Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

besorgen

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GrammatikVerb · besorgt, besorgte, hat besorgt
Aussprache 
Worttrennung be-sor-gen
Wortzerlegung be- sorgen
Wortbildung  mit ›besorgen‹ als Erstglied: Besorger · besorglich · Besorgnis · Besorgung
 ·  mit ›besorgen‹ als Grundform: besorgt
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdn., etw. betreuen, sich um jmdn., etw. kümmern
Beispiele:
ein Baby, einen Kranken besorgen
Gäste, das Vieh, die Blumen besorgen
den Haushalt, die Wirtschaft besorgen
Du hast alles pünktlich, verständig und gut besorgt […] [ FontaneII 4,48]
2.
etw. erledigen
Beispiele:
seine Korrespondenz, Einkäufe besorgen
die Arbeit, eine Aufgabe besorgen
er hat noch etwas zu besorgen
umgangssprachlicher hat noch einige Gänge, Wege zu besorgen
sprichwörtlichwas du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen
etw. ausführen
Beispiele:
einen Auftrag besorgen
die Inszenierung des Dramas, Redaktion der Zeitschrift besorgte
eine gut besorgte Auswahl
ein gut besorgter Katalog
3.
etw. beschaffen, verschaffen
Beispiele:
eine Eintrittskarte, ein Zimmer, Visum (für jmdn.) besorgen
Geschenke, etw. zum Essen besorgen
4.
salopp es jmdm. besorgen (= es jmdm. heimzahlen)
Beispiele:
Aber im Zeugnis hat se mer's gut besorgt, da hat der Fritz noch bei geholfen […] [ ViebigTägl. Brot204]
[…] er blinzelte zu dem toten Weiß […] hinüber, sprach laut: »Dem hab ich's besorgt« […] [ MundstockMann104]
5.
um etw. Sorge haben, sich sorgen
veraltend, gehoben
Beispiele:
Wir lagen in den Betten und brauchten nicht zu besorgen, etwa vorzeitig einzuschlafen […] [ Bergengr.Rittmeisterin275]
Vorbereitet auf gar nichts, brauchte ich nicht zu besorgen, einen Faden zu verlieren, den ich nicht hatte […] [ Th. Mann12,28]
Grammatik: oft im Partizip II
Beispiele:
besorgt sein, sich besorgt zeigen
der Vater war um das kranke Kind besorgt
er war besorgt, es könne etwas dazwischenkommen

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Sorge · sorgen · besorgen · besorgt · Besorgnis · 1entsorgen · 2entsorgen · versorgen · Vorsorge · Fürsorge · Fürsorgerin · sorglich · sorgsam · sorgfältig · Sorgfalt · sorgenfrei · sorgenvoll
Sorge f. ‘Befürchtung, Unruhe, Kummer, Bemühung um Abhilfe, Fürsorge’, ahd. sorga (8. Jh.), sworga (9. Jh.), mhd. sorge ‘Besorgnis, Kummer, Furcht, Gefahr’, asächs. sorga, mnd. sorge, mnl. sorghe, surghe, nl. zorg, afries. sorge, aengl. sorh, sorg, engl. sorrow, anord. schwed. sorg, got. saúrga (germ. *surgō). Herkunft ungewiß. Falls w in ahd. sworga (Tatian, Otfrid, germ. *swurgō) und sworgēn (s. unten) als ursprünglich anzusehen ist (mit nachfolgendem Ausfall vor o), ist eine Verbindung mit aind. sū́rkṣati ‘kümmert sich um’ möglich und ie. *su̯ergh- ‘sorgen, sich worum kümmern’ ansetzbar. Ist dieses w hingegen sekundär, kann auch air. serg ‘Krankheit’, lit. sir̃gti ‘krank sein’, russ.-kslaw. sragъ ‘furchtbar drohend’, russ. (älter) soróga (сорога) ‘mürrischer, schwer zugänglicher Mensch’ verglichen werden, so daß von ie. *sergh- ‘sorgen, sich worum kümmern, krank sein’ ausgegangen werden kann. Nimmt man an, daß su̯- und s- im Anlaut wechseln, so lassen sich alle Formen vereinigen unter einem gemeinsamen Bedeutungskern ‘körperliche oder seelische Gedrücktheit, mürrisches Wesen, auch infolge von Krankheit’. Mayrhofer 3, 495 möchte dagegen die germ. Formen und das aind. Verb mit lit. sérgėti ‘behüten, bewahren’ verbinden unter einem Ansatz ie. *serəgh-, *sṝgh-, was freilich voraussetzen würde, daß germ. w sekundär ist. Zugrunde läge dann die Wurzel ie. *ser- bzw. *ser(ə)- ‘sorgend Obacht geben, schützen, bewahren’, vgl. awest. har- ‘achthaben, wachen über, behüten’, lat. servāre ‘bewahren, unversehrt erhalten’. Im Germ. entwickelt Sorge die Bedeutungen ‘Furcht vor Bedrohung’ und ‘Bemühung um Beseitigung der Bedrohungen’. – sorgen Vb. ‘sich in Befürchtungen quälen, sich kümmern um’, ahd. sorgēn (8. Jh.), sworgēn (9. Jh.), mhd. mnd. sorgen, asächs. sorgon, mnl. sorghen, surghen, nl. zorgen, aengl. sorgian, engl. to sorrow, anord. syrgja, schwed. sörja, got. saúrgan. besorgen Vb. ‘sich um etw. oder jmdn. kümmern, betreuen, beschaffen’, ahd. bisorgēn, -sworgēn (9. Jh.), mhd. besorgen ‘befürchten, sorgen für, versorgen mit, beschützen vor etw.’; besorgt Part.adj. ‘ängstlich, vorsorglich’, mhd. besorget. Besorgnis f. ‘Befürchtung’, spätmhd. besorgnis ‘Sorge, Befürchtung, Fürsorge’. Abgeleitet vom Substantiv Sorge 1entsorgen Vb. ‘von Sorgen befreien’, mhd. entsorgen; als Gegenbildung zu be-, versorgen 2entsorgen Vb. ‘Abfall, Müll beseitigen’ (2. Hälfte 20. Jh.). versorgen Vb. ‘jmdn. betreuen, etw. beschaffen’, mhd. versorgen ‘aufhören zu sorgen, sicherstellen, besorgen’, bis ins 17. Jh. auch ‘zuviel sorgen’; vgl. ahd. forasorgēn ‘ein Amt ausüben, Verwaltertätigkeit leisten’ (9. Jh.), Übersetzung von lat. prōcūrāre ‘für etw. Sorge tragen’. Vorsorge f. ‘auf Zukünftiges gerichtete Bemühung’ (16. Jh.). Fürsorge f. ‘das Sichkümmern um jmdn. oder etw., Unterstützung, Beistand’ (auch in staatlich organisierter Form), mhd. vürsorge ‘sich auf die Zukunft erstreckende Besorgnis’. Fürsorgerin f. ‘wer (berufsmäßig) Fürsorge leistet’ (Anfang 19. Jh.); vgl. älteres Fürsorger m. ‘wer für eine Sache (auch für deren Vorhandensein) Sorge trägt’ (16. Jh.). sorglich Adj. ‘Sorge tragend, Beistand leistend, sich kümmernd, achtsam’, ahd. sorglīh, sworglīh (9. Jh.), mhd. sorc-, sorgelich ‘Sorge erregend, gefährlich, bedenklich, bekümmert, ängstlich’. sorgsam Adj. ‘achtsam, vorsichtig, genau, fleißig’, ahd. sorgsam ‘wachsam, argwöhnisch’ (9. Jh.), mhd. sorc-, sorgesam ‘Sorge erregend, empfindend, tragend’. sorgfältig Adj. ‘achtsam, vorsichtig, genau’, mhd. sorc-, sorgeveltic ‘sorgend, besorgt, bekümmert, Besorgnis erregend, gefährlich’; Sorgfalt f. ‘Achtsamkeit, Vorsichtigkeit, Genauigkeit, Verantwortungsbewußtheit’ (17. Jh.), Rückbildung aus dem Adjektiv. sorgenfrei Adj. ‘ohne Sorgen, frei von Kummer, unbeschwert’ (17. Jh.), vgl. mhd. der sorgen vrī. sorgenvoll Adj. ‘bedrückt von Sorgen, Befürchtungen, Kummer’ (17. Jh.); vgl. ahd. sorgfol (9. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

besorgen · erledigen · schaffen

anschaffen · besorgen · kaufen  ●  erkaufen fig. · käuflich erwerben Papierdeutsch · (sich etwas) besorgen ugs. · (sich etwas) kaufen ugs. · (sich etwas) zulegen ugs. · (sich) holen ugs., salopp · erstehen geh. · erwerben geh.
Unterbegriffe
Assoziationen

beliefern · besorgen · geben · verschaffen · versorgen

(sich) kümmern (um) · besorgen · heranholen · heranschaffen · herbeischaffen · holen · mobilisieren · sorgen (für) · zusammenbekommen  ●  dafür sorgen, dass etwas da ist ugs. · organisieren ugs. · zusammenkriegen ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen

beschaffen · besorgen  ●  (etwas) holen ugs. · (etwas) organisieren ugs.

(der) Übersetzer sein · (die Übersetzung) verfertigen · (die) Übersetzerin sein · (ein Werk, ein Dokument) übersetzen · stammen (von)  ●  (für die Übersetzung) zuständig sein Papierdeutsch · (die Übersetzung) besorgen fachspr. · (eine Übersetzung) schaffen (= erschaffen) geh. · aus der Feder von ... stammen geh. · verantwortlich zeichnen (für) geh., Papierdeutsch

(jemanden) sexuell befriedigen  ●  (es jemandem) besorgen ugs. · (jemanden) beglücken geh., verhüllend · (jemanden) durchficken vulg. · (jemanden) durchvögeln vulg.
Assoziationen

(sich selbst) befriedigen · masturbieren · onanieren  ●  (es sich selbst) besorgen ugs. · (es sich selbst) machen ugs. · (es sich/jemandem) mit der Hand machen ugs. · (sich einen) keulen ugs. · (sich einen) rubbeln ugs. · (sich einen) runterholen ugs. · (sich einen) von der Palme wedeln ugs. · wichsen ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›besorgen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›besorgen‹.

Verwendungsbeispiele für ›besorgen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie besorgt den Vater zur Arbeit, die Kinder zur Schule. [Schulze, Hermann: Frohes Schaffen und Lernen mit Schulanfängern, Langensalza u. a.: Beltz 1939 [1931], S. 71]
Das Nachfüllen kann, wenn der Ober gerade nicht zur Stelle ist, der Herr besorgen – nie befasse sich die Dame damit! [Eichler, Lillian: So oder so? In: Zillig, Werner (Hg.), Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1928], S. 20645]
Die RAF hat immer Wert darauf gelegt, sich ihre technischen Mittel selbst zu besorgen. [Der Spiegel, 18.06.1990]
Wenn du mal wieder Geld brauchst, wie besorgst du dir das? [Der Spiegel, 30.10.1989]
Der Herr habe ihr versprochen, ihr einen Mann zu besorgen. [Fath, Rolf: Werke – P. In: Reclams Opernlexikon, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1998], S. 21836]
Zitationshilfe
„besorgen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/besorgen>.

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