Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Reiz, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Reizes · Nominativ Plural: Reize
Aussprache 
Grundformreizen
eWDG

Bedeutungen

1.
bestimmte, von der Umgebung oder dem Organismus selbst ausgehende, physikalisch bedingte Einwirkung, die von den Sinnesorganen in spezifischer Form aufgenommen und verarbeitet wird
Beispiele:
ein mechanischer, optischer, akustischer Reiz
die Sinnesorgane nehmen adäquate Reize auf, reagieren auf physikalische und chemische Reize
ein schwacher, leichter Reiz
das grelle Licht übt einen starken Reiz auf die Augen aus
2.
angenehm anziehende Wirkung, die für jmdn. von einer Sache ausgeht, Verlockung, Anreiz, Anziehungskraft
Beispiele:
der Reiz des Neuen, der Neuheit, Ferne, Heimlichkeit, des Unbekannten, Geheimnisvollen, Verbotenen
etw. übt auf jmdn. einen starken, unwiderstehlichen Reiz aus
ich kann dieser Sache keinen Reiz abgewinnen
die Sache verliert für mich immer mehr an Reiz
das hat allen, jeden Reiz für mich verloren, hat keinen Reiz für mich
die neue Aufgabe hat gewiss ihre Reize
Außerdem, was für einen Reiz sollte es einem Weltmeister bieten, mit uns drittklassigen Spielern sich abzugeben [ St. ZweigSchachnovelle1,202]
3.
Schönheit, Zauber
Beispiele:
eine Landschaft von eigenartigem Reiz
dem Bild haftet ein besonderer Reiz an
der ästhetische, poetische Reiz einer Novelle
die dunklen Augen verliehen ihrem Gesicht einen eigentümlichen Reiz
häufig von weiblicher Schönheit
Beispiele:
eine Frau von verführerischem Reiz
weibliche Reize
sie besitzt wenig frauliche Reize
sie ist sich [Dativ] ihrer Reize bewusst
sie lässt ihre Reize spielen, geizt nicht mit ihren Reizen
sie zeigt ihre Reize allzu offen
zwei ungewöhnlich schöne Mädchen von fremdartigem Reiz [ HartungWunderkinder30]
Ruhmreicher, von Ihren Reizen besiegt zu werden, als ganz Amerika zu unterwerfen [ BrechtPauken12]
Die machten freche Bemerkungen an allen Ecken über Dinge und Lehrer und freche Witze über die Reize der Modelle [ C. Hauptm.Einhart1,105]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
reizen · gereizt · Gereiztheit · reizend · Reiz · reizbar · Reizbarkeit
reizen Vb. ‘in Erregung versetzen, herausfordern, schädlich auf einen Organismus einwirken’, ahd. reiʒen ‘anregen, verletzen’ (um 1000), reiʒōn ‘kratzen, ritzen’ (Hs. 11./12. Jh.), mhd. reiʒen, reizen ‘(an)reizen, antreiben, (ver)locken, anregen, (sich) erregen, verlangen’, mnd. rei(t)zen ‘anreizen, antreiben’, anord. reita ‘reizen, aufhetzen’ sind im Sinne von ‘reißen machen’ (übertragen ‘machen, daß jmd. aus sich herausgeht’) Kausativa zu dem unter reißen (s. d.) behandelten Verb. Zum Wechsel von Spirans und Affrikata s. beizen. – gereizt Part.adj. ‘empfindlich, erregt, nervlich angespannt’ (18. Jh.); Gereiztheit f. (Mitte 19. Jh.). reizend Part.adj. ‘verführerisch, erregend’ (1. Hälfte 15. Jh.), ‘anmutig, Wohlgefallen erweckend’ (18. Jh.), vgl. liebreizend (17. Jh.). Reiz m. ‘Einwirkung auf Psyche und Sinnesorgane, verlockende Wirkung, Anmut, Schönheit’ (18. Jh.); vgl. älteres Anreiz (Ende 15. Jh.), Liebreiz (Mitte 17. Jh.), ferner Lach-, Nies-, Husten-, Brechreiz. reizbar Adj. ‘leicht erregbar, nervös’, Reizbarkeit f. (beide 18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Anmut · Ebenmaß · Grazie · Liebreiz · Reiz · Schönheit  ●  Ästhetik geh.
Assoziationen

Anregung · Anreiz · Ansporn · Antrieb · Aufhänger · Incentivierung · Motivation · Motivierung · Reiz · Sinnesreiz  ●  Inzentiv fachspr., bildungssprachlich, selten
Unterbegriffe
Assoziationen

Assoziationen

Reiz · Sinnesreiz  ●  Stimulus fachspr.

Typische Verbindungen zu ›Reiz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Reiz‹.

Verwendungsbeispiele für ›Reiz‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Das Versuchstier reagiert auf den monotonen Reiz in analoger Weise wie auf den – zeitlich gegliederten – Reizkomplex. [Foppa, Klaus: Lernen, Gedächtnis, Verhalten, Köln u. a.: Kiepenheuer & Witsch 1965, S. 31]
Aber alles andere ist fremdartig, wenn auch nicht ohne Reiz. [Welt und Wissen, 1932, Nr. 2, Bd. 21]
Oder das Versuchstier ist nicht motiviert, die Handlung auf den wahrgenommenen Reiz hin auszuführen. [Backhaus, Werner: Allgemeine Sinnesphysiologie. In: Dudel, Josef u. a. (Hgg.) Neurowissenschaft, Berlin: Springer 1996, S. 280]
Diese tritt auf, weil das menschliche Bewußtsein fähig ist, aus geeigneten Reizen illusorische Erfahrungen herzustellen. [Feyerabend, Paul: Wider den Methodenzwang, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1976, S. 351]
Der Reiz, daß einer auf die Nase fliegt, gehört natürlich dazu. [Der Spiegel, 31.12.1990]
Zitationshilfe
„Reiz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Reiz>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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