abziehen
GrammatikVerb · zieht ab, zog ab, ist/hat abgezogen
Aussprache [ˈapʦiːən]
Worttrennung ab-zie-hen
Wortbildung
mit ›abziehen‹ als Erstglied:
Abziehapparat
· abziehbar · Abziehbild · Abzieher · Abziehklinge · Abziehpresse · Abziehriemen · Abziehstein · Abziehvorrichtung
· mit ›abziehen‹ als Grundform: abgezogen · Abzug
· mit ›abziehen‹ als Grundform: abgezogen · Abzug
Mehrwortausdrücke
eine Nummer abziehen ·
eine Schau abziehen ·
eine Show abziehen
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Bedeutungsübersicht
- 1. sich entfernen
- a) ⟨jmd., etw. zieht ab⟩ irgendwo (von einem Einsatzort, aus einem Einsatzgebiet, von einem Stationierungsort o. Ä.) abrücken, abmarschieren
- b) ⟨etw. zieht ab⟩ besonders von Zugvögeln
- c) ⟨etw. zieht ab⟩ (durch einen Luftstrom, die Strömung o. Ä.) weggetrieben, weggeweht werden
- d) [salopp] ⟨jmd., etw. zieht ab⟩ einen Ort verlassen
- 2. ⟨jmd. zieht etw. ab⟩ bezeichnet den Vorgang des Herunterziehens, Entfernens von etw. durch ziehende Bewegung
- 3. ⟨jmd. zieht jmdn., etw. ab⟩ jmdn.
abberufen; die Verfügbarkeit von etw.
beenden
bzw. etw. aus der Verfügungsgewalt von jmdm.
entfernen
- a) ⟨jmd. zieht jmdn., etw. (von irgendwo) ab⟩ irgendwo (von einem Einsatzort, aus einem Einsatzgebiet o. Ä.) zurückrufen, zurückbeordern
- b) [übertragen] ⟨jmd. zieht jmdn., etw. (von irgendwo) ab⟩ etw. binden, beanspruchen und so von etw. anderem abbringen
- 4. ⟨jmd. zieht etw. ab⟩ bezogen auf Handfeuerwaffen: betätigen und einen Schuss abgeben, auslösen
- 5. [umgangssprachlich] ⟨jmd. zieht etw. ab⟩ Synonym zu herausziehen (1)
- a) [übertragen] ⟨jmd. zieht (jmdm.) etw. ab⟩ (jmdm.) etw. auf räuberische, erpresserische Weise abnehmen und so in seinen Besitz bringen
- b) [übertragen] ⟨jmd. zieht jmdn. ab⟩ berauben, ausnehmen; übervorteilen bzw. sich auf jmds. Kosten bereichern oder Vorteile verschaffen
- 6. ⟨jmd. zieht etw. (von etw.) ab⟩ etw. (einen Wert) um einen Wert vermindern
- 7. ⟨jmd. zieht etw. ab⟩ Synonym zu glätten (1)
- 8. [Ballsport] ⟨jmd. zieht ab⟩ das Spielgerät mit großer Wucht spielen, fortbewegen
- 9. ⟨jmd. zieht etw. ab⟩
- 10. [gehoben] ⟨jmd. zieht etw. (von etw.) ab⟩ etw. aus etw. herleiten, ableiten
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
sich entfernen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
a)
⟨jmd., etw. zieht ab⟩irgendwo (von einem Einsatzort, aus einem Einsatzgebiet, von einem Stationierungsort o. Ä.) abrücken, abmarschieren
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: bedingungslos, massenhaft, schrittweise, vollständig abziehen
mit Aktivsubjekt: die Besatzung, die Wachen, Truppen, Soldaten, Streitkräfte ziehen ab
Beispiele:
Die Polizei griff
[angesichts des von applaudierenden Zuschauern flankierten Angriffs Rechtsextremer auf eine Flüchtlingsunterkunft] nicht ein; sie
zog sogar ab, als das
Haus in Brand gesteckt wurde. [Süddeutsche Zeitung, 22.08.2017]
[…] kaum waren die ruandischen Truppen
wieder abgezogen, nahmen Hutu‑Milizen verlorene
Stellungen in Nord‑Kivu wieder ein und rächten sich an der
kongolesischen Tutsi‑Minderheit dort. [Die Zeit, 17.12.2009]
Unter den Augen der bewaffneten Soldaten, die mit gepanzerten
Fahrzeugen in Stellung blieben, zogen die
Demonstranten am Dienstag aus dem Regierungsviertel
ab. [Der Spiegel, 14.04.2009 (online)]
Die Entführer hatten mit der Ermordung des achtfachen Vaters
gedroht, sollten die Einsatzkräfte nicht bis zum 20. Juli
abgezogen sein. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2004]
b)
⟨etw. zieht ab⟩besonders von Zugvögeln
Synonym zu wegfliegen (1 a)
Beispiele:
die Zugvögel ziehen (im Herbst) abWDG
Der Klimawandel sorge dafür, dass die Stare erst viel später
Richtung Süden abziehen. [Süddeutsche Zeitung, 19.10.2020]
Jetzt wird es bald Winter, die Zugvögel
ziehen
ab in die Sonne gen Süden. [Maschmeier, Renate Gerda: Weidenkäpsel. [o. O.]: BookRix 2012]
»Früher waren die Bäume schwarz von Fledermäusen«, erinnert sich
der Aeta S[…]. »Wenn sie um sechs Uhr
aufstieben, um auf Beutezug zu gehen, war der abendliche Himmel von
ihrem schrillen Kreischen erfüllt.« Doch mit den GIs
(= Soldaten)
zogen auch die meisten Fledermäuse
ab. Denn in dem 18.000 Hektar großen Areal
[einer verlassenen Militärbasis] wird
lärmend gebaut. [die tageszeitung, 18.11.1996]
Gegenwärtig rasten noch etwa 50.000 nordische Gänse an
Binnengewässern der DDR und an der Ostseeküste, die erst bei stärkeren
Frösten in wärmere Gefilde abziehen. [Neues Deutschland, 16.12.1982]
Es trifft tatsächlich zu, daß 1980 offensichtlich das Gros der
Schwalben etwas früher abgezogen ist, als wir es
gewöhnlich kennen. [Berliner Zeitung, 03.01.1981]
c)
⟨etw. zieht ab⟩(durch einen Luftstrom, die Strömung o. Ä.) weggetrieben, weggeweht werden
Beispiele:
der Rauch zieht (durch den Schornstein, südlich) abWDG
das Flutwasser, Eis, Gewitter zieht
abWDG
drohende Wolken ziehen abWDG
bildlichdie Nacht zieht abWDG
Der Dauerregen geht zu Ende, Tief »Alfred«
zieht nach Osten ab,
wie der DWD
(= Deutscher Wetterdienst) mitteilte. [Der Spiegel, 26.07.2017 (online)]
Während es den ganzen Tag über geregnet hatte,
zogen die Wolken am Abend
ab. [Der Spiegel, 14.06.2013 (online)]
Als die Flutwelle im indonesischen Calang
abzog, riss sie Hunderte
[Menschen]
aufs Meer hinaus. [Der Spiegel, 24.12.2005 (online)]
Da Vögel ihr Nest im Schornstein des Hauses gebaut hatten, konnte
der Rauch nicht abziehen
[…]. [Bild, 05.06.2004]
Der Landcruiser stoppt, und als der Staub der Bremswolke langsam
abzieht, steht Ali in einem Kreis von zehn
bis zwölf Stammeskriegern. [Die Zeit, 01.02.2001]
Ein Unwetter mit düsteren Regenwolken scheint gerade
abzuziehen. Vereinzelt treten weiße und
gelbliche Wolkenfetzen auf, die helles Sonnenlicht
reflektieren. [Bertuleit, Sigrid: Max Liebermann und Barbizon. Landleben – Naturerlebnis. [o. O.]: Niedersächsisches Landesmuseum 1994, S. 16]
d)
salopp ⟨jmd., etw. [ein Tier] zieht ab⟩einen Ort verlassen
siehe auch weggehenWDG
Beispiele:
er musste mit leeren Händen, langem Gesicht, Schimpf und Schande, wie ein begossener Pudel, unverrichteterdinge, enttäuscht abziehenWDG
die beiden Freundinnen zogen (vergnügt, guter Dinge) (miteinander) abWDG
zieh endlich ab!WDG
Nicht mein
Problem. – Aber meins. Ich arbeite hier. – Dann
zieh
ab und arbeite! Kümmer dich um deinen Dreck! [Jalla! Jalla!, 2000, aufgerufen am 31.10.2014]
Der
Raum sieht aus, als wären Möbelpacker unverrichteter Dinge wieder
abgezogen. [Die Zeit, 12.11.2017]
[…] selbst wenn eure Eltern zu einer
Taschengeld‑Erhöhung »Nein« sagen, solltet ihr nicht beleidigt
abziehen. [Berliner Morgenpost, 17.01.2015]
Die Familie zog erleichtert
ab, überzeugt vom Erfolg der Umerziehungskur
und voller ungerechtfertigtem Vertrauen in die Vernunft des Kindes. [Der Standard, 11.04.2014]
[…] der Kordon um die Kälber schliesst
sich rasch, und noch während die Kühe in Abwehrhaltung verharren,
zieht der Wolf ohne Jagderfolg wieder
ab. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Zürich: Schweizer Alpen-Club 2009]
[…] in Schubladen und Schränken fanden die
Diebe nichts und zogen ohne Beute
ab. [Süddeutsche Zeitung, 03.05.2004]
Lieber ließ er die Kunden mit leeren Händen
abziehen, als ihnen ein Wandkleid minderer
Qualität zu verkaufen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.02.2001]
2.
⟨jmd. zieht etw. ab⟩bezeichnet den Vorgang des Herunterziehens, Entfernens von etw. durch ziehende Bewegung
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
(behutsam) durch Ziehen ablösen, abnehmen, herunternehmen, abstreifen
Kollokationen:
mit Passivsubjekt: die Haut wird abgezogen
Beispiele:
Tieren das Fell, Früchten die Haut abziehenWDG
den Bettbezug abziehenWDG
den Ring (vom Finger), den Handschuh abziehenWDG
umgangssprachlichdie Mütze abziehen (= abnehmen)WDG
Die letzte Häutung [der Raupe] ist
ihre Verwandlung zur Puppe. »Dabei zieht die
Raupe ihre Haut ab, als wäre sie ein zu eng
gewordenes Ringelkleid.« [St. Galler Tagblatt, 21.07.2021]
Jörg A[…] sucht einen kleinen
Aufkleber
[…],
zieht die Schutzfolie
ab und klebt ihn auf das schwarz lackierte
Fahrwerk seines gerade fertiggestellten Simson‑Gespanns. [Schweriner Volkszeitung, 28.03.2019]
Einer der Ringe, er sitzt auf dem linken Daumen, lässt sich
[…]
nicht abziehen. [Süddeutsche Zeitung, 14.10.2017]
Vorsichtig zieht er die Klebestreifen
ab, faltet das Papier auseinander – und
genießt das Auspacken. [Bild am Sonntag, 23.12.2001]
Eine Klebe‑Kolonne von Jugendlichen hat ihr Werk gerade
vollendet, als die Kinder der Gegenfraktion die Plakate wieder genüßlich
abziehen. [die tageszeitung, 28.05.1996]
umgangssprachlichMein Gaul setzte so schnell […] mitten durch die meinen Weg kreuzende Kutsche,
[…] dass
ich kaum Zeit hatte, meinen Hut abzuziehen und
die darin sitzenden Damen wegen dieser Freiheit untertänigst um
Verzeihung zu bitten. [Bild, 04.05.2001]
●
spezieller etw. (Saiten) (von einem Saiteninstrument) entfernen
in gegensätzlicher Bedeutung zu aufziehen (4)WDG
Beispiele:
die Saiten (der Geige) abziehenWDG
Habe gehört, man sollte bei Konzert‑Gitarren nie alle Saiten
abziehen, um danach erst neue
raufzuspannen. [Alle Gitarrensaiten gleichzeitig/auf einmal wechseln?, 21.12.2007 , aufgerufen am 25.10.2021]
Ich würde ja mal mein Griffbrett
[…] mit
[…] Lemon‑Öl‑Zeugs
(= Zitronenöl)
behandeln, aber man muss dazu logischerweise erstmal die Saiten
abziehen. [Saiten abziehen zur Griffbrettpflege, 12.01.2006, aufgerufen am 25.10.2021]
Der Saitensatz wurde zugunsten von Nylonkernsaiten vom dem
Instrument abgezogen. [B-Stock Saitensatz 4/4 Geige/Violine Stahl rund …, aufgerufen am 22.10.2021]
b)
häufig Kochkunst von etw. (der äußeren Schicht, Haut, Schale oder ungenießbaren, holzigen Teilen, Fäden o. Ä.) befreien
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Fisch, Geflügel, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Pilze abziehen
Beispiele:
den Hasen abziehen (= abbalgen)WDG
Bohnen abziehen (= die Fäden entfernen, abfädeln)WDG
allgemeinerBetten abziehen (= den Bezug herunterziehen)
Gemüsepenne mit Makrele und Ricotta
[Überschrift]
Ziehen Sie die Aubergine
ab und schneiden Sie sie in
Würfel. [Pasta, 11.01.2023, aufgerufen am 30.08.2023]
In einer kleinen Schüssel rührst Du zunächst Essig, Öl; Senf,
Salz, Pfeffer und den Zucker zusammen. Achte darauf, dass sich alles
gleichmäßig verteilt. Nun ziehst Du den Knoblauch
sauber ab und schneidest ihn in kleine
Stücke. [Italian Dressing, 09.09.2021, aufgerufen am 30.08.2023]
Während 80 g Rosinen in einem halben Liter Weißwein schon mal
weichen, zieht man 400 g rote Zwiebel
ab und schneidet sie in dünne Ringe. [So brät man Heringe ohne fiesen Geruch, 17.01.2020, aufgerufen am 15.06.2023]
Jägerin H[…]
zieht ihre geschossenen Hasen selbst
ab, rupft Fasane und ernährt sich auch fast
ausschließlich von Wild. [Dresdner Neueste Nachrichten, 02.02.2019]
[Für das Gericht einfach] Zwiebeln und
Selleriestangen putzen, abziehen, hacken und mit
dem Lorbeerblatt zu den Bohnen geben. [Welt am Sonntag, 29.06.2014]
3.
⟨jmd. zieht jmdn., etw. ab⟩jmdn. abberufen; die Verfügbarkeit von etw. beenden bzw. etw. aus der Verfügungsgewalt von jmdm. entfernen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: den Botschafter, Personal, Truppen abziehen; das Kapital, Geld abziehen
Beispiele:
Rohstoffe, Geld aus einem Lande abziehenWDG
Ziehen die Anleger ihr Kapital aus den Fonds
ab, könne das zu Notverkäufen führen, was den
Druck auf die Immobilienmärkte weiter erhöht und damit die Stabilität des
Finanzsystems bedroht. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.10.2023]
Peking zieht Generalkonsul
ab
[Überschrift]
[…] Das Außenministerium in Peking hat
sechs Diplomaten, darunter den Generalkonsul, aus Manchester
abgezogen, nachdem sie eine polizeiliche
Vorladung erhalten hatten. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2022]
Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass Franz mit seiner
Ehefrau und weiteren Komplizen 130.000 Euro illegal aus dem Unternehmen
abgezogen haben könnte – über Scheinrechnungen
und ohne belegbare Gegenleistungen. [Geldwäscheverdacht: Razzia bei NPD-Chef, 01.04.2021, aufgerufen am 08.11.2022]
[…] das Einkaufsverhalten der Bevölkerung
hat sich in den letzten Jahren so sehr gewandelt, dass familiengeführte
Geschäfte auf dem Land kaum noch eine Chance haben. Die großen Baumärkte und
der Internethandel ziehen ganze Käuferströme
ab. Diesen Umsatzverlust konnten auch unsere
treue Stammkunden nicht kompensieren. [Allgemeine Zeitung, 06.09.2012]
a)
⟨jmd. zieht jmdn., etw. (von irgendwo) ab⟩irgendwo (von einem Einsatzort, aus einem Einsatzgebiet o. Ä.) zurückrufen, zurückbeordern
Beispiele:
Arbeitskräfte, Truppen, Flugzeuge (von einem Gebiet) abziehenWDG
Washington zieht fast alle Truppen aus
Afghanistan ab. [Süddeutsche Zeitung, 09.07.2021]
1962 zog die Sowjetunion buchstäblich in
letzter Minute ihre auf die USA gerichteten Raketen
ab. [Bild, 12.04.2018]
Aus der deutschen Botschaft in Damaskus sind die Diplomaten
[…] nach Beirut
abgezogen worden. [Die Zeit, 10.12.2012 (online)]
Viele internationale Hilfsorganisationen hätten seit dem
Anschlag auf das UN‑Hauptquartier in Bagdad vor einem Jahr ihre
internationalen Experten abgezogen[…]. [Der Standard, 18.11.2004]
Westliche Diplomaten bestätigten, daß bis zu 120 Panzerfahrzeuge
aus dem Kosovo abgezogen worden seien. [die tageszeitung, 05.10.1998]
b)
übertragen ⟨jmd. zieht jmdn., etw. (von irgendwo) ab⟩etw. binden, beanspruchen und so von etw. anderem abbringen
Beispiele:
jmds. Aufmerksamkeit, Blicke, Gedanken von seiner Aufgabe, Arbeit, seinem Buch, von jmdm. abziehenWDG
jmdn. von seinen Betrachtungen, trüben Gedanken abziehenWDG
Ich will nicht, dass diese Dinge meine Aufmerksamkeit von einem
Film abziehen, den ich gerade machen möchte. [Welt am Sonntag, 22.11.2015]
Diese Designer und Entwickler leben nur dafür, so viel von der
Aufmerksamkeit meiner Studenten abzuziehen wie
irgendwie möglich, und sie pfeifen auf jede Form von Verpflichtung, die
die Studenten mir gegenüber oder für sich selbst gemacht haben. [Süddeutsche Zeitung, 04.10.2014]
[–]
Fühlen
Sie sich ausbalanciert? [–] Im Großen und
Ganzen. Da sind natürlich die Berliner Philharmoniker; die im Griff zu
haben, ist schwer und stressig, aber auch wunderschön, der wohl härteste
Musikjob der Welt. […] da
ist [einerseits] eine neue Familie, die
viele Gedanken abzieht, die
[andererseits] manches leichter macht. [Welt am Sonntag, 16.09.2012]
Amerika wendet sich Asien sowie dem arabischen Raum zu und
zieht Aufmerksamkeit von Europa
ab – weil Europa nicht mehr der Brennpunkt
ist. [Der Tagesspiegel, 28.05.2002]
4.
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Synonym zu abfeuern (2)
Beispiele:
Er [der Angeklagte] habe
[…]
den Abzug der Pistole nicht bewusst abgezogen,
sondern die Waffe nur herausgeholt, um C[…] zu
erschrecken. [Süddeutsche Zeitung, 10.04.2000]
[»]Ach, ich versichre Dich, ich bin ganz
selig.[«] In solcher Verzückung
zieht er seine Pistolen
ab, zuerst gegen die krebskranke Henriette Vogel und
dann gegen sich selbst. Offenbar war es ihm eine Lust, mit der Waffe in der
Hand zu sterben. [die tageszeitung, 14.10.1989]
[…] eine Pistole
[wird] mit dem Handballen gehalten und mit
einem Fingerglied abgezogen. [Der Spiegel, 28.11.1977]
5.
umgangssprachlich ⟨jmd. zieht etw. ab⟩
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Synonym zu herausziehen (1)
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: den Zündschlüssel abziehen
Beispiele:
den Schlüssel abziehen (= aus dem Schlüsselloch herausziehen)WDG
eine Flüssigkeit abziehen (= heraussaugen)WDG
a)
übertragen ⟨jmd. zieht (jmdm.) etw. ab⟩(jmdm.) etw. auf räuberische, erpresserische Weise abnehmen und so in seinen Besitz bringen
Beispiele:
»Abziehen«,
so nennen die jungen Leute dieses kriminelle Hobby. Ein ganz normaler
Begriff. […] Weil ein anderer Mitschüler von der gleichen Gang
vorher auf dem Schulhof abgezogen wurde und
dessen Eltern Anzeige erstatteten, kam dann auch die Polizei in die
Schule. [»Hey Du, zeig mal Tasche!«, 10.05.2023, aufgerufen am 11.05.2023]
Am liebsten würde ich diesem Typ Jacke und Schuhe
abziehen, doch er wirkt zwar schmächtig und
untrainiert, aber damit immer noch weit stärker als ich. [Kelly Osbournes Lippenabdruck, 01.07.2022, aufgerufen am 08.11.2022]
Den anderen haben sie die Jacken
abgezogen und dann mir geschenkt, damit ich
was Anständiges zum Anziehen hatte. [–] Das
klingt jetzt nicht so schlimm. [–] Nee, im
Ernst, natürlich gab es da schon Gangs im Wedding, ich war nicht
drin. [Der Tagesspiegel, 03.09.2006]
b)
übertragen ⟨jmd. zieht jmdn. ab⟩berauben, ausnehmen; übervorteilen bzw. sich auf jmds. Kosten bereichern oder Vorteile verschaffen
Beispiele:
Genüsslich erzählt er ihr was von Abschiebung. Erst als Hazal
weint und ihm von ihren superstrengen türkischen Eltern vorschluchzt,
von ihrem Vater, der sie schlägt, lässt er sie gehen. Vorher kassiert er
noch eine »Fangprämie«. Hazal sagt: »Der Typ
zieht mich ab und
kommt sich vor wie ein Sozialarbeiter. Er hält mir noch eine
Moralpredigt, aber da höre ich schon nicht mehr zu und überlege, wo ich
schnellstens Geld herbekomme.« [Süddeutsche Zeitung, 04.02.2017]
Bestimmt hast Du schon einmal davon gehört, dass ältere Kinder
jüngere Mitschüler »abziehen«. Das heißt, sie
drohen ihnen und nehmen ihnen Geld, Wertsachen oder Marken‑Kleidung ab.
Das ist nichts anderes als Erpressung. [Neue Osnabrücker Zeitung, 22.07.2016]
Ihre [der als Streitschlichter ausgebildeten Schulkinder] Aufgabe ist es, auf dem Schulhof für
Ordnung zu sorgen, dazwischenzugehen, wenn wieder einmal gestritten oder
geprügelt wird oder Kinder andere Kinder
»abziehen«, also ihnen mit Gewalt Sachen
wegnehmen. Ohne diese Helfer, von weitem erkennbar an ihren gelben
Baseball‑Kappen mit der grünen Aufschrift »Schlichter«, wäre der
Schulhof wohl nicht mehr zu kontrollieren, sagt Martin
U[…]. [Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.01.2004]
ironischDas Wissen und die langjährige Erfahrung verhilft den
Heimbewohnern [beim Spiel »Mensch ärgere Dich nicht«] so manches Mal zum Sieg. »Die sind voll gut
und ziehen mich jedes Mal
ab«, stellt ein Schüler mit wohl nicht ganz
ernsthafter Entrüstung fest. [Neue Westfälische, 27.07.2016]
6.
⟨jmd. zieht etw. (von etw.) ab⟩etw. (einen Wert) um einen Wert vermindern
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
in gegensätzlicher Bedeutung zu addieren, Synonym zu subtrahieren
Kollokationen:
mit Präpositionalgruppe/-objekt: etw. vom Gehalt, Lohn, von den Steuern abziehen
mit Prädikativ: etw. als Betriebsausgaben, Sonderausgaben, Vorsteuer, Werbungskosten abziehen
Beispiele:
eine Summe von einer anderen abziehenWDG
einen steuerfreien Betrag, die Krankenkasse, Unfallversicherung (vom Einkommen) abziehenWDG
Unkosten, Spesen können (nachher) abgezogen werdenWDG
den Schaden, Vorschuss (vom Lohn) abziehenWDG
14 % sind vom Gehalt, vom Preis, vom Bruttogewicht abzuziehenWDG
Wer auf Dauer einen festen Job bei einer Firma oder einer Behörde
hat, bekommt die Beiträge zur Rentenversicherung automatisch vom Gehalt
abgezogen und verfügt am Ende des Arbeitslebens
meist über eine gute Rente. [Süddeutsche Zeitung, 14.08.2021]
Die Rentenversicherung zieht
[…] für jeden Monat vorgezogener Rente 0,3
Prozent der erwarteten Rente ab. [Die Welt, 06.05.2019]
Normalerweise wird [bei der Sitzverteilung im Bundestag] die Zahl der direkt gewählten Abgeordneten von
der Zahl der Sitze abgezogen, die einer Partei nach
ihrem Zweitstimmenergebnis im jeweiligen Bundesland zusteht. [Der Standard, 24.09.2009]
Wenn der Investor das Finanzamt meidet, ist die Bank verpflichtet,
eine Sicherungssteuer von 2,5 Prozent der insgesamt angesparten Summe
abzuziehen. [Der Standard, 22.02.2001]
Im Dezember nahm die Behörde […] die
angekündigten Kürzungen vor und zog dabei noch
weitere Beträge für den in den Vormonaten zuviel gezahlten Lohn
ab. [Berliner Zeitung, 19.12.1990]
●
allgemeiner eine Menge von etw. um eines oder mehrere Elemente reduzieren, verringern
Beispiele:
Der Begriff
Faschismus
konnte deshalb zu einer Sammelbezeichnung werden, weil ein
faschistisches Regime auch dann noch als faschistisch erkennbar bleibt,
wenn man ein oder mehrere Merkmale abzieht. [Die Welt, 01.02.2020]
Die Tatsache, dass sich die Menge der Fremdstoffe auf 3 bis 4
Prozent (in Mehrfamilienhäusern auf 10 Prozent) reduziert, wenn man den
Papieranteil abzieht, mag dabei auf den ersten
Blick als gute Nachricht erscheinen, aber: »Papier ist wertvoller und
muss in die blaue Tonne – denn dort bringt es Geld«, sagt der AWB‑Chef
[Leiter eines Entsorgungsbetriebs]. [Allgemeine Zeitung, 30.03.2023]
Ihr
[der Jury in einer Spiele-Show] Einwand
»Einen Begriff hatten wir doppelt, den müssen wir
abziehen«, ist bis heute Kult. [Aachener Zeitung, 10.05.2021]
7.
⟨jmd. zieht etw. ab⟩
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Synonym zu glätten (1)
Beispiele:
das Messer (auf dem Riemen, Schleifstein) abziehenWDG
ein Brett abziehen (= abhobeln)WDG
Die Lampen sind in die Decken eingelassen, das
Parkett [ist]
abgezogen
[…]. [Hamburger Abendblatt, 04.05.2021]
Gemeinsam haben sie das gesamte Haus renoviert,
Wände gestrichen, Böden abgezogen. [Die Zeit, 29.04.2014]
»Das Rasiermesser wird über einen Lederriemen
abgezogen«, erklärt er. [Neue Westfälische, 09.05.2015]
8.
Ballsport ⟨jmd. zieht ab⟩das Spielgerät mit großer Wucht spielen, fortbewegen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: volley abziehen
Beispiele:
Es ist derzeit wenig ratsam, Sven Schultze auch nur halbwegs frei zum
Wurf kommen zu lassen. Wenn er abzieht, klingelt’s in
der Regel im Korb. In Polen versenkte Albas (= Alba Berlin)
Power
Forward drei schnelle Dreier, in
Gießen sogar fünf in nur elf Minuten […]. [Berliner Morgenpost, 24.11.2010]
Nach einem Einwurf hatte er sich schön freigeschlichen und unhaltbar
abgezogen: 0:1 […]. [Leipziger Volkszeitung, 04.10.2022]
In der 80. Minute behauptete Daniel Gaedke am Elfmeterpunkt den Ball
mit dem Rücken zum Tor und legte ab zu Yasin Yilmaz
[Yılmaz],
der an der Strafraumgrenze abzog und flach links
unten die Kugel versenkte. [Münchner Merkur, 13.08.2022]
Ondrej Zelenka zieht mit Schwung Richtung Peitinger Tor, legt dann
die Scheibe ohne sich umzudrehen nach hinten ab – sie landet genau vor dem
Schläger von Marco Deubler, der direkt abzieht und
zum 1:0 verwandelt. [Münchner Merkur, 27.11.2021]
Als sich Busch ein Herz fasste und
abzog[,]
schlug sein 25‑m‑Aufsetzer in der 25. Minute zum 1:0 im linken Eck ein. [Thüringer Allgemeine, 11.12.2000]
9.
⟨jmd. zieht etw. ab⟩
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
Fotografie etw. (Abzüge, Fotos o. Ä.), anfertigen, herstellen; etw. (ein Bild, ein Dokument o. Ä.) (von einem Negativ) reproduzieren, übertragen
Beispiele:
einen Film abziehen (= enwickeln und Abzüge erstellen)WDG
Wer die Fotos [vom Diafilm]
[…] auf einem hochauflösendem 4K‑Fernseher
anschauen oder größer abziehen möchte, sollte
mindestens [eine Auflösung von] 3.000 dpi
(= Punkte pro Zoll) wählen. [Wie aus Dias Digitalfotos werden, 11.03.2021, aufgerufen am 20.10.2021]
Er [der Privatdetektiv] vermutete,
dass [der Journalist] Santanello in Vietnam
nicht das Geld oder die Möglichkeiten gehabt hatte, alle Fotos
abziehen zu lassen [Connelly, Michael: Die Verlorene. Little: Brown-Verlag 2018]
[Was passierte früher, nachdem man den Auslöser seiner Kamera gedrückt hatte?] Ein Stück Film wurde
belichtet und in die Patrone zurücktransportiert, später entwickelt und
entweder projiziert (Diafilm) oder auf Fotopapier
abgezogen (Negativfilm). [Süddeutsche Zeitung, 16.08.2010]
b)
Druckerei etw. (ein Druckerzeugnis) herstellen; etw. (einen Text, einge Grafik o. Ä.) (von einer Druckvorlage) reproduzieren, übertragen
Beispiele:
Flugblätter, einen Schriftsatz, einen Kupferstich abziehenWDG
fünfzig Exemplare wurden auf Bütten abgezogenWDG
Um vielen Wünschen entsprechen zu können, wird die
[Künstlerzeitschrift] »Kriegszeit« auch
auf echtes Büttenpapier abgezogen. [Feilchenfeldt, Rahel E. / Brandis, Markus: Paul Cassirer Verlag, Berlin 1898–1933. [o. O.]: De Gruyter 2015, S. 483]
Das
Wappenexlibris der Frankfurter Patrizierfamilien Bernhard Rohrbach und
Adelmunde von Holzhausen, ein Kupferstich des
Monogrammisten »bg«, wurde […] erst nach
Wiederauffindung der Platte um 1856 abgezogen
[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.06.1999]
Ich saß als Rekrut oft genug im Knast, weil ich auf Matrizen
Flugblätter gegen die Nato abgezogen hatte. [Der Spiegel, 13.04.1998]
Schließlich gelang es uns, einen Abzugsapparat zu beschaffen, um
in Handarbeit die von dem ebenfalls zu dieser Widerstandsorganisation
gehörenden Kommunisten Ernst Enge entworfenen Flugblätter in der
betreffenden Sprache abzuziehen und vorsichtig an
Zwangsarbeiter zu verteilen. [Neues Deutschland, 16.02.1985]
10.
gehoben ⟨jmd. zieht etw. (von etw.) ab⟩etw. aus etw. herleiten, ableitenWDG
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
siehe auch abstrahieren
Beispiele:
Begriffe, Regeln abziehenWDG
Nach Kant ist der Raum eine der beiden apriorischen
Anschauungsformen des Menschen. Kein empirischer Begriff also, der von der
Erfahrung abgezogen werden könnte, sondern eine
Anschauungsform unseres Bewusstseins. [Neue Zürcher Zeitung, 09.05.2016]
Humboldt hegt ein »wildes Vorurtheil« gegen alle Wissenschaft, die
alles auf den allgemeinen Begriff abzieht und der
hastigen Erledigung im System zuführt – auf dass, wie er sich ausdrückt,
»alles geschehen sei, ›damit erfüllet werde‹, was der Philosoph
verheißt«. [Süddeutsche Zeitung, 30.07.2002]
Wenn eine Möglichkeit besteht, aus der Menge der Verschiedenheiten,
in denen die Schaufensterdekoration in Erscheinung tritt, gewisse Gesetze
und Regeln abzulenken, wenn gültige Lehren aus der Allgemeinheit für den
einzelnen Fall abgezogen werden können, so kann dies
nur der Fall sein durch aufmerksames Betrachten von Schaufenstern, die in
der Praxis ihre Wirksamkeit erprobt haben. [Schoenfeldt, Georg: Wie der Tabakhandel Kunden wirbt. In: Ruben, Paul (Hg.): Die Reklame. Berlin: Paetel 1914, S. 226]
Einen Grund zu diesem unerhörten Schritt zog
Schenkern daraus ab
[…] [ Ric. HuchDreißigjähr. Krieg1,26]WDG
»Unsere Urteile entstehen gemeiniglich durch Beziehungen von solchen
Begriffen auf die vorgestellten Dinge, welche wir aus den Anschauungen
anderer Dinge allmählich abgezogen haben.
Wir
geben ihnen dann Bestimmungen, die in ihrem Begriffe nicht liegen, und
erweitern so unser Denken über den Gegenstand und seinen Begriff hinaus. die
so entstehenden Dinge sind synthetisch« […]. [Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1904]]
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
ziehen · ungezogen · abziehen · Abzug · abzüglich · anziehen · Anzug · anzüglich · aufziehen · Aufzug · ausziehen · Auszug · beziehen · Beziehung · beziehungsweise · Bezug · bezüglich · erziehen · Erzieher · Erziehung · nachziehen · Nachzügler · überziehen · Überzieher · Überzug · umziehen · Umzug · verziehen · Verzug · vollziehen · Vollzug · vorziehen · Vorzug · vorzüglich · zuziehen · zuzüglich
ziehen Vb. ‘mit Kraft zu sich her oder hinter sich her bewegen, zerren, zu ganzer Länge ausdehnen, aufziehen, züchten, sich fortbewegen’, reflexiv ‘sich dehnen, in die Länge erstrecken’; zusammen mit einem Substantiv dient ziehen häufig zur Umschreibung eines Verbalbegriffs, vgl. in Zweifel ziehen ‘bezweifeln’ (16. Jh.), Lehren ziehen ‘lernen’ (18. Jh.); ahd. ziohan (8. Jh.), mhd. ziehen, asächs. tiohan, mnd. tēn, tīen, mnl. tīen, afries. tiā, aengl. tēon, anord. (nur Part. Prät.) toginn ‘gezogen’, got. tiuhan ‘führen’ (germ. *teuhan). Außergerm. vergleichen sich griech. dadýssesthai (δαδύσσεσθαι) ‘zerrissen werden’, dé͞ukein (δεύκειν) ‘denken, nachdenken, Sorge tragen’, lat. dūcere ‘ziehen, schleppen, führen, leiten’, mkymr. dygaf (aus *dukami) ‘bringe’. Zugrunde liegt ie. *deuk- ‘ziehen’. Dazu gehören aus dem germ. Sprachbereich die unter Zaum, Zeug, Zeuge, zögern, Zögling, Zucht, zucken, zücken, Zug, Zügel behandelten Wörter sowie auch Herzog (eigentlich ‘Heerführer’, s. d.). Zum Part. Prät. gezogen in der Bedeutung ‘erzogen’ gehört ungezogen Adj. ‘unartig, ungehorsam’, ahd. ungizogan ‘noch nicht erzogen, unbändig’ (8. Jh.), mhd. ungezogen ‘ohne gehörige Bildung, unartig, zuchtlos’. – abziehen Vb. ‘durch Ziehen entfernen, herunterziehen, wegnehmen, weggehen, vermindern, subtrahieren’, ahd. abaziohan (9. Jh.), mhd. abeziehen; Abzug m. ‘Vorgang, Ergebnis des Abziehens, Weggang, abgezogener Betrag, Vorrichtung zum Ableiten’, mhd. abezuc; abzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘mit Abzug von, abgerechnet’ (19. Jh.), vgl. schon (md.) abezogelich (15. Jh.). anziehen Vb. ‘an sich heranziehen, straff ziehen, Kleidung anlegen’, mhd. aneziehen, auch ‘anklagen, beschuldigen’ (eigentlich ‘etw. als Beweis heranziehen’); Anzug m. ‘Vorwurf, Beschuldigung, Anmarsch, Ankunft’ (15. Jh.), im Anzuge sein ‘im Anmarsch sein, bevorstehen, beginnen’ (16. Jh.), ‘Kleidung’ (Ende 16. Jh., geläufig seit 18. Jh.), dann speziell ‘Jacke und Hose’, spätmhd. anzuc ‘Anzug (im Schachspiel)’; anzüglich Adj. ‘auf Unangenehmes, Peinliches anspielend, ungehörig, zweideutig’ (16. Jh.), vgl. anzügliche und schimpfliche Wort (17. Jh.), zu frühnhd. anzug ‘Vorwurf, Beschuldigung’ (s. oben); daneben auch im Sinne von ‘anziehend’ (Anfang 16. Jh., noch bei Goethe). aufziehen Vb. ‘durch Ziehen öffnen, in die Höhe ziehen, großziehen, erziehen, eine Feder spannen, ins Werk setzen, necken’, ahd. ūfziohan ‘emporziehen’ (um 1000), mhd. ūfziehen ‘sich erheben, in die Höhe ziehen, emporheben, auf-, erziehen, fördern, pflegen’; Aufzug m. ‘Vorrichtung zum Hochziehen, Hochfahren’, dann (ab 17. Jh.) ‘Aufmarsch, Festzug, Prozession’, mhd. ūfzuc ‘Vorrichtung zum In-die-Höhe- Ziehen, Aufschub, Anziehung, Einfluß’; Aufzug im Sinne von ‘Aufmachung’ (17. Jh.) ist eigentlich ‘die Art und Weise, wie man vor anderen aufzieht’, dann eingeschränkt auf ‘Kleidung’; die Bedeutung ‘Schauspielakt’ (seit 17. Jh.) stammt aus dem feierlichen Auftritt der Schauspieler zu Beginn eines Aktes. ausziehen Vb. ‘herausziehen, in die Länge ziehen, auseinanderziehen, ablegen, aus-, entkleiden, ausplündern, einen Auszug machen, exzerpieren, wegziehen, wegmarschieren, die Wohnung aufgeben’, ahd. ūʒziohan (9. Jh.), mhd. ūʒziehen ‘aus-, herausziehen, sich entfernen, in den Krieg ziehen, entkleiden, ausnehmen, befreien’; Auszug m. ‘das Ausziehen, Abmarsch, Auswanderung, Teilabschrift, Exzerpt, Extrakt’, mhd. ūʒzuc ‘Auszug, Einwand, Widerrede, Ausflucht, Ausnahme’. beziehen Vb. ‘auf, über etw. ziehen, (be)spannen, regelmäßig erhalten, in einen bestimmten Zusammenhang bringen’, reflexiv ‘sich berufen auf, verweisen auf’, ahd. biziohan ‘festbinden, über-, zusammenziehen, zusammenfügen, wegnehmen’ (8. Jh.), mhd. beziehen ‘zu etw. kommen, erreichen, überziehen, ein Kleid besetzen, füttern, an sich nehmen, einziehen’; Beziehung f. ‘Verbindung, innerer Zusammenhang, wechselseitiges Verhältnis, Bezug(nahme), Anspielung, Hinsicht’ (17. Jh.); beziehungsweise Konj. ‘oder vielmehr, genauer gesagt, im anderen Fall’ (Mitte 18. Jh.), älter beziehlicher Weise (17. Jh.); Bezug m. ‘Bezugnahme, Hinsicht, Beziehung, das Beziehen (von Waren), Überzug’ (Anfang 18. Jh.; Einzelbeleg schweiz. 1483); vgl. ahd. bizog ‘Decke’ (Hs. 11./12. Jh.), mhd. bezoc ‘Unterfutter’; bezüglich Adj. ‘sich auf etw. beziehend’ (vereinzelt 16. Jh., häufig seit Ende 18. Jh.); auch Präp. (19. Jh.). erziehen Vb. ‘jmdn., besonders ein Kind, geistig und charakterlich formen, seine Neigungen und Fähigkeiten entfalten’, ahd. irziohan ‘ziehen, aufziehen, erziehen’ (8. Jh.), mhd. erziehen, eigentlich ‘herausziehen’; die Bedeutung des Verbs steht seit ahd. Zeit unter dem Einfluß von lat. ēducāre ‘auf-, großziehen, ernähren, erziehen’; Erzieher m. (17. Jh., vereinzelt 15. Jh.), Erziehung f. (um 1500). nachziehen Vb. ‘hinter sich herziehen, fester anziehen, nachzeichnen, verstärken, nachfolgen’, ahd. nāhziohan (um 1000), mhd. nāchziehen; Nachzügler m. ‘wer verspätet eintrifft, Nachkömmling’, zuerst (1792) bei Goethe im Sinne von ‘hinter dem Heere zurückbleibender Soldat, Marodeur’, gebildet zu heute nicht mehr gebräuchlichem Nachzug ‘Nachhut eines Heeres’. überziehen Vb. (in trennbarer Verbindung) ‘ein Kleidungsstück über den Körper ziehen, (über etw. anderes) anziehen’ (17. Jh.); vgl. die Wendung jmdm. eins, ein paar überziehen ‘jmdm. einen Hieb, Hiebe versetzen, jmdn. schlagen’ (um 1600); (in untrennbarer Verbindung) ‘mit einem Überzug versehen, bedecken, bespannen’, auch mit Krieg überziehen ‘zum Kriegsschauplatz machen’, das Konto überziehen ‘mehr abheben, als auf dem Konto steht’; ahd. ubarziohan ‘verziehen’ (Hs. 12. Jh.), mhd. überziehen ‘über etw. ziehen, an sich ziehen, gewinnen, bedecken, überfallen, besetzen, übertreffen’; Überzieher m. ‘leichter Herrenmantel’ (Mitte 19. Jh.), früher ‘Überziehrock der Männerkleidung’ (18. Jh.); Überzug m. ‘auswechselbare Hülle, Bezug, dünne Decke, Schicht, Auflage’, auch frühnhd. überzog ‘Überfall, feindlicher Angriff’ (15. Jh.), ahd. ubarzug ‘Kleidungsstück’ (Hs. 13. Jh.). umziehen Vb. (trennbar) ‘in eine andere Wohnung ziehen, den Wohnsitz wechseln, ein anderes Kleid, einen anderen Anzug anziehen, die Kleidung wechseln’ (18. Jh.), älter ‘herum-, umherziehen, -schweifen, -wandern’ (Anfang 16. Jh.), (untrennbar) ‘sich um … herumbewegen, ziehend umkreisen, mit etw. rings umgeben, bedecken’, reflexiv ‘sich bewölken, beziehen’, mhd. umbeziehen ‘umgeben, -zingeln, überfallen, herumziehen’; Umzug m. ‘das Umherziehen, (feierlicher) Aufzug, Festzug’ (Anfang 16. Jh.), ‘Wohnungswechsel’ (19. Jh.). verziehen Vb. ‘durch Ziehen in eine vom Normalen, Üblichen abweichende Form bringen, verzerren, die Wohnung, den Wohnort wechseln, falsch, nicht in der richtigen Weise erziehen, verwöhnen, zu dicht stehende junge Pflanzen herausziehen, vereinzeln’, reflexiv ‘allmählich weiterziehen und verschwinden, sich (unauffällig) entfernen’, ahd. firziohan ‘wegnehmen, entziehen, falsch erziehen’ (8. Jh.), mhd. verziehen ‘auseinanderziehen, herausziehen, entfernen, hinziehen, aufschieben, verzögern’; Verzug m. ‘Verzögerung, Rückstand im Erfüllen einer Verpflichtung’, mhd. verzuc, verzoc, auch ‘Einspruch, Einwand’. vollziehen Vb. ‘in die Tat umsetzen, ausführen, vollstrecken’, reflexiv (seit 19. Jh.) ‘vor sich gehen, geschehen, ablaufen’, ahd. fol(l)aziohan ‘unterstützen helfen, vollenden’ (8. Jh.), mhd. vol(le)ziehen ‘vollständig ziehen, ausführen, unterstützen, gemäß verfahren, genügen, befriedigen’, eigentlich ‘etw. bis zum Ende, zum Ziele ziehen’; Vollzug m. ‘Verwirklichung, Ausführung, Vollstreckung’, mhd. volzuc. vorziehen Vb. ‘nach vorn ziehen, hervorziehen, vor etw. ziehen, bevorzugen, lieber mögen, für später Vorgesehenes auf einen früheren Zeitpunkt legen, zuerst in Angriff nehmen’, ahd. furiziohan ‘hervorziehen, vorbringen, etw., jmdn. vorziehen’ (10. Jh.), mhd. vür-, vorziehen (frühnhd. für-, vorziehen) ‘vorführen (Pferd), darlegen, anführen, geltend machen, vorenthalten’; Vorzug m. ‘Vergünstigung, Vorteil, Vorrang, Vorrecht’, mhd. vürzuc, vürzoc (frühnhd. Für-, Vorzug); auch im Sinne von ‘wertvolle, vortreffliche Eigenschaft, Vorzüglichkeit, gute Seite’ (seit 17. Jh.); vorzüglich Adj. ‘hervorragend, ausgezeichnet, vortrefflich’ (18. Jh.). zuziehen Vb. ‘durch Heranziehen schließen, zusammenziehen, festziehen, herbeirufen, von auswärts an den hiesigen Ort ziehen’, sich etw. zuziehen (z. B. etw. Übles, eine Krankheit, 18. Jh.), ahd. zuoziohan ‘anziehen, (die Bogensehne) spannen’ (um 1000), mhd. zuoziehen ‘zuziehen, zufügen, schließen, entgegenziehen, jmdm. zusetzen’; zuzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘hinzukommend, hinzuzurechnen’ (20. Jh.), wohl nach abzüglich (s. oben) gebildet.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(jemanden um etwas) prellen ·
(jemanden) ausnehmen ·
(jemanden) ausnehmen wie eine Weihnachtsgans ·
(jemanden) erleichtern um ●
(jemanden) schröpfen fig. ·
(jemandem) das Fell über die Ohren ziehen ugs., fig. ·
Geld aus der Tasche ziehen ugs., fig. ·
abcashen ugs. ·
abkassieren ugs. ·
abziehen ugs. ·
abzocken ugs.
Assoziationen |
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ausplündern ·
ausrauben ·
berauben ·
bestehlen ·
überfallen ●
beuteln landschaftlich ·
abziehen ugs. ·
beklauen ugs.
Assoziationen |
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Assoziationen |
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(die) Spülung betätigen ·
(die) Toilette spülen ·
abziehen
(Truppen / Einsatzkräfte / Diplomaten / ... von einem Ort) abziehen ·
(jemanden) abberufen ·
(jemanden) zurückbeordern ·
(jemanden) zurückrufen ·
zurückbestellen ·
zurückordern ●
(die Jungs) nach Hause holen ugs., veraltend ·
(seine Jungs) zurückholen ugs., veraltend ·
zurückpfeifen ugs.
Assoziationen |
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abbinden (Soße) ·
abziehen ·
andicken ·
binden ·
cremig machen ·
eindicken ·
legieren ·
sämig machen
Assoziationen |
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(jemandem) abnehmen (unter Gewaltanwendung) ·
(jemandem) aus der Hand reißen ·
(jemandem) entreißen ·
(jemandem) wegnehmen (unter Gewaltanwendung) ·
(jemanden) berauben ●
(etwas) abziehen jugendsprachlich ·
(jemanden) abziehen jugendsprachlich ·
rauben juristisch ·
(jemandem) wegreißen ugs.
Assoziationen |
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(jemandem etwas) entziehen ·
(jemandem) (eine Aufgabe) abnehmen ·
(jemanden) (von einer Aufgabe) entbinden ·
(jemanden) abziehen (von einer Aufgabe) ·
(jemanden) entpflichten ·
(jemanden) herausnehmen ·
(jemanden) herausziehen ·
abgeben müssen (Aufgabe) ●
(jemanden) rausnehmen ugs. ·
(jemanden) rausziehen ugs.
Assoziationen |
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(sich irgendwie) aufführen ·
(sich irgendwie) benehmen ●
(sich etwas) leisten negativ ·
(etwas) abziehen ugs.
Assoziationen |
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Assoziationen |
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Assoziationen |
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abschalten (V-Mann) ·
abziehen ·
aus dem Verkehr ziehen ·
deaktivieren
Assoziationen |
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Oberbegriffe |
Assoziationen |
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fortgehen ·
gehen (= 'weggehen') ·
sich zurückziehen ·
verschwinden ·
weggehen (Ortswechsel) ●
(den) Rückzug antreten militärisch, auch figurativ ·
Leine ziehen ugs., salopp ·
abdackeln ugs. ·
abdampfen ugs. ·
abhauen ugs., salopp ·
abschieben ugs. ·
abschwirren ugs., salopp ·
abtreten fachspr. ·
abziehen ugs. ·
abzischen ugs. ·
die Düse machen ugs. ·
entfleuchen geh., literarisch, scherzhaft ·
entrauschen geh., ironisierend ·
entschwinden geh., scherzhaft ·
scheiden geh. ·
sich entfernen geh. ·
sich trollen ugs. ·
sich verziehen ugs. ·
sich vom Acker machen ugs. ·
sich von dannen machen geh., veraltend ·
von dannen eilen geh., altertümelnd ·
von dannen rauschen geh., ironisierend ·
von dannen ziehen geh., veraltend ·
wieder gehen (nach Besuch) ugs.
Assoziationen |
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Assoziationen |
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Assoziationen |
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(mit einem Abzieher mit Gummilippe) herunterziehen ·
abziehen (Wasser von Fläche) ·
herunterwischen
(mit einem Abzieher = Spezialwerkzeug) herausziehen ·
abziehen (Bauteil im Maschinenbau) ·
ausbauen ·
herunternehmen ·
lösen ●
abbekommen ugs. ·
rausnehmen ugs. ·
rausziehen ugs.
abzapfen ·
in einen anderen Behälter füllen ·
umfüllen ·
umpumpen ●
abstechen (Wein) fachspr. ·
abziehen fachspr.
abziehen (Schlüssel, USB-Stick) ·
aus dem Schloss ziehen ·
herausziehen
Antonyme |
Typische Verbindungen zu ›abziehen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abziehen‹.
Anleger
Betriebsausgabe
Botschafter
Einlage
Fell
Geschäftsaufwand
Gewinnungskosten
Haut
Kampftruppe
Kapital
Lohnsteuer
Nachlaßverbindlichkeit
Punkt
Rauch
Schuldzins
Show
Soldat
Sonderausgabe
Sparer
Steuerpflichtig
Strafpunkt
Streichergebnis
Truppe
Vfr
Vorsteuer
Werbungskosten
Zündschlüssel
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- Soldatenbriefe (1745–1872) (5)
- Korpus Patiententexte (1834–1957) (34)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859) (20)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894) (235)
- Der Neue Pitaval (1842–1890) (124)
- Briefe von Jean Paul (1780–1825) (38)
- Deutsche Kunst und Dekoration (1897–1932) (9)
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