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aufschneiden

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GrammatikVerb · schneidet auf, schnitt auf, hat aufgeschnitten
Aussprache 
Worttrennung auf-schnei-den
Wortzerlegung auf- schneiden
Wortbildung  mit ›aufschneiden‹ als Erstglied: Aufschneider · Aufschneiderei  ·  mit ›aufschneiden‹ als Grundform: Aufschnitt
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. durch Schneiden öffnen
Beispiele:
einen Knoten, ein Paket, einen Briefumschlag aufschneiden
ein neues Buch (= die Seiten des neuen Buches) aufschneiden
ein Geschwür, eine Geschwulst aufschneiden
sich [Dativ] die Pulsadern aufschneiden
dem Verletzten den Stiefel aufschneiden
2.
ein Ganzes völlig in Scheiben, Stücke schneiden
Beispiele:
ein Brot, einen Schinken, eine Wurst aufschneiden
ein Teller mit aufgeschnittenem Braten, Kuchen
Lena schnitt den letzten Blaubeerkuchen auf [ StrittmatterWundertäter25]
3.
umgangssprachlich, abwertend prahlen, großsprecherisch übertreiben
Beispiele:
mit seinen Erfolgen, Heldentaten aufschneiden
er hat ja gehörig aufgeschnitten!
saloppnach Noten aufschneiden (= mächtig übertreiben)
[ich] schnitt in alledem auf, was Johanna angeblich Sündhaftes ausführte [ G. Hauptm.3,206]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
aufschneiden · Aufschneider · Aufschneiderei
aufschneiden Vb. ‘durch Schneiden öffnen oder vollkommen in Stücke aufteilen’, spätmhd. ūfsnīden ‘durch Schneiden öffnen’ (zur Herkunft s. schneiden), im 16. Jh. auch ‘die Speisen, besonders Brot und Fleisch, bei Tisch mit dem Messer in Stücke zerlegen’. Hierauf beruht wahrscheinlich die seit Anfang des 17. Jhs. allgemein gebräuchliche Übertragung ‘sich mit Lügen und Übertreibungen Ansehen zu verschaffen suchen, prahlen’ (eigentlich ‘großzügig und reichlich Unwahrheiten auftischen’?), wie namentlich die im 17. Jh. mehrfach belegte bildhafte Wendung mit dem großen Messer aufschneiden vermuten läßt. – Aufschneider m. ‘wer etw. aufschneidet’ (16. Jh.), ‘Wichtigtuer, Prahler’ (Mitte 17. Jh.). Aufschneiderei f. ‘Wichtigtuerei, Prahlerei’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

aufschneiden · in Stücke schneiden · tranchieren · zerlegen · zerschneiden · zerteilen
Oberbegriffe
Assoziationen

(mächtig) angeben · (sich) brüsten (mit) · (sich) rühmen · aufschneiden · herumprotzen · prahlen · protzen · renommieren  ●  angeben wie ein Sack Seife ugs. · angeben wie ein Sack Sülze ugs. · angeben wie ne Tüte Mücken ugs. · bramarbasieren geh. · dick auftragen ugs.
Assoziationen

(jemandem) eine wüste Geschichte auftischen · (jemanden) anflunkern · Seemannsgarn spinnen · aufschneiden · es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen · flunkern · übertreiben  ●  (jemandem) einen vom Pferd erzählen ugs. · Märchen erzählen ugs. · mit der Wahrheit kreativ umgehen geh., verhüllend, ironisierend
Oberbegriffe
  • (etwas) wahrheitswidrig behaupten · (etwas) wider besseres Wissen behaupten · die Unwahrheit sagen · lügen · schwindeln  ●  (es) mit der Wahrheit nicht so genau nehmen verhüllend · mit gespaltener Zunge sprechen fig. · es nicht so mit der Wahrheit haben ugs. · krücken ugs., regional · mogeln ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›aufschneiden‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›aufschneiden‹.

Verwendungsbeispiele für ›aufschneiden‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber am Rücken sind sie aufgeschnitten, so daß wir sie wie Ärmelschürzen anziehen können. [konkret, 1984]
Am Ende erstickt er sich selbst mit geknülltem Papier, schneidet sich alle möglichen Adern auf. [Süddeutsche Zeitung, 25.10.1997]
Mit dem Laser schneidet er die Haut an Izas Kopf auf. [Bild, 23.11.2002]
Er hat versucht, sich mit einem Messer den Hals aufzuschneiden. [Bild, 09.02.2000]
Was hätte auch an all den trüben und banalen Dingen erlogen oder aufgeschnitten sein sollen? [Werfel, Franz: Die Vierzig Tage des Musa Dagh I, Stockholm: Bermann – Fischer 1947 [1933], S. 421]
Zitationshilfe
„aufschneiden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/aufschneiden>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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