Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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aufsitz, m.

aufsitz, m.
ascensio equi vel currus:
dasz sie (mein pferd)
durch mich zum aufsitz stehen gelernt.
Klopstock 2, 32.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 739, Z. 50.

aufsitzen

aufsitzen,
insidere, nnl. opzitten.
1)
aufrecht sitzen, im bett wachend:
schien hell in meine kammer
die sonne früh herauf,
sasz ich in allem jammer
in meinem bett schon auf.
Göthe 12, 190.
2)
aufbleiben, nicht zu bett gehen:
gesetzt die königin sei oft ein wenig lang
bei ihrem mentor aufgesessen,
entschuldigt dies auch nur den leisesten verdacht?
Wieland 10, 279;
die nacht hab ich beim beten aufgesessen.
Tieck 2, 187;
ich bin in voriger nacht bis gegen morgen aufgesessen, um die jubelperiode bis zum letzten wort zu entziffern. J. Paul Tit. 2, 44.
3)
festsitzen: ich sitze auf und kann nicht weiter; der nachen sitzt auf; endlich kam das hinterste rad (des wagens) an ein stück holz aufzusitzen. Weise kl. leute 64; die auf dem granit aufsitzenden basalte. Göthe 31, 268; das bergleder sitzt zwischen den klüften der erzhaltigen steine auf.
4)
aufsteigen, ascendere, vgl. sitzen auf (sp. 608):
wiltu dich erneren,
du junger edelman,
folg du meiner lere,
sitz uf, drab zum ban.
Uhland 339;
durch solchen fund macht er das pferd nach seim willen bändig, leitig und zaumgerecht, also das es auf die knie fül, wann er aufsitzen wolt. Garg. 139ᵇ; beide in keiserthumen und königreichen sihet man nichts mehr denn abfallen und aufsitzen, grade als sei die ganze welt mit irer oberkeit gottes tornier und reuterei. Luther 3, 230ᵇ; da hat Esau gedacht, nu habe ichs in der hand, ist sicher und gewis. so lesset in gott aufsitzen und prangen. 4, 150ᵇ; Wolfdieterich welzet sich, bisz er aufsitzen kan. Ayrer 227ᵃ; aufsitzen, an bord gehn. Opitz Arg. 2, 204; in einen nachen. 2, 401;
er sasz krank auf und mit abfur.
H. Sachs I, 172ᵃ,
er sasz krank auf das schif und fuhr damit ab; hinter welcher (hütte) am ufer eines kleinen baches bedeckte netze geleget, dann am selben wasser sich viel federwild aufhalten soll. als sie aber bisz gegen abend gesessen, und kein vogel recht aufsitzen wolte, ritten sie wieder zum nachtlager. pers. reiseb. 4, 43; wenn ihm die nacht zu lang wurde und er nicht schlafen kunte, ist er aufgesessen (aufgestiegen aus dem bett). pers. rosenth. 6, 2; aufsitzen und nach dem schlosse fahren. unw. doct. 458; die pferde stehn gesattelt, ihr könnt aufsitzen wann ihr wollt. Schiller 132ᵃ; der bräutigam hatte schöne pferde und sogleich muste man aufsitzen. Göthe 17, 228; sattelt pferde! sitzt auf! Klinger 1, 77; in einem kriege, wozu mehr mut gehört als zu dem, zu welchem ich aufsitze. Klinger 8, 255; meinen schweiszfuchs parat! sollen zum aufsitzen blasen. Fr. Müller 3, 24; aufgesessen!; das pferd läszt nicht gerne aufsitzen (sich besteigen); die hüner wollen aufsitzen, auf ihre stange steigen, sich aufsetzen. 3, 4 fordern im praet. sein, 1 fordert haben, 2 schwankt zwischen haben und sein, doch mit vorgewicht des letzten. Das part. aufgesessen, feindlich gesinnt, läszt sich kaum aus der vierten bedeutung des aufsitzens durch gerüstet, im heer gegenüberstehend erklären, da aufsitzen niemals diesen sinn zeigt; es scheint blosz aus aufsätzig, aufsetzig entsprungen, insofern wer sich einem aufsetzt ihm auch aufgesessen ist.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1852), Bd. I (1854), Sp. 739, Z. 53.

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Zitationshilfe
„aufsitz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/aufsitz>.

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