Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Raubbau, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum)
Aussprache 
Worttrennung Raub-bau
Wortzerlegung rauben Bau
eWDG

Bedeutung

Bergmannssprache, Landwirtschaft, Forstwesen Wirtschaftsführung im Kapitalismus, um augenblicklich hohe Erträge zu erzielen bei teilweise starker Beeinträchtigung der Erzeugungsgrundlagen, besonders der Bodenfruchtbarkeit
siehe auch Abbau (1)
Beispiele:
der Raubbau am Wald
der Raubbau auf den Zechen
Raubbau mit den Forsten (be)treiben
Kohle, Erz im Raubbau gewinnen
übertragen übermäßige Beanspruchung
Beispiele:
ein Raubbau an, mit der Gesundheit
Raubbau mit seinen Kräften treiben
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Raub · rauben · Räuber · Räuberei · räubern · räuberisch · Raubbau · raubgierig · Raubgier · Raubritter · Raubvogel · Raubtier
Raub m. ‘das Rauben, gewaltsame Wegnahme, geraubtes Gut, Beute’, ahd. roub (8. Jh.), asächs. -rōf (in nōdrōf) ‘gewaltsame Entreißung, Beute, Raub’, mhd. roup, roub ‘(Sieges)beute, Geraubtes, Räuberei, Plünderung, Ernte eines Feldes’, mnd. rōf, mnl. nl. roof, afries. rāf, aengl. rēaf ‘Raub, Beute, Kleidung, Rüstung’ (germ. *rauba-) gehört zu einem im Dt. untergegangenen starken Verb, belegt in aengl. rēofan ‘brechen, zerreißen’, berēofan ‘berauben’, anord. rjūfa, rjōfa ‘brechen, zerreißen’. Westgerm. *rauba- bedeutet demnach eigentlich ‘das Ab-, Entreißen, das Entrissene’ und bezeichnet vor allem die Kriegsbeute, also auch die dem Gegner abgenommene Rüstung und Kleidung. Fraglich ist, ob im Germ. bzw. Ahd. auch ein Femininum existierte oder ob den Entlehnungen ins Mlat. und ins Roman. flektierte Formen des Maskulinums zugrunde liegen (s. Robe). Die nächsten außergerm. Verwandten sind aind. rōpáyati ‘verursacht Reißen, bricht ab’, rúpyati ‘hat Reißen im Leib’, lat. rumpere (ruptum) ‘brechen, zerreißen’, rūpēs ‘Fels, Klippe’, lit. rūpė́ti ‘kümmern, Sorge machen, am Herzen liegen’, rupùs (älter rùpas) ‘rauh, holperig, (grob)körnig’, rūpùs ‘besorgt, sorgfältig, vor-, fürsorglich, beflissen’, russ. (älter) rúpit’ (рупить) ‘besorgt machen, beunruhigen’, anzuschließen an ie. *reup- ‘ausreißen, zerreißen, brechen’, eine p-Erweiterung der vielfach weitergebildeten Wurzel ie. *reu-, *reu̯ə- ‘aufreißen, graben, aufwühlen, ausreißen, raffen’ (s. auch raufen). – rauben Vb. ‘gewaltsam in Besitz bringen, unter Anwendung oder Androhung von Gewalt wegnehmen, stehlen, entreißen’. Das gemeingerm. schwache Verb ahd. roubōn ‘(be)rauben’ (9. Jh.; vgl. biroubōn, irroubōn ‘ausplündern’, 8. Jh.), mhd. rouben, auch ‘von etw. abbringen’, asächs. rōƀon, mnd. mnl. rōven ‘(be)rauben, plündern’, nl. roven, afries. rāvia, aengl. (be)rēafian ‘plündern, mit Gewalt nehmen’, engl. to bereave ‘(be)rauben’, anord. raufa ‘ein Loch brechen’, auch (aus dem Mnd. entlehnt) ‘rauben’, got. biraubōn ‘berauben’ (germ. *raubōn) ist entweder vom Substantiv (s. oben) abgeleitet oder gehört, wofür semantische Gründe sprechen (vgl. Wissmann Nomina postverbalia 1 (1932) 10), als Deverbativum zu dem dort erwähnten, im Dt. untergegangenen starken Verb (germ. *reufan). Räuber m. ‘wer raubt, auf Raub ausgeht, vom Raub lebt, Bandit’, ahd. roubāri (11. Jh.), mhd. roubære, röubære, röuber, mnd. mnl. rōver, nl. rover, aengl. rēafere, engl. reaver, anord. (aus dem Mnd.) raufari ‘Räuber’. Räuberei f. ‘fortwährender Raub’, mhd. rouberīe. räubern Vb. ‘wie ein Räuber handeln, stehlen, rücksichtslos an sich reißen’ (19. Jh.). räuberisch Adj. ‘in der Art eines Raubes, Räubers, auf Raub ausgehend, raubgierig’ (um 1600), älter raubisch, räubisch (bei Luther reubisch), mhd. roubisch, röubisch. Raubbau m. ‘Produktionsweise, bei der um eines hohen und raschen Ertrags willen der Fortbestand der Erzeugungsgrundlagen nicht gesichert wird’ (18. Jh.), ursprünglich bergmännisch, aus der Wendung auf den Raub bauen ‘rücksichtslos, mit geringem Kostenaufwand ausbeuten und nicht an den künftigen Ertrag denken’ (Ende 17. Jh.). raubgierig Adj. ‘gierig nach Raub drängend’ (16. Jh.); dazu rückgebildet Raubgier f. (18. Jh.). Raubritter m. ‘vom Straßenraub lebender Ritter des späten Mittelalters’ (19. Jh.). Raubvogel m. ‘beuteschlagender Vogel’ (16. Jh.). Entsprechend Raubtier n. (Anfang 18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Raubbau (an) · Übernutzung

Typische Verbindungen zu ›Raubbau‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Raubbau‹.

Verwendungsbeispiele für ›Raubbau‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wo stehen wir, haben all die hehren Worte bewirkt, den Raubbau wenigstens zu verlangsamen? [Die Zeit, 02.12.1999, Nr. 49]
Inzwischen neigt sich der Raubbau an der heimischen Industrie seinem Ende zu. [Die Zeit, 23.04.1998, Nr. 18]
Doch in den meisten Teilen der Welt sind die Zeiten blindwütigen Raubbaus vorbei. [Die Zeit, 18.03.2013, Nr. 11]
Ein Ende des Raubbaus an den Meeren rückt damit weiter in die Ferne. [Die Zeit, 28.06.2012, Nr. 26]
Durch Raubbau ging der Austernfang in neuerer Zeit zunächst stark zurück. [Bauer, Hans: Tisch und Tafel in alten Zeiten, Leipzig: Koehler & Amelang 1967, S. 179]
Zitationshilfe
„Raubbau“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Raubbau>.

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