Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Ruf, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Ruf(e)s · Nominativ Plural: Rufe
Aussprache 
eWDG

Bedeutungen

1.
meist kurze, lautliche Äußerung des Menschen, Tieres
Beispiele:
ein lauter, gellender, eiliger, langgezogener, leiser, ferner, unverständlicher, anerkennender, lachender, lockender, heftiger, böser, höhnischer Ruf
die munteren Rufe der Kinder
der schmetternde Ruf des Hahnes
der nächtliche Ruf des Käuzchens
ein Ruf ertönt, erschallt
einen Ruf ausstoßen, aufnehmen, hören
in einen Ruf ausbrechen
die Rufe der Händler
vielstimmige Rufe stiegen aus der Menge auf
wir vernahmen deutlich Rufe aus der Schlucht
der Redner schloss mit dem Ruf (= Ausruf): »Es lebe das Geburtstagskind!«
ein mahnender, warnender Ruf
die Rufe der Posten
schrille Rufe: »Sie haben uns!« [ A. ZweigErziehung274]
übertragen
Beispiel:
der Ruf des Jagdhorns, der Trompete
Aufforderung zum Kommen
Beispiele:
das Kind folgte dem Ruf des Vaters
die Rufe nach der Kellnerin wollten nicht aufhören
der balzende Ruf (= Lockruf) des Auerhahns
und als er auf den hellen Ruf [seiner Frau] ins Zimmer […] stürzte [ StormSchimmelr.7,238]
2.
Appell, Aufruf
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
an alle Bürger ergeht der Ruf zur Mitarbeit
auf unseren Ruf hin halfen alle mit
dem Ruf seines Herzens folgen
Wehe dem Geschlecht […] wenn es den Ruf seines Gewissens betäubt [ RathenauKommende Dinge345]
von der Allgemeinheit dringend geäußerter Wunsch, Forderung
Beispiel:
der Ruf nach Frieden ist unüberhörbar
3.
Berufung
a)
Angebot eines Engagements für einen namhaften Künstler
Beispiel:
der Kammersänger folgte einem Ruf an die Oper in D
b)
Hochschulwesen Angebot zur Übernahme eines Lehrstuhls
Beispiele:
an den jungen Forscher erging ein Ruf auf den Lehrstuhl für romanische Philologie
einen Ruf als Professor erhalten, annehmen, abschlagen, ablehnen
4.
Meinung über jmdn., die von vielen geteilt wird
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
ein makelloser, untadeliger, zweifelhafter, trauriger, übler, internationaler, weltweiter, literarischer, musikalischer, wissenschaftlicher Ruf
der treffliche Ruf dieses Unternehmens
ein Fachmann, Institut von bestem Ruf
sein Ruf (= Leumund) ist tadellos
dem Orchester geht ein vortrefflicher Ruf voraus
seinem Ruf schaden
einen guten Ruf haben, genießen
seine Leistung brachte ihm den Ruf eines Könners ein
seinen Ruf (als Fachmann) wahren, gefährden, aufs Spiel setzen
sein schlechter Lebenswandel untergrub seinen Ruf
seinen Ruf als Künstler verderben, ruinieren, verlieren, wiederherstellen
sich [Dativ] einen Ruf erwerben, verdienen, erhalten
auf seinen (guten) Ruf achten
in gutem, schlechtem Ruf stehen
er kam in den Ruf, ein Karrierist zu sein
jmdn. in einen zweideutigen Ruf bringen
ich bin besser als mein Ruf [ SchillerStuartIII 4]
5.
Fernsprechnummer, Rufnummer
Grammatik: nur im Singular
Beispiel:
die Bibliothek ist zu erreichen unter Ruf 55 66 33
6.
veraltet Kunde, Gerücht
Grammatik: nur im Singular
Beispiel:
Der Ruf des Krieges ist zu euch gekommen [ GoetheIphigenieI 3]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
rufen · 1Ruf · verrufen · Rufname
rufen Vb. ‘die Stimme laut ertönen lassen’. Das ursprünglich reduplizierende germ. Verb ahd. (h)ruofan (8. Jh.), mhd. ruofen, (md.) rūfen, rōfen, asächs. hrōpan, mnd. rōpen, mnl. nl. roepen, afries. hrōpa, aengl. hrōpan ‘rufen’ (germ. *hrōpan) ist ebenso wie schwach flektierendes ahd. (h)ruofen (9. Jh.), mhd. rüefen, ruofen, (md.) rūfen, rōfen, anord. hrōpa, hrœpa ‘verleumden, rufen’, schwed. ropa, got. hrōpjan ‘rufen’ (germ. *hrōpjan) vermutlich lautnachahmenden Ursprungs und gehört zu einer b-Erweiterung der Schallwurzel ie. *kar(ə)- ‘laut preisen, rühmen’, wozu auch Ruhm (s. d.) und außergerm. aind. carkarti ‘erwähnt rühmend’, karkaríḥ, karkarī́ ‘eine Art Laute’, kīrtíḥ ‘Ruhm, Kunde, Erwähnung, Preis, Lob’, griech. karká͞irein (καρκαίρειν) ‘erdröhnen, erbeben, zittern’, kḗryx (κήρυξ), (dor.) kā́ryx (κάρυς) ‘Herold, Bote’, lit. kar̃das ‘Widerhall, Echo’, kardìntis ‘sich bemerkbar machen, von sich hören lassen’, ablautend alit. apkerdžiu ‘ich verkünde’ gestellt werden können. – 1Ruf m. ‘lautliche Äußerung, Appell, Forderung, Berufung (in ein Amt), Leumund’, ahd. (h)ruof (11. Jh.), mhd. ruof, (md.) rūf, mnd. rōp ‘Ruf, Geschrei’, mnl. nl. roep, aengl. hrōp ‘Ruf, Geschrei, Klage’, anord. hrōp ‘Verleumdung, Gerücht’, got. hrōps ‘Ruf, Geschrei’ und ahd. (h)ruoft ‘Geschrei’ (8. Jh.), mhd. ruoft ‘Ruf, Geschrei, Schall, Leumund’ sind Abstraktbildungen zum Verb (vgl. auch ahd. gi(h)ruofti, mhd. geruofte, s. Gerücht). verrufen Vb. (veraltet) ‘öffentlich bekanntmachen’, mhd. (stark und schwach) verruofen, verrüefen ‘öffentlich ausrufen’, danach ‘in schlechten Ruf bringen’ (17. Jh.). Heute nur noch verrufen Part.adj. ‘übel beleumdet, berüchtigt’ (18. Jh.). Rufname m. (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Linguistik/Sprache
Ausruf · Ruf · Schrei  ●  Exclamatio fachspr., lat.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Kleinkindschrei  ●  Vagitus lat.
Assoziationen

(guter) Ruf · Ansehen · Bild · Image · Leumund · Namen · Prestige · Renommee · Reputation · Stellung
Assoziationen
  • (ein) (hohes) Ansehen genießen · (einen) Ruf zu verlieren haben · (seinen) Ruf nicht aufs Spiel setzen (wollen) · anerkannt · geachtet werden · geschätzt werden · namhaft · profiliert · renommiert  ●  (einen) guten Leumund haben variabel · (einen) guten Namen haben variabel · (einen) guten Ruf genießen variabel · (einen) guten Ruf haben variabel · (einen) guten Ruf zu verlieren haben variabel · (einen) guten Ruf zu verteidigen haben variabel · (gut) angesehen sein variabel · (sein) Name hat (in bestimmten Kreisen) einen guten Klang variabel · in einem guten Ruf stehen variabel · (sich) eines guten Ruf(e)s erfreuen geh. · bestbeleumdet geh. · gut beleumdet geh., variabel · gut beleumundet (sein) geh., variabel
  • Achtung · Ansehen · Autorität · Bedeutung · Einfluss · Geltung · Hochachtung · Prestige · Renommee · Wertschätzung · Würdigung  ●  Standing engl.
  • (einen) schlechten Ruf (haben) · (jemandem / einer Sache) haftet ein schlechter Ruf an · Imageproblem  ●  die Bösen sein ugs., fig.
  • Diffamierung · Herabwürdigung · Rufschädigung · Schmähung · Verleumdung · Verunglimpfung  ●  Diffamation geh. · Diffamie geh.
  • (das) Gesicht wahren · (die) Würde wahren
  • (große) Bekanntheit erlangen · (großes) Ansehen erlangen (mit) · (großes) Ansehen gewinnen · (sich) (großes) Ansehen erwerben (mit) · (sich) einen Namen machen (mit / durch) · bekannt werden (mit)

Laut · Lautäußerung · Ruf
Oberbegriffe
Unterbegriffe

Technik
Ruf · Rufspannung · Rufstrom · Rufton
Oberbegriffe

Berufung  ●  Designation geh., lat., bildungssprachlich · Ruf ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Ruf‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ruf‹.

Verwendungsbeispiele für ›Ruf‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Stadt läuft ihrem Ruf hinterher, den roten Mündern der zwanziger Jahre. [Riedel, Susanne: Eine Frau aus Amerika, Berlin: Berlin Verlag 2003, S. 193]
Bei jedem Ruf drehte er sich in eine andere Richtung. [Walser, Martin: Ein springender Brunnen, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998, S. 154]
Es ist dabei nicht vermeidbar, im Singen einen Ruf zu hören. [Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 3, Berlin: Aufbau-Verl. 1956, S. 141]
Der Ruf an das Selbst nimmt hiervon nicht die mindeste Kenntnis. [Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen: Niemeyer 1986 [1927], S. 264]
Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten. [Wilhelm II. (Kaiser des Deutschen Reiches): Seepredigt. In: Johann, Ernst (Hg.), Reden des Kaisers, München: Deutscher Taschenbuch-Verl. 1966 [29.07.1900], S. 89]
Zitationshilfe
„Ruf“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ruf>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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