Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
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Bedeutungen

1.
kurzer und einprägsam formulierter, oft gereimter Satz, der meist eine Volksweisheit, Lebensregel beinhaltet; kurzes Zitat mit einem allgemeingültigen Sinngehalt
Beispiele:
ein alter, weiser, goldener, frommer, bekannter Spruch
einen Spruch lernen, beherzigen, aufsagen, in ein Buch schreiben
einen (gerahmten) Spruch an die Wand hängen
ein Spruch von Goethe
Es ist eine Lust zu leben. Das soll Ihr Spruch (= Leitwort) bei Ihrem Eintritt ins Leben sein! [ RennKindheit308]
Losung, Parole
Beispiel:
wie er auf einem Abstellgleis Leerwaggons mit patriotischen Sprüchen … beschmierte [ HartungWunderkinder29]
2.
umgangssprachlich das Wesentliche kurz und treffend ausdrückende, vorher zurechtgelegte, häufig in der gleichen Formulierung mehrmals (monoton) hervorgebrachte Äußerung, die oft ein Anliegen beinhaltet
Beispiele:
der Vertreter sagte seinen Spruch an jeder Tür auf
das Kind brachte hastig, nur mühsam sein Sprüchlein hervor
abwertendseinen Spruch, sein Sprüchlein aufsagen, hersagen, herbeten
Der Mann mit der roten Mütze wartet gehorsam auf die sonore Stimme, die ihren Spruch sagen muß, dann fährt der Zug an [ BöllZug16]
(nichtssagende, belanglose, formelhafte) Äußerung mit immer wieder dem gleichen Inhalt
Beispiele:
ich kann seine Sprüche nicht mehr hören!
Sprüche machen (= leere Redensarten machen)
mach keine Sprüche! (= rede nicht darum herum, weiche nicht aus!)
Jedes Jahr die gleichen Sprüche. »Wollen Ihnen auch diesmal unseren besonderen Dank aussprechen für die geleistete Arbeit …« [ WallraffWir brauchen Dich13]
landschaftlich, besonders süddeutsch, abwertend
Beispiel:
daß der David weiter nichts tut, als in den Wirtshäusern rumzusaufen und Sprüche zu machen (= aufzuschneiden, zu prahlen) [ ScharrerHirt224]
3.
veraltend Richterspruch, Urteilsspruch
Beispiele:
einen Spruch fällen, verkünden, vollziehen
Sie sind doch ein Gefangener … ohne Verhör und Spruch [ B. FrankTrenck116]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Spruch · spruchreif
Spruch m. ‘einprägsam und treffend formulierter Gedanke’, literarisch ‘(gereimte) lyrische Form, Reimpaar’, juristisch ‘endgültig formuliertes Urteil’ (vgl. Schiedsspruch, Urteilsspruch), mhd. spruch ‘was gesprochen wird, Wort, Vers, Rede, nicht gesungenes kleineres Gedicht, Sentenz, Sprichwort, Zauberspruch, richterlicher Ausspruch, rechtliche Forderung, Klage’, mnd. sprȫke, mnl. sprōke, sprooc, nl. spreuk steht ablautend zu dem unter sprechen (s. d.) behandelten Verb. Formelhaft (große) Sprüche machen ‘das große Wort führen, hochtönende, jedoch leere Worte machen’ (Ende 19. Jh.). – spruchreif Adj. ‘bis zum Urteilsspruch gediehen’, auch ‘verhandlungsreif’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Jura
Entscheid · Entscheidung · Spruch · Urteil · Urteilsspruch  ●  Verdikt veraltet · Judikat fachspr.

Schlagwort · Slogan · Spruch · Werbespruch  ●  Claim (werbesprachlich) fachspr., engl., Jargon
Assoziationen

Merkspruch · Sinnspruch · Sprichwort  ●  Adagium geh., bildungssprachlich, veraltet, lat. · Parömie ugs. · Proverb fachspr. · Spruch ugs.
Assoziationen

Epigramm · Geistesblitz · Scherz · Spruch · Wortwitz · geistreiche Bemerkung · schlagfertige Äußerung  ●  Aperçu franz. · Bonmot franz. · Pointe franz. · Gag ugs., engl. · Joke ugs., engl. · Spaß ugs.
Assoziationen

Allgemeinplatz · Banalität · Binsenwahrheit · Binsenweisheit · Floskel · Gemeinplatz · Gerede ohne tiefere Bedeutung · Klischee · Phrase · Plattitüde · Schlagwort · Sprachhülse · Stammtischweisheit · Trivialität · einfache Formel · leeres Gerede · nichts sagende Redensart · nichtssagende Redensart  ●  Platitude franz. · Sprechblase (journal.) fig. · (nur so ein) Spruch ugs. · Binse ugs. · flotter Sager ugs., österr. · flotter Spruch ugs. · leeres Stroh (dreschen) ugs. · sinnentleerte Chiffre geh.
Assoziationen

Linguistik/Sprache
Unterbegriffe
Assoziationen

Jura
Entscheidungsformel · Tenor · Urteilsformel  ●  Dispositiv schweiz. · Spruch österr.

Typische Verbindungen zu ›Spruch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Spruch‹.

Verwendungsbeispiele für ›Spruch‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sagen führt bis zur Sage – Sprechen führt bis zum Spruch. [Reimann, Hans: Vergnügliches Handbuch der Deutschen Sprache, Düsseldorf: Econ-Verl. 1964 [1931], S. 0]
Das Lied mochte er genausowenig wie den Spruch von Pitt. [Schulze, Ingo: Neue Leben, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 1038]
Aber der Spruch selber scheint mir die gleiche Situation zu meinen. [Buber, Martin: Königtum Gottes, Berlin: Schocken 1932, S. 125]
Sprüche, die eine bestimmte zauberische Wirkung hervorbringen sollen, gehören bei allen Völkern zu den urtümlichsten Formen der Dichtung. [Röhrich, L.: Zaubersprüche. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 22208]
Wer braucht das, wer glaubt das, wer will solche Sprüche? [Die Zeit, 14.10.1999, Nr. 42]
Zitationshilfe
„Spruch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Spruch>.

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