Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Getöse, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Getöses · wird nur im Singular verwendet
Nebenform veraltet, sonst gespreizt Getös
Aussprache  [gəˈtøːzə] · [gəˈtøːs]
Worttrennung Ge-tö-se · Ge-tös
Wortzerlegung ge- tosen
Wortbildung  mit ›Getöse‹/›Getös‹ als Letztglied: Beifallsgetöse / Beifallsgetös · Donnergetöse / Donnergetös · Kampfgetöse / Kampfgetös · Kriegsgetöse / Kriegsgetös · Schlachtgetöse · Waffengetöse / Waffengetös · Wahlkampfgetöse
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Geräuschkulisse von enormer Lautstärke, besonders (fortwährendes) Tosen, Brausen
Synonym zu Getose (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: donnerndes, dumpfes, gewaltiges, infernalisches, ohrenbetäubendes Getöse
mit Genitivattribut: das Getöse der Großstadt
Beispiele:
das Getöse des Unwetters, des Sturmes, des Meeres, des Wasserfalles, der Brandung, der WaffenWDG
das Motorrad fuhr mit großem Getöse losWDG
die Ruine brach mit furchtbarem Getöse zusammenWDG
Jeder Teilnehmer des […]Spiels hat die Gelegenheit, einmal an einem der bunten Bändchen zu ziehen – natürlich unter wildem Getöse der übrigen Gäste. [Cars Zugpinata mit 6 Bändern, 18.05.2023, aufgerufen am 13.07.2023]
Ein Teil des Daches fiel unter dem Gewicht mit lautem Getöse ein. [Die Zeit, 19.01.2012 (online)]
Ein Sommergewitter zog mit Getös’ [sic!] vom Borsberg über Leuben und Niedersedlitz bis nach Pirna. [Leipziger Volkszeitung, 11.06.2007]
Ein Feuer fährt um den Himmel und ein Getös herunter wie Posaunen. [Frankfurter Rundschau, 17.10.2007]
2.
übertragen Handlung, Maßnahme, die Aufmerksamkeit erregt, Interesse weckt bzw. dazu beitragen soll; aufsehenerregende, meist öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung bzw. deren Begleitumstände
Synonym zu Getos (2)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: mediales, propagandistisches, populistisches, publizistisches, nationalistisches, rhetorisches, verbales Getöse
als Akkusativobjekt: Getöse veranstalten
in Präpositionalgruppe/-objekt: für Getöse sorgen; im Getöse untergehen; mit Getöse [etw.] ankündigen, verkünden
mit Genitivattribut: das Getöse des Wahlkampfs
Beispiele:
Ungeachtet des politischen Getöses und der Anrufe erboster Staatschefs hat die EZB (= Europäische Zentralbank) die Zinsen nun leicht auf 2,25 Prozent erhöht. [Leipziger Volkszeitung, 02.12.2005]
»Die Deutsche Bahn und die Bundesregierung haben Ende Juni mit großem Getöse die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore zwischen den Ballungszentren angekündigt. Das Ziel soll ein sogenanntes Hochleistungsnetz für Deutschland bis 2030 sein«, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). [BEG kritisiert Infrastrukturzustand, 28.07.2022, aufgerufen am 13.06.2023]
Sowohl die Parteien als auch die Regierung scheinen bei allem Getöse um das Bankgeheimnis in der Schweiz zu vergessen, dass zumindest in der Vergangenheit (oder noch heute?) auch den Parteien diese Diskretion recht willkommen war. [Ankauf von Steuer-CDs und Verschwendung von Steuergeldern, 27.05.2016, aufgerufen am 15.06.2023]
Vier Dutzend Stände werden nach Auskunft des Veranstalters [eines Renaissance-Adventsmarkts] aufgebaut. Ihre Besitzer buhlen mit allerlei Getös um die Gunst der potenziellen Kundschaft. Neu ist in diesem Jahr eine Puppenbühne. Zu den schon traditionellen Vergnügen gehören Badehaus und Dampfsauna. [Leipziger Volkszeitung, 28.11.2006]
Die Älteren werden sich noch an das Getöse erinnern, das am Ende der sechziger Jahre »sexuelle Revolution« genannt worden ist. [Die Zeit, 04.10.1996]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Getöse n. ‘anhaltender Lärm, Krach’, mhd. gedœʒe ‘Geräusch, Lärm, Wasserfall’ (13. Jh.) ist eine Kollektivbildung zu ahd. thōʒ (um 1000), mhd. dōʒ ‘Schall, Geräusch’, Verbalabstraktum zu ahd. thioʒan ‘tosen (vom Wasser), hervorströmen’ (10. Jh.; vgl. gi-, irthioʒan, 9. Jh.), mhd. dieʒen ‘laut schallen, rauschen, sich erheben, aufschwellen’, aengl. þēotan ‘heulen (vom Wolf), rauschen (vom Wasser), hervorbrechen’ (dazu geþēot ‘Geheul’), anord. þjōta ‘heulen, rauschen’, schwed. tjuta ‘heulen’, das mit anord. þytr ‘Lärm, Geheul’, got. þuthaúrn ‘Trompete’, den unter tuten (s. d.) behandelten Verben sowie griech. tytṓ (τυτώ) ‘Nachteule’, lat. tutubāre ‘schreien’ (von der Eule), lit. tūtúoti ‘tuten, blasen’, tūtà ‘Rohrpfeife, Schalmei, Trompete’ und (bei abweichendem Dental) aind. thuthukṛt (Vogelname) auf eine in Vogelrufen und anderen Schalleindrücken bezeugte onomatopoetische Form ie. *tū̌ bzw. ihre Reduplikation ie. *tū̌tū̌ zurückzuführen ist. Im Nhd. wird das mhd. Kollektivum vielfach mit Getose vermischt, diesem lautlich angeglichen (seit 16. Jh.), so daß Getöse und Getose gleichermaßen als zu tosen (s. d.) gehörig empfunden werden.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Gedröhn · Gedröhne · Getöse · Krach · Lärm  ●  Bahö ugs., österr. · Gerumse ugs. · Rabatz ugs. · Radau ugs. · Trara ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Getöse‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Getöse‹.

Zitationshilfe
„Getöse“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Get%C3%B6se>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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