) gestellt. Der auffallende Bedeutungsunterschied zwischen den germ. Vertretern und dem ie. Wurzelansatz (‘geben’ – ‘nehmen’) wird damit erklärt, daß hier eine germ. Eigenbildung als Ersatz für ie. *dō- ‘geben’ vorliegt, die sowohl lautlich (im Vokalismus der Stammsilbe) wie inhaltlich unter dem Einfluß von germ. *neman (s. nehmen) als Gegenwort steht (was man hat, auswählend ergreift, „nimmt“, kann man darreichen, schenken, „geben“). – Die reiche Bedeutungsentfaltung des Verbs führt zu zahlreichen Präfixbildungen mit weiteren Ableitungen. abgeben Vb. ‘(einen Teil) hergeben, abtreten, überlassen, darstellen, sein’ reflexiv ‘sich beschäftigen, befassen’, frühnhd. ab(e)geben, vgl. ahd. abageban ‘verlassen, im Stich lassen’ (9. Jh.); Abgabe f. ‘zu entrichtende Leistung, Überlassung’ (2. Hälfte 17. Jh.). angeben Vb. ‘(aus)sagen, anzeigen, verraten, bestimmen, prahlen, aufschneiden’, mhd. an(e)geben, auch ‘(ein Kleid) anlegen’; Angabe f. ‘Aussage, Prahlerei, Aufschneiderei’ (Anfang 16. Jh.); Angeber m. ‘Denunziant, Aufschneider’, frühnhd. angeber ‘Anfänger, Anstifter’; angeblich Adj. ‘vermeintlich’ (1. Hälfte 18. Jh.). aufgeben Vb. ‘zur Weiterleitung übergeben, erledigen lassen, verzichten, zurücktreten’, mhd. ūfgeben; Aufgabe f. ‘Übergabe zur Weiterleitung, Auftrag, Verzicht’, mhd. ūfgābe. ausgeben Vb. ‘austeilen, aushändigen, verkünden, Geld verbrauchen, spendieren’, reflexiv ‘seine Kräfte verbrauchen, verausgaben’, ahd. ūʒgeban ‘(her)ausgeben, ausschütten’ (9. Jh.), mhd. ūʒgeben; Ausgabe f. ‘Austeilung, Aushändigung, Verkündigung, Verbrauch an Geld, Edition, Nummer einer Zeitung, Zeitschrift’, spätmhd. ūʒgābe; ausgiebig Adj. ‘reichlich’ (Mitte 18. Jh.). begeben Vb. reflexiv ‘sich aufmachen, gehen, sich ereignen, geschehen’, sich einer Sache begeben ‘auf etw. verzichten’, ahd. bigeban ‘verlassen, aufgeben’ (10. Jh.), mhd. begeben; Begebenheit f. ‘Ereignis, Geschehen’ (1. Hälfte 17. Jh.). beigeben Vb. ‘mitgeben, hinzufügen, zur Verfügung stellen, nachgeben, sich fügen’ (1. Hälfte 16. Jh.); Beigabe f. (1. Hälfte 19. Jh.). eingeben Vb. ‘einflößen, einreichen’, mhd. īngeben ‘übergeben, überweisen’; Eingabe f. ‘das Einflößen, schriftlicher Vorschlag, Gesuch’, spätmhd. ingābe; Eingebung f. ‘plötzlich auftauchender Gedanke, Intuition’ (1. Hälfte 15. Jh.). ergeben Vb. ‘als Ergebnis hervorbringen’, reflexiv ‘zustande kommen, sich hingeben, widmen, die Waffen strecken, sich dem Feind ausliefern’, ahd. irgeban ‘(von sich) geben, heraus-, übergeben, sich jmdm. ausliefern, Rechenschaft ablegen’ (8. Jh.), mhd. ergeben ‘zeigen, herausgeben, übergeben, anheimgeben, einträglich sein’, reflexiv ‘sich in jmds. Gewalt geben, sich fügen’; Ergebung f. ‘das Sichergeben, Unterwerfung, Ergebenheit’ (14. Jh.); ergeben Part.adj. ‘gefügig, hingebungsvoll, wohlgeneigt’, in frühnhd. Zeit aus dem Part. Prät. mhd. ergeben ‘sich durch Gelübde dem Mönchsleben ergeben habend’; Ergebenheit f. ‘demütige Hingabe, Fügsamkeit’, mhd. ergebenheit ‘Klostergelübde’; Ergebnis n. ‘Resultat’ (um 1800); ergiebig Adj. ‘ertragreich, fruchtbar’ (16. Jh.). freigebig Adj. ‘gern gebend, großzügig’, Freigebigkeit f. (1. Hälfte 16. Jh.). hingeben Vb. ‘weg-, fortgeben, verschenken’ (15. Jh.), reflexiv ‘sich aufopfern, sich widmen’ (18. Jh.); vgl. schon ahd. hinageban ‘hingeben, übergeben, preisgeben’ (um 1000); Hingabe f. ‘Opferbereitschaft, Leidenschaft’ und gleichbed. Hingebung f. (1. Hälfte 19. Jh.), älter im Sinne von ‘das Weg-, Fortgeben’ (Hingebung seit dem 17. Jh., Hingabe seit dem 18. Jh.); hingebungsvoll Adj. ‘voll Eifer, Aufopferung’ (1. Hälfte 19. Jh.). nachgeben Vb. ‘nicht standhalten, Widerstand aufgeben, sich fügen, erschlaffen, locker werden’, spätmhd. nāchgeben ‘zulassen, einräumen’; nachgiebig Adj. ‘nicht standhaltend, keinen Widerstand entgegensetzend, schlaff, leicht umzustimmen, fügsam’ (18. Jh.). übergeben Vb. ‘aushändigen, überantworten, ausliefern, für etw. freigeben’, reflexiv ‘sich erbrechen’, mhd. übergeben ‘übertreffen, beeinträchtigen, verletzen, verzichten’, reflexiv ‘sich aufgeben, schuldig bekennen’; Übergabe f. ‘Aushändigung, Auslieferung’ (Ende 15. Jh.). umgeben Vb. ‘ein-, umschließen’, ahd. umbigeban ‘umgeben, umstellen’ (8. Jh.), mhd. umbegeben; Umgebung f. ‘einen Ort umgebende Landschaft, jmdn. umgebender Kreis von Menschen’ (um 1800; vorher dafür Environs, nach gleichbed. frz. environs Plur.), älter im Sinne von ‘das Herumgeben, Umhängen’ (Ende 15. Jh.). Untergebener m. ‘wer einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt ist’ (um 1600), substantivierte Form zum Part.adj. untergeben ‘einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt’, eigentlich Part. Prät. zu heute nicht mehr üblichem untergeben ‘unter Aufsicht stellen’, ahd. untargeban ‘unterwerfen, unterstellen’ (um 800), spätmhd. undergeben. vergeben Vb. ‘weggeben, austeilen, verschenken, verzeihen’, meist reflexiv ‘seinem Ansehen schaden’, nur reflexiv ‘sich beim Austeilen (der Spielkarten) irren, falsch geben’, ahd. firgeban ‘vergeben, schenken, einräumen’ (8. Jh.), mhd. vergeben; Vergebung f. ‘das Vergeben, Vergabe, Verzeihung’, spätmhd. vergebunge ‘Verzeihung’; vergebens Adv. ‘vergeblich, erfolglos, umsonst, nutzlos’, spätmhd. vergeben(e)s, mit sekundärem s für gleichbed. mhd. vergebene ‘geschenkweise, unentgeltlich, umsonst, unnütz, vergeblich’, Adverb zum Part. Prät. mhd. vergeben; vgl. ahd. firgebano Adv. ‘umsonst, ohne Gegenleistung’ (um 1000). vergeblich Adj. ‘erfolglos, nutzlos, umsonst’, zuerst md. vergebelich (15. Jh.), vgl. mhd. frühnhd. vergebenlich (wohl gekürzt aus vergebendlich). zugeben Vb. ‘hinzufügen, dazugeben, für richtig erklären, einräumen, gestehen’ (15. Jh.), vgl. schon ahd. zuogeban ‘hinzufügen, zuteilen, verteilen’ (9. Jh.), dagegen mhd. zuogeben ‘tapfer auf jmdn. eindringen, jmdm. zusetzen’; Zugabe f. ‘was zusätzlich über die pflichtgemäße Leistung oder Menge hinaus gegeben wird’, spätmhd. zuogābe ‘Zugabe, Mitgift’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Angeber · Aufschneider · Bramarbas · Großsprecher · Großtuer · Möchtegern · Prahler · Renommist · Selbstdarsteller · Sprücheklopfer · Sprüchemacher · Wichtigtuer · nichts dahinter (sein)  ●  (großer) Zampano ital. · Aufpudler österr. · Wichtigmacher österr. · (der) Held vom Erdbeerfeld ugs. · Dampfplauderer ugs. · Gernegroß ugs. · Gleisner geh., veraltet · Graf Koks von der Gasanstalt (Ruhrdeutsch veraltend) ugs. · Graf Rotz von der Backe ugs. · Großkotz derb · Großmaul derb · Großschnauze ugs. · Kneipenkaiser ugs. · Kneipenkönig ugs. · Maulheld derb · Maulhure derb, weibl. · Muchtprinz ugs., berlinerisch · Poltron geh., veraltet · Poser ugs., engl. · Prahlhans ugs. · Profilneurotiker ugs. · Schaumschläger ugs. · Stammtischexperte ugs. · Windbeutel ugs. · aufgeblasener Gimpel ugs. · große Klappe und nichts dahinter ugs. · jemand, der viel erzählt, wenn der Tag lang ist ugs.
Oberbegriffe
  • unangenehme Person  ●  Unsympath männl. · Unsympathin weibl. · unangenehmer Patron ugs., männl.
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Angeber‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Angeber‹.

Verwendungsbeispiele für ›Angeber‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er mag den Ton angeben, ein Angeber ist er nicht. [Die Zeit, 25.04.1997, Nr. 18]
Diese Angeber widerlegen sich gewöhnlich durch ihre hauptberufliche Tätigkeit selber. [o. A.: ANTISEMITISMUS. In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1986]]
Doch wie es mit Angebern so ist: Wenn sie interessant bleiben wollen, versuchen sie, dem Ruf, den sie gern hätten, zu entsprechen. [Die Zeit, 20.03.2007, Nr. 13]
Da will der Kunde nicht als Angeber dastehen, der es nötig hat, mit peinlichem Zubehör zu protzen. [Die Zeit, 15.09.1999, Nr. 37]
Er sagt das nicht, weil er nicht will, sondern weil er nicht in den Ruf kommen möchte, ein Angeber zu sein. [Die Zeit, 12.06.1964, Nr. 24]
Zitationshilfe
„Angeber“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Angeber>.

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