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Unverfrorenheit, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Unverfrorenheit · Nominativ Plural: Unverfrorenheiten
Aussprache 
Worttrennung Un-ver-fro-ren-heit
Wortzerlegung unverfroren -heit
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
unverfroren · Unverfrorenheit
unverfroren Part.adj. ‘dreist, unverschämt’, nach der Mitte des 19. Jhs. in der Literatursprache geläufig, sich wahrscheinlich von Berlin ausbreitend. Vielfach wird ausgegangen von mnd. unvorvērt, nd. unverfehrt ‘unerschrocken’ (16. Jh.), einem mit dem unter un- (s. d.) dargestellten Präfix zu mnd. vorvēren ‘erschrecken, einschüchtern’ (abgeleitet von mnd. vāre, s. Gefahr) gebildeten Part. Prät., das als seiner Entstehung nach undurchsichtiges und nicht mehr verstandenes Wort volksetymologisch an verfrieren Vb. ‘durch Frost Schaden nehmen’ (s. frieren) bzw. an dessen Part. Prät. verfroren angelehnt worden sei. Jedoch ist eine derartige Annahme nicht zwingend, und eine direkte Bildung des Ausdrucks im nordd. bzw. Berliner Gebiet zu verfrieren im Sinne von ‘durch Frost steif, unbeweglich, gehemmt werden’ ist keineswegs auszuschließen. – Unverfrorenheit f. ‘Dreistigkeit, Unverschämtheit, Frechheit’ (2. Hälfte 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Dreistigkeit · Frechheit · Keckheit · Unverfrorenheit · Unverschämtheit · Zumutung · harter Tobak · starker Tobak
Assoziationen
  • (eine) Frechheit · (eine) Unverschämtheit · (etwas) spottet jeder Beschreibung · haarsträubend · hanebüchen · jeder Beschreibung spotten · skandalträchtig · unerhört · unfassbar · unglaublich · unverschämt  ●  hagebüchen veraltet · nichts für schwache Nerven übertreibend · (da) bleibt einem die Spucke weg ugs., fig. · (da) hört sich doch alles auf! ugs. · (das ist) der Gipfel der Unverschämtheit ugs. · (das) schlägt dem Fass den Boden aus! ugs. · (das) schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht ugs., scherzhaft-ironisch, salopp · (das) setzt dem ganzen die Krone auf! ugs. · (dazu) fällt einem nichts mehr ein ugs. · (ein) dicker Hund ugs., fig. · (ein) starkes Stück ugs. · (eine) Zumutung! ugs. · (etwas) geht auf keine Kuhhaut ugs. · Ist das (noch) zu fassen!? ugs. · also so etwas! ugs. · bodenlos ugs. · das Allerletzte ugs. · das Letzte ugs. · das ist (ja wohl) die Höhe! ugs. · dreist ugs. · heftig! ugs. · ja gibt's denn sowas!? ugs. · kaum zu fassen ugs. · man fasst es nicht! ugs. · nicht zu fassen ugs., kommentierend · unmöglich ugs. · unsäglich geh.
  • (das ist) eine (bodenlose) Frechheit! ugs. · Frechheit! ugs. · Unverschämtheit! ugs. · da bleibt einem (ja) die Spucke weg! ugs., sprichwörtlich, fig. · da hört sich doch alles auf! ugs. · das ist (ja wohl) (die) unterste Schublade! ugs., sprichwörtlich, fig. · das ist (ja wohl) das Allerletzte! ugs. · das wäre ja noch schöner! ugs. · ich muss doch (sehr) bitten! ugs. · wie reden Sie mit mir!? ugs. · wo gibt es denn so etwas! ugs.
  • (absolut) inakzeptabel · nicht zu entschuldigen · unentschuldbar · unverzeihlich

Chuzpe · Dreistigkeit · Frechheit · Impertinenz · Respektlosigkeit · Unbescheidenheit · Unverfrorenheit · Unverschämtheit  ●  (etwas) geht auf keine Kuhhaut ugs., kommentierend
Oberbegriffe
Assoziationen
  • (eine) Frechheit · (eine) Unverschämtheit · (etwas) spottet jeder Beschreibung · haarsträubend · hanebüchen · jeder Beschreibung spotten · skandalträchtig · unerhört · unfassbar · unglaublich · unverschämt  ●  hagebüchen veraltet · nichts für schwache Nerven übertreibend · (da) bleibt einem die Spucke weg ugs., fig. · (da) hört sich doch alles auf! ugs. · (das ist) der Gipfel der Unverschämtheit ugs. · (das) schlägt dem Fass den Boden aus! ugs. · (das) schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht ugs., scherzhaft-ironisch, salopp · (das) setzt dem ganzen die Krone auf! ugs. · (dazu) fällt einem nichts mehr ein ugs. · (ein) dicker Hund ugs., fig. · (ein) starkes Stück ugs. · (eine) Zumutung! ugs. · (etwas) geht auf keine Kuhhaut ugs. · Ist das (noch) zu fassen!? ugs. · also so etwas! ugs. · bodenlos ugs. · das Allerletzte ugs. · das Letzte ugs. · das ist (ja wohl) die Höhe! ugs. · dreist ugs. · heftig! ugs. · ja gibt's denn sowas!? ugs. · kaum zu fassen ugs. · man fasst es nicht! ugs. · nicht zu fassen ugs., kommentierend · unmöglich ugs. · unsäglich geh.
  • (das ist) eine (bodenlose) Frechheit! ugs. · Frechheit! ugs. · Unverschämtheit! ugs. · da bleibt einem (ja) die Spucke weg! ugs., sprichwörtlich, fig. · da hört sich doch alles auf! ugs. · das ist (ja wohl) (die) unterste Schublade! ugs., sprichwörtlich, fig. · das ist (ja wohl) das Allerletzte! ugs. · das wäre ja noch schöner! ugs. · ich muss doch (sehr) bitten! ugs. · wie reden Sie mit mir!? ugs. · wo gibt es denn so etwas! ugs.
  • Flegelei · Flegelhaftigkeit · Grobheit · Krawallmacherei · Pöbelei · Rowdytum · Rüpelei · Rüpelhaftigkeit · provokantes Auftreten
  • Ungezogenheit · flegelhaftes Benehmen · schlechtes Benehmen · unzivilisiertes Verhalten  ●  Ungebührlichkeit Amtsdeutsch · nicht die feine englische Art ironisch · nicht gentlemanlike variabel · schlechtes Betragen Verwaltungssprache · (ein) Benehmen wie eine offene Hose derb · Flegelhaftigkeit geh. · Ungehörigkeit geh.
  • was fällt Ihnen ein (zu + Infinitiv) · was fällt dir ein (zu + Infinitiv) · was unterstehen Sie sich! · was unterstehst du dich! · wer sind Sie, dass Sie (...) · wie kannst du es wagen (zu + Infinitiv) · wie kannst du nur! · wie kommen Sie dazu (zu + Infinitiv) · wie kommst du dazu (zu + Infinitiv) · wie konnten Sie nur! · wie konntest du nur! · wie können Sie es wagen (zu + Infinitiv)  ●  Sie haben echt Nerven (einfach zu ...) ugs. · du hast vielleicht Nerven (einfach zu ...)! ugs. · was erlauben Sie sich, (einfach zu ...) ugs. · wer bist du (zu + Infinitiv) geh. · wer bist du, dass du (...) geh. · wer sind Sie (zu + Infinitiv) geh.
  • Aufdringlichkeit · Zudringlichkeit  ●  Penetranz geh.
  • Brüskierung · Missachtung · Respektlosigkeit
  • Kühnheit · Mut · Verwegenheit  ●  Schneid ugs.

Typische Verbindungen zu ›Unverfrorenheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Unverfrorenheit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Unverfrorenheit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Vor so viel studierter Unverfrorenheit blieb ihnen fast die Luft weg, und sie fühlten, wie ihnen schon Hörner wachsen wollten. [Der Spiegel, 09.03.1987]
Und dieser Mann besitzt auch noch die Unverfrorenheit, zu erklären, ihm gehe es nur um das Wohl des Landes. [Die Zeit, 16.01.2012, Nr. 03]
Den Schatten dieser Monumente zu verlassen, das erfordert Mut, aber auch eine große Portion Unverfrorenheit. [Die Zeit, 22.05.1995, Nr. 21]
Es gehört schon eine Portion Unverfrorenheit dazu, zu behaupten, es sei mehr passiert, als bekanntgegeben wurde. [Die Zeit, 05.09.1986, Nr. 37]
Die Unverfrorenheit, mit der hier ein widerspenstiger Denker eingemeindet wurde, konnten sie nicht aufheben. [Die Zeit, 29.11.1985, Nr. 49]
Zitationshilfe
„Unverfrorenheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Unverfrorenheit>.

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