Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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erlesen

erlesen,
legere, eligere, seligere, mhd. erlësen.
1)
körner, kräuter, flocken auslesen, rein lesen:
welche sei so rein, als hettens taubn erlesen.
Rebhuns Susanna (1536) s. 47;
so kan ein grosze gemein nicht durchaus rein sein, als hetten sie die tauben erlesen. Mathesius 1562, 309ᵇ; mit demselben mammelt und mummelt er alle seine kirchenlösuns (kyrieeleisons) und erkernet, ertreschet und erlas es so eigentlich, das nicht ein einigs körnlin umbsonst auf die erd ful. Garg. 162ᵇ; die ursach des fleiszigen erlesens allerhand Romgras und sanct Peterskräuter. bienenk. 2ᵃ; kinder, welche sich sorgfältig und emsig beschäftigten die flocken der baumwolle auseinander zu zupfen und die samenkörner, splitter von den schalen der nüsse nebst andern unreinigkeiten wegzunehmen. sie nennen es erlesen. Göthe 23, 52; es wird die erlesene oder gereinigte baumwolle auf die karden, welche in Deutschland krämpel heiszen, gleich ausgetheilt, gekardet. ebenda. vgl. auslesen, belesen.
2)
leute, männer, haufen: zuerst kamen herzog Reichart von Nordmandi mit dreiszigtausent wolgerüster mannen, darnach der graf Gui von Burgundien, der bracht ein erlesnen haufen. Aimon b 5ᵃ;
über die wogen zu gehn, von erlesenem volke begleitet.
Il. 3, 47;
sie haben sechzig fähnlein schon beisammen
erlesnes volk.
Schiller 359ᵃ;
und wärs zu denken, dasz parteienhasz
den einzelnen bestäche, können vierzig
erlesne männer sich in einem spruche
der leidenschaft vereinigen?
412ᵇ;
die zu einem fest erlesenen (eingeladenen). Klinger 3, 251; damit sie aus ihnen einen gemahl erlese. 10, 41;
erlesen ist dir ein bräutigam.
indessen führt ein rascher wind vom lande
die drei erlesnen fort mit günstger hast.
(portava intanto il bel numero eletto
dei tre buon cavalier l'aura seconda).
Ar. 41, 35.
erlesen, exquisitus, vgl. auserlesen.
3)
Dorco sagt zu seiner fraw 'o ich wil es noch erleben,
was dir wird dein andrer mann für erlesne stösze geben'.
Logau 3, 195, 25;
ob wir Deutschen unsre trachten alle jahr gleich new erlesen,
dennoch ist noch nimmer keine nur éin jahr durch recht gewesen.
3, 253, 203;
ausgeleert des weines gläser,
den der wirt erlas!
Voss 6, 5;
wol denn, wofern mir ein andres verleihn die edlen Achaier,
meinem sinn es erlesend, das mir ein voller ersatz sei.
Il. 1, 136.
4)
es ist aber ein eigen erlesen und nicht gottes werk. Luther 4, 516ᵇ;
und was du denn erlesen,
das treibst du, starker held,
und bringst zum stand und wesen,
was deinem rath gefällt.
darf ich mir noch ein glück zum letzten ziel erlesen,
so stell im scheiden sich bei mir kein schrecken ein.
Hagedorn 1, 29;
gemeiner tugenden kann nur ein held entrathen,
der glanz von seinem ruhm strahlt aus erhabnen thaten,
aus dem, was andern schwer und unerreichlich fällt.
die niedern müssen sich ein leichtres lob erlesen.
1, 92;
der Houdart, den ich mir zum muster nie erlesen.
1, 104;
sind da beseelte wesen,
so ist ihr wohnplatz nur zu ihrer qual erlesen.
Kästner 1, 72;
ich trink, und trinkend fällt mir bei,
dasz sie, die schöpfung, dreifach sei,
die nach der reih der sichtbarn wesen
der allmacht wink zum sein erlesen.
Lessing 1, 68.
5)
erlesen, aus den buchstaben ersehen, lesen im gewöhnlichen sinn: mhd.
an wëlen buochen hânt si daʒ erlësen?
Walther 34, 2;
nhd. ewer schreiben haben wir erlesen. Luther 3, 132ᵃ; des sinn ich dazemal verfasset und euch zugeschriben hab in hofnung ir wurdind es nach fliszigem hören und erlesen annemen. Zwingli 1, 54. statt dieses erlesen braucht die geschäftssprache auch verlesen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1860), Bd. III (1862), Sp. 902, Z. 72.

erletzen

erletzen,
laedere, verletzen:
mancher mann, der sonst war werd,
ward erletzet durch dein schwerd.
Fleming 303.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1860), Bd. III (1862), Sp. 903, Z. 70.

erletzen

erletzen, sich
se delectare, sich ergetzen, vgl. das einfache letzen:
wenn Duban ehre geizt, so kann er diesmal sich
bis zur genüge dran erletzen.
Wieland 10, 331.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1860), Bd. III (1862), Sp. 903, Z. 73.

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Zitationshilfe
„erletzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/erletzen>.

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