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bleibenlassen

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Alternative Schreibung bleiben lassen
GrammatikVerb · lässt bleiben, ließ bleiben, hat bleibengelassen/bleiben gelassen
Worttrennung blei-ben-las-sen ● blei-ben las-sen
Wortzerlegung bleiben lassen
Rechtschreibregeln § 25 (E1), § 34 (4), § 34 (E7)
eWDG

Bedeutung

umgangssprachlich unterlassen, nicht tun
Beispiele:
etw. bleibenlassen
das Rauchen sollte er bleibenlassen
lass das bleiben!
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bleiben · verbleiben · Verbleib · unterbleiben · übrigbleiben · Überbleibsel · bleibenlassen · Hinterbliebene(r) · Bleibe
bleiben Vb. ‘einen Ort nicht verlassen, einen bestimmten Zustand beibehalten, übrig sein’, ahd. bilīban ‘(weg-, unter)bleiben’ (8. Jh.), mhd. belīben, blīben, mnd. mnl. blīven, nl. blijven, aengl. belīfan sind Präfixbildungen zu einem untergegangenen Simplex germ. *līƀan, zu dem auch die Kausativa ahd. leiben ‘hinterlassen, übriglassen’, aengl. lǣfan, anord. leifa gehören. Die germ. Formen verbinden sich mit aind. limpáti ‘schmiert, klebt (an)’, griech. lípos (λίπος) ‘Fett’, lit. lìpti ‘kleben (bleiben), klebrig sein’, aslaw. prilьpěti ‘anhaften’ und führen auf ie. *leip- ‘mit Fett beschmieren, kleben’, eine Erweiterung der Wurzel ie. *lei- ‘schleimig, schmieren’ (s. Leim), so daß für bleiben von ‘klebenbleiben, haften’ auszugehen ist (dazu s. auch leben). Möglich ist für germ. Formen mit der Bedeutung ‘übrigbleiben, -lassen’ aber auch ursprüngliche Zugehörigkeit zur Wurzel ie. *leiku̯- (s. elf und leihen). – verbleiben Vb. ‘an einem Aufenthaltsort oder in einem Zustand bleiben’, ferner ‘übereinkommen’, mhd. verblīben, verlīben ‘bleiben, ausbleiben’; dazu Verbleib m. ‘das Verweilen, Aufenthaltsort’ (aus der Kanzleisprache des 18. Jhs.). unterbleiben Vb. ‘nicht geschehen, nicht stattfinden’, seit frühnhd. Zeit belegt, doch vgl. spätmhd. underblībunge. übrigbleiben Vb. ‘als Rest zurückbleiben’ (15. Jh.), älter (heute umgangssprachlich, vornehmlich nordd.) überbleiben, mhd. überbelīben, mnd. ōverblīven, nl. overblijven; vgl. ahd. urbarlīban ‘übrigbleiben’ (9. Jh.); dazu Überbleibsel n. ‘kleiner Rest’ (17. Jh.); vgl. nl. overblijfsel. bleibenlassen Vb. ‘unterlassen, nicht mehr tun’, mhd. in der Fügung belīben lāʒen. Hinterbliebene(r) m. f. ‘Angehörige(r) eines Verstorbenen, Leidtragende(r)’ (18. Jh.), substantiviertes Part. Prät. zu dem heute untergegangenen Verb hinterbleiben ‘zurückbleiben’ gegenüber einem Scheidenden, Weggehenden. Bleibe f. ‘Aufenthaltsort, Unterkunft, Herberge’ (19. Jh.), besonders durch die Jugendbewegung verbreitet; älter, heute aber aufgegeben, sind gleichbed. Bleibeort m. und Bleibestätte f. (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(etwas) nicht machen · (etwas) nicht tun · bleiben lassen · bleibenlassen · ignorieren · unterlassen
Assoziationen

(eine Gewohnheit / Untugend) ablegen · (etwas) einstellen · (sich) abgewöhnen · abstellen · aufgeben · aufhören (mit etws / etwas zu tun) · beenden · beilegen · bleiben lassen · bleibenlassen · nicht weiterführen · nicht weitermachen · ruhen lassen  ●  ablassen (von) geh. · fahren lassen geh., altertümlich, dichterisch · sein lassen ugs.
Assoziationen

(sich) beherrschen (etwas zu tun) · Abstand nehmen (von etwas) · absehen (von) · aufhören (mit / zu + Infinitiv) · nicht machen · nicht tun · unterlassen  ●  (etwas) bleibenlassen ugs. · (etwas) lassen ugs. · (sich etwas) verkneifen ugs. · (sich von etwas) fernhalten geh. · (von etwas) die Finger lassen ugs. · bleiben lassen ugs. · gar nicht erst versuchen ugs. · sausen lassen ugs. · sein lassen ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen
  • (darauf) verzichten (noch ... zu) · (einer Sache) nicht weiter nachgehen · (es) bewenden lassen (mit) · auf sich beruhen lassen · es belassen (bei) · nicht weiterverfolgen  ●  (etwas) mag sein Bewenden haben (mit) geh., kommentierend · (etwas) nicht noch weiter (zu tun) brauchen ugs.
  • absagen (Termin) · ausfallen lassen (regelmäßige Termine) · streichen  ●  canceln engl. · platzen lassen fig. · platzenlassen fig. · abblasen (Feier, Veranstaltung) ugs.
  • (ein Vorhaben) nicht weiterverfolgen · vergessen (können)  ●  (sich etwas) aus dem Kopf schlagen fig. · (sich) verabschieden (von etwas) fig. · (sich etwas) abschminken ugs., fig. · (sich etwas) in die Haare schmieren können derb, fig. · (sich etwas) von der Backe putzen ugs., salopp · abhaken (können) ugs. · knicken können ugs., salopp · nicht weiter d(a)rüber nachdenken ugs.
  • (einer Sache) nichts hinzuzufügen (sein) · (es) belassen bei · es bewenden lassen (mit / bei) · sein Bewenden haben (mit / bei)  ●  (es) ist gut (mit) ugs. · (etwas) soll (mal) genug sein ugs.
  • gar nicht erst anfangen (etwas / mit etwas) · nicht antreten (Stelle, Ausbildung, Dienst) · nicht machen (Ausbildung, Fortbildung, Schulung ...) · sausen lassen (Studium, Ausbildung)
  • (jemanden) verschonen (mit) scherzhaft · (sich / jemandem etwas) ersparen floskelhaft · (sich etwas) schenken floskelhaft · (sich etwas) sparen floskelhaft · verzichten (auf) floskelhaft
  • (die) Finger lassen (von) · nicht anfassen · nicht anrühren  ●  nicht anpacken ugs. · nicht gehen an ugs.
  • (einer Sache) ein Ende machen · (sich) abwenden von · (sich) verabschieden von · aufgeben · beenden · fallen lassen · fallenlassen · hinter sich lassen · sausen lassen · stoppen · vergessen  ●  (einen) Schlussstrich ziehen fig. · Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. sprichwörtlich · beerdigen fig. · über den Haufen werfen (Planungen) fig. · (davon) Abschied nehmen ugs. · ablassen (von) geh. · abräumen (politische Position) ugs., fig. · ad acta legen geh., bildungssprachlich · an den Nagel hängen ugs., fig. · den Rücken kehren ugs., fig. · einstampfen ugs., fig. · sterben lassen ugs., fig. · zu Grabe tragen ugs., fig. · über Bord werfen ugs., fig.
  • nicht zur Nachahmung empfohlen  ●  (etwas) besser lassen ugs.

auf Abstand bleiben · meiden · umgehen · vermeiden · versuchen zu vermeiden · zu vermeiden suchen  ●  (etwas) meiden wie der Teufel das Weihwasser sprichwörtlich, variabel · (etwas) scheuen geh. · (sich) um etwas herumdrücken ugs. · (sich) vor etwas drücken ugs. · bleiben lassen ugs. · bleibenlassen ugs. · einen (weiten) Bogen machen (um) ugs.
Assoziationen
  • (die) Finger lassen (von) · nicht anfassen · nicht anrühren  ●  nicht anpacken ugs. · nicht gehen an ugs.
  • aufpassen, dass man jemandem/einer Sache nicht zu nahe kommt · einen Bogen schlagen (um)  ●  einen großen Bogen machen um auch figurativ
  • sich nicht (mit jemandem) einlassen  ●  (von jemandem) die Finger lassen ugs., fig. · mit jemandem nichts anfangen ugs.

Verwendungsbeispiele für ›bleibenlassen‹, ›bleiben lassen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wenn er schon für alles zahlt, will er auch bestimmen, wo es langgeht; wenn die Caritas nicht mehr will, soll sie es bleibenlassen. [Die Zeit, 25.09.1995, Nr. 39]
Wären das alles nicht gute Argumente gewesen, das Kriegführen lieber bleibenzulassen? [Die Welt, 22.03.2003]
Wenn die Bildungsministerin nur ein Alibigesetz durchsetzt, kann sie es gleich bleibenlassen. [Süddeutsche Zeitung, 10.12.1999]
Daß Mesut einmal aus irgendeinem Grund das Rasen bleibenlassen würde, war nicht zu erwarten. [Nadolny, Sten: Selim oder Die Gabe der Rede, München: Piper 1997 [1990], S. 105]
Mit einer Steuer von drei Dollar pro Faß Öl erreicht man ohnehin keine Reaktion der Nachfrage, und deshalb solle man es gleich bleibenlassen. [Die Zeit, 27.05.1994, Nr. 22]
Zitationshilfe
„bleibenlassen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bleibenlassen>.

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