Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

anstellen

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GrammatikVerb · stellt an, stellte an, hat angestellt
Aussprache 
Worttrennung an-stel-len
Wortzerlegung 1an- stellen
Wortbildung  mit ›anstellen‹ als Erstglied: Anstellerei · anstellig · Anstellung · Anstellwinkel
 ·  mit ›anstellen‹ als Grundform: angestellt
eWDG

Bedeutungen

1.
Beispiel:
eine Leiter (an den Baum) anstellen (= anlehnen)
2.
sich anstellensich (zum Kauf) an das Ende einer Schlange stellen
Beispiele:
sich an der Theaterkasse, nach Kinokarten (in der Reihe) anstellen
Sie müssen sich hinten anstellen!
[…] jeder […] stellte sich auf den Ämtern für ihn in den endlosen Schlangen an […] [ SeghersMann13]
3.
in gegensätzlicher Bedeutung zu abstellen
a)
etw. andrehen
Beispiel:
das Wasser, die (Zentral)heizung, das Gas anstellen
b)
etw. einschalten
Beispiele:
den Fernseher, den Computer, das Bügeleisen anstellen
das Licht anstellen (= den Hauptschalter einschalten)
die Nachrichten anstellen (= einstellen)
c)
Beispiele:
die Standuhr anstellen (= das Perpendikel anstoßen)
die Klingel anstellen
4.
jmdn. beschäftigen
siehe auch Angestellte
a)
jmdn. einstellen
Beispiele:
jmdn. fest, halbtags, aushilfsweise, vorübergehend, als Lagerist anstellen
angestellt sein
im festen Dienstverhältnis stehen
Beispiele:
im Staatsdienst, bei der Regierung, Stadt, Post, an der Schule angestellt sein
sie sind eigens dazu, dafür angestellt
b)
umgangssprachlich jmdn. zu einer bestimmten Arbeit heranziehen
Beispiele:
jmdn. anstellen, etwas zu tun
ich habe ihn gleich (zum Abtrocknen) angestellt
man kann ihn zu allen Arbeiten anstellen
er lässt sich gut anstellen
sie will immer nur andere anstellen
5.
eine bestimmte Tätigkeit ausüben
a)
eine ernsthafte Arbeit
Beispiele:
ein (scharfes) Verhör mit jmdm. anstellen (= jmdn. verhören)
umgangssprachlichder Arzt hat alles mögliche mit ihr angestellt (= versucht, unternommen)
Atemübungen anstellen (= machen)
Berechnungen, Untersuchungen, Versuche anstellen
Erkundigungen, Ermittlungen, genaue, polizeiliche Nachforschungen, Recherchen anstellen
Beobachtungen, (tiefsinnige, vergleichende) Betrachtungen (über etw.), Erwägungen, Überlegungen, Vermutungen anstellen
er musste immer wieder Vergleiche anstellen
b)
umgangssprachlich etw. Törichtes
Beispiele:
Dummheiten, Unfug, etw. Schlimmes, Entsetzliches anstellen
sie wussten nicht, was sie vor Übermut alles anstellen sollten
was hast du nun wieder angestellt?
[…] gegen einen Offizier […] solche Zicken angestellt zu haben! [ F. WolfGrenze5,330]
c)
umgangssprachlich etw. in einer bestimmten Art anfangen, bewerkstelligen
Beispiele:
etw. fein, klug, schlau, (un)geschickt, dumm, hinterlistig anstellen
er wusste nicht, wie er es anstellen sollte
6.
umgangssprachlich sich anstellensich aufführen, benehmen
Beispiele:
sich (bei einer Sache) geschickt, wie ein Baby, unvernünftig, kindisch anstellen
stell dich nicht so dumm an!
stell dich nicht so an! (= hab dich nicht, zier dich nicht so!)
er stellte sich an, als wüsste er von nichts
[…] Otti stellte sich reineweg toll an wegen ihres Lieblings […] [ FalladaJeder stirbt364]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stellen · Stelle · Stellmacher · Stellvertreter · Stellung · Stellage · abstellen · anstellen · Angestellter · Anstellung · ausstellen · Ausstellung · bestellen · entstellen · herstellen · wiederherstellen · Hersteller · Herstellung · nachstellen · verstellen · Verstellung · vorstellen · Vorstellung
stellen Vb. ‘an einem Ort zum Stehen bringen, aufstellen’, ahd. stellen (8. Jh.), mhd. stellen, stallen (Prät. mit Rückumlaut ahd. stalta, mhd. stalte, s. auch Anstalt, Gestalt), asächs. stellian ‘hinstellen’, mnd. mnl. nl. stellen, aengl. stellan sind im Sinne von ‘an einem Standort aufstellen’ gebildet zu germ. *stalla- ‘Standort, Platz’ (s. 1Stall). – Stelle f. ‘Ort, Platz, Amt, Behörde’, Rückbildung des 16. Jhs. aus dem Verb, eigentlich ‘Platz, Ort, wo etw. steht’; vgl. mhd. himelstelle ‘Stelle, Sitz im Himmel, Himmelsthron’. Stellmacher m. ‘wer Gestelle für Wagen herstellt’, spätmhd. (omd.) stellemacher, im Nordd. und Omd. verbreitet, zum ja-Stamm Stell n. ‘Gestell’ (frühnhd. bis ins 17. Jh., noch mundartlich im Nordd.), vgl. ahd. -stelli in forastelli ‘Stuhlverstopfung’ (um 1100); s. auch Bettgestell. Stellvertreter m. ‘wer im Auftrag und Namen eines anderen handelt’ (17. Jh.). Stellung f. ‘das Stellen, Körperhaltung, Stand, Anordnung, Lage, Amt, Posten, militärisch befestigter Punkt bzw. Abschnitt’, mhd. stallunge, stellung; vgl. stellungslos (Ende 19. Jh.). Stellage f. ‘Gerüst, Gestell’, Übernahme (16. Jh.) von nl. stellage ‘Bau- oder Schaugerüst’, einer Bildung mit frz. Endung zu mnl. stellen (s. oben). abstellen Vb. ‘etw. abschaffen, beseitigen’ (15. Jh.), ‘niedersetzen’ (16. Jh.), ‘außer Betrieb setzen, abschalten, auf etw. abzielen’ (18. Jh.). anstellen Vb. ‘nahe woran stellen, lehnen, in eine Stelle, ein Amt einsetzen, bewerkstelligen, unternehmen, anstiften, zum Fließen, Strömen bringen’, reflexiv ‘sich anreihen’, mhd. anestellen ‘einstellen, aufschieben’; Angestellter m. ‘in einem abhängigen Arbeitsverhältnis Stehender’ (Anfang 19. Jh.); Anstellung f. ‘Arbeitsverhältnis, Arbeitsplatz’ (19. Jh.), ‘Einrichtung, Anordnung, Bewirkung’, auch ‘Aufschub’ (15. Jh.), Anstellung machen (17. Jh.) für älteres Anstalt(en) machen (s. Anstalt). ausstellen Vb. ‘anfertigen, öffentlich zur Schau stellen, bemängeln, kritisieren’, auch ‘hinausstellen’ (15. Jh.); Ausstellung f. ‘öffentliches Zurschaustellen einer Sammlung o. ä., Ausfertigung, Bemängelung’ (17. Jh.). bestellen Vb. ‘in Auftrag geben, anfordern, bearbeiten, (eine Botschaft) ausrichten’, ahd. bistellen ‘besetzen, bekränzen’ (9. Jh.), mhd. bestellen ‘von allen Seiten umstellen, besetzen, einsäumen, einstellen, anordnen, besorgen, instand setzen’. entstellen Vb. ‘verunstalten’, mhd. entstellen, auch reflexiv ‘sich verstellen’, eigentlich ‘aus der rechten Stellung oder Form bringen’. herstellen Vb. ‘an einen bestimmten Platz stellen, restaurieren, anfertigen, produzieren’ (16. Jh.); wiederherstellen Vb. ‘in den alten Zustand versetzen, ausbessern, reparieren’ (18. Jh.); Hersteller m. ‘Produzent’ (19. Jh.), anfangs auch ‘Restaurator’; Herstellung f. ‘das Anfertigen, Produktion, Verlagsabteilung für typographische Gestaltung und Kalkulation der Bücher’ (19. Jh.). nachstellen Vb. ‘auflauern, verfolgen’ (16. Jh.; eigentlich Schlingen, Fallen stellen). verstellen Vb. ‘verbarrikadieren, an einen anderen Platz stellen, falsch stellen’, übertragen (reflexiv) ‘sich anders geben, als man ist, etw. vortäuschen’, mhd. verstellen ‘zum Stehen bringen, im Fließen aufhalten, (sich) verwandeln, verunstalten, unkenntlich machen’; Verstellung f. ‘Umstellung, Verunstaltung, (Vor)täuschung’ (15. Jh.). vorstellen Vb. ‘nach vorn stellen, bekannt machen’, reflexiv ‘sich ein geistiges Bild machen’ (16. Jh.); Vorstellung f. ‘das Bekanntmachen, geistiges Bild, Idee, Aufführung, Einwand, Vorhaltung’ (um 1600).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

aktivieren · anknipsen · anschalten · anstellen · einschalten  ●  anmachen ugs.
Assoziationen
Antonyme

anrichten negativ · anstellen negativ · verbrechen ironisch, negativ · (sich etwas) leisten ugs. · ausfressen ugs., negativ
Assoziationen
  • (den) Mut besitzen (zu) · (den) Mut haben (zu) · (so) mutig sein (zu) · es wagen (zu) · mutig genug sein (zu) · sich (etwas) trauen · sich trauen (zu) · sich zutrauen  ●  (den) Arsch in der Hose haben (zu) ugs. · (die) Eier haben (zu) ugs. · (etwas) bringen ugs. · Manns genug sein (zu) geh., veraltend · die Stirn haben (zu) geh., veraltend · sich getrauen geh., veraltet · sich wagen (zu) ugs., regional
  • (das) war (Täterschaft) · (das) waren (Täterschaft) · (jemand) steckt hinter · (jemandem) anzulasten sein · dahinterstecken · verantwortlich sein (für)  ●  auf jemandes Konto gehen fig.
  • (etwas) anzetteln · eine Lawine (von ...) lostreten · provozieren · vom Zaun brechen  ●  (etwas) lostreten fig. · instigieren geh.

anstellen · berufen (auf einen Lehrstuhl) · beschäftigen · einem Bewerber eine Chance geben · einstellen · engagieren · rekrutieren · unter Vertrag nehmen · verpflichten  ●  (jemanden) anheuern ugs. · dingen geh., veraltet · in Lohn und Brot nehmen geh., veraltet
Unterbegriffe

anstellen · durchführen · machen · realisieren · tun · tätigen · veranstalten · verüben  ●  begehen geh.
Unterbegriffe
Assoziationen

(sich) anstellen · (sich) haben · (sich) zieren · zimperlich sein  ●  Geschichten machen ugs. · rumzicken ugs.
Assoziationen

(sich) anstellen · (sich) einreihen · (sich) in die Schlange stellen
Assoziationen
  • als letzter bedient werden · warten müssen, bis man an der Reihe ist  ●  (sich) hinten anstellen müssen auch figurativ · als letzter drankommen ugs. · noch lange nicht dran sein ugs. · warten müssen, bis man dran ist ugs. · warten müssen, bis man drankommt ugs.
  • (als nächster) bedient werden · an der Reihe (sein) · der Nächste sein  ●  am Zug(e) (sein) geh. · die Reihe ist an dir (zu ...) geh. · dran sein ugs. · drankommen ugs.
  • Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sprichwort · immer (schön) der Reihe nach ugs. · nicht vordrängeln! ugs.
  • (in einer Schlange) warten · Schlange stehen · anstehen
  • Reihe · Schlange · Warteschlange

(den) Startknopf drücken · anlassen (Motor) · anstellen · anwerfen · einschalten · in Betrieb setzen · in Gang setzen · starten  ●  anmachen ugs. · anschmeißen ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›anstellen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anstellen‹.

Verwendungsbeispiele für ›anstellen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Eine kleine Zahl von Tieren hat es gelernt, sich noch etwas schlauer anzustellen. [Buddenbrock, Wolfgang von: Das Liebesleben der Tiere, Bonn: Athenäum 1953, S. 179]
Weil einen die zwei Mark dauern, stellt man aber bald wieder an. [Lehmann, Arthur-Heinz: Mensch, sei positiv dagegen!, Dresden: Heyne 1939 [1939], S. 66]
Also bitte, nickt man anerkennend, das kann man mit dem Genre also auch anstellen. [Die Zeit, 12.05.1999, Nr. 20]
Oder möchte jemand über den ökonomischen Nutzen des Alters Berechnungen anstellen? [Die Zeit, 25.02.1999, Nr. 9]
Jetzt erst recht, nachdem er so was hat mit mir anstellen wollen. [Lenz, Siegfried: Deutschstunde, Hamburg: Hoffmann u. Campe 1997 [1968], S. 278]
Zitationshilfe
„anstellen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anstellen>.

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