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Wirbel, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Wirbels · Nominativ Plural: Wirbel
Aussprache 
Worttrennung Wir-bel
eWDG

Bedeutungen

1.
sehr schnell um einen Mittelpunkt kreisende Bewegung
a)
in einem flüssigen oder gasförmigen Medium
Beispiele:
von einem Wirbel erfasst, flogen Papierfetzen hoch
der Staub, Sand, Schnee stob, vom Winde getrieben, in unruhigen Wirbeln durch die Straßen
die Luft war voller leichter Wirbel
das Flugzeug befand sich im Mittelpunkt des Wirbels (= Wirbelsturms)
zwischen den Klippen am Ufer befanden sich gefährliche Wirbel (= Strudel)
b)
von Personen, Dingen   schnelle Drehbewegung
Beispiele:
die Tänzer, Artisten drehten sich in einem schnellen Wirbel
bevor er in Ohnmacht fiel, hatte er den Eindruck, Menschen, Bäume und Landschaft drehten sich in einem Wirbel um ihn
wir ließen uns einfach von dem Wirbel (= Sog) treiben, in den die Menschenmenge geraten war
c)
übertragen schnelles, hektisches Durcheinander
Beispiele:
seine weiteren Worte gingen unter in einem Wirbel von Gelächter und Gejohle
auf seinem Höhepunkt steigerte sich das Fest zu einem Wirbel (= Trubel) der Lebensfreude
schnelle, hektische, verwirrende Aufeinanderfolge von etw.
Beispiele:
im Wirbel der Ereignisse hatten die meisten diese Episode übersehen
ein Wirbel aller möglichen Gefühle brach über ihn herein
er suchte im Wirbel der Geschäfte und Vergnügungen sein Missgeschick zu vergessen
umgangssprachlich Aufsehen, Aufregung
Beispiele:
er blieb noch bei uns, bis sich der Wirbel gelegt hatte
es tut mir leid, dass ich so viel Wirbel verursacht habe
macht bloß nicht so viel Wirbel um die Sache!
der Künstler mochte den Wirbel um seine Person nicht
es hatte in dieser Woche viel Unruhe in seiner Familie und manchen Wirbel gegeben
als er nach Hause kam, brach der Wirbel (= Streit) los
2.
Stelle auf dem Kopf, von der aus die Haare wie von einem Mittelpunkt ausstrahlend nach allen Seiten wachsen, liegen
Beispiel:
er hat einen Wirbel auf dem Hinterkopf
3.
Trommelwirbel
Beispiel:
einen Wirbel (auf der Trommel) schlagen
übertragen
Beispiel:
er schlug mit den Fingerkuppen einen Wirbel auf der Fensterscheibe, Tischplatte
4.
einzelner Knochen der Wirbelsäule bei Wirbeltieren und Menschen, der aus einem zentralen, die stützende Funktion ausübenden runden Teil mit zwei seitlichen und einem hinteren Fortsatz besteht und einen Kanal umschließt, in dem sich das Rückenmark befindet
5.
Musik drehbarer Stift aus Holz mit zwei flachen, verbreiterten Handgriffen zum Spannen eines Saiteninstrumentes
6.
landschaftlich drehbarer Griff, Riegel zum Öffnen und Schließen von Fenstern
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Wirbel · wirbeln · Wirbelsturm
Wirbel m. ‘schnelle kreis- oder spiralförmige Bewegung, Scheitel, Vorrichtung zum Drehen, Riegel’, ahd. (h)wirbil ‘Kreisel, drehbares Gerät, Wirbelwind’ (11. Jh.), mhd. wirbel ‘Scheitel, Wendeltreppe, kreisförmige Bewegung von Wasser und Luft’, mnd. mnl. nl. wervel, afries. hwarel, hwardel, aengl. hwyrfel, anord. hvirfill, schwed. virvel steht als maskuline Gerätebezeichnung mit dem Suffix germ. -ila- (*hwirbila-) zu dem unter werben (s. d.) behandelten Verb. Ausgang der Bedeutungsentwicklung ist ‘sich drehen, Drehung’; vgl. besonders ‘Haarwirbel, Scheitelpunkt’ (12. Jh.), ‘Wirbelknochen’ (16. Jh.), ‘Trommelwirbel’ (18. Jh.); übertragener Gebrauch im Sinne von ‘Durcheinander, Gewühl’ setzt vereinzelt bereits in mhd. Zeit ein. – wirbeln Vb. ‘eine schnelle, drehende Bewegung ausführen’ (16. Jh.). Wirbelsturm m. (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Anatomie
Rückenwirbel · Wirbelknochen  ●  Wirbel ugs.
Oberbegriffe

Strudel · Wasserstrudel · Wirbel

Vortex · Wirbel
Assoziationen

Durcheinander · Hin und Her · Rummel · Trubel · Wirbel  ●  Gewiggel ugs., regional
Assoziationen

(großes) Getöse · (großes) Tamtam · Aufhebens · Aufregung · Aufsehen · Federlesen(s) · Gesums · Getue · Gewese · Hype · Schaumschlägerei · Theaterdonner · Wirbel · viel Lärm um nichts  ●  (einen) ganz großen Bahnhof (machen) fig. · Aufruhr fig. · Hysterie fig. · (großes) Trara ugs. · (übertrieben viel) Tamtam (um etwas) ugs., salopp · Aufgeregtheit geh. · Aufriss ugs. · Bohei ugs. · Buhei ugs. · Furore (machen) geh. · Gehabe ugs. · Gemach(e) ugs. · Geschiss derb · Getrommel ugs. · Riesenbohei ugs. · Rummel ugs. · Sturm im Wasserglas ugs. · Tebs ugs., sehr selten · Theater ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen

(große) Aufregung (um) · (große) Beachtung · Aufgeregtheit(en) · Aufsehen · Rummel (um) · Wirbel (um)  ●  Furore geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Wirbel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wirbel‹.

angebrochen Anzahl Artistik ausgerenkt auslösen Bandscheibe Branchiostegalstrahlen eingerollt entfachen entfacht erheblich gebrechen gebrochen gehörig Gelenk medial präsakral Rippe Schwanzwirbel seitenständig sorgen Strudel verschmolzen verschoben verursachen vorderständig Wirbelsäule ziehend ziemlich

Verwendungsbeispiele für ›Wirbel‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Lage wurde stehend, der Wirbel konstant, Asta fürchterlich müde. [Doderer, Heimito von: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre, Gütersloh: Bertelsmann 1996 [1951], S. 889]
Nicht gar zu weit weg hüpfte das Licht in einem Wirbel von Sand. [Seghers, Anna: Die Wellblech-Hütte. In: Kesten, Hermann (Hg.) 24 neue deutsche Erzähler, Leipzig u. a.: Kiepenheuer 1983 [1929], S. 152]
Die Wirbel kommen dadurch an die vom Spieler rechts gelegene Wand zu sitzen. [Neupert, Hanns: Cembalo. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1952], S. 16924]
In dem ganzen Wirbel hätten wir dann beinahe die Boxen vergessen. [C’t, 1998, Nr. 7]
Wenn es praktische Erfahrungen gibt, wird sich der Wirbel legen. [Die Zeit, 29.04.1999, Nr. 18]
Zitationshilfe
„Wirbel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wirbel>.

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