Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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erstecken

erstecken,
suffocare, transitiv von ersticken suffocari, also ersticken machen, mhd. erstecken, praet. erstacte oder erstahte, von dem vorausgehenden erstëchen in vocal, kehllaut und flexion verschieden, ehmals sehr gebräuchlich: mhd.
ir gelac sô vil dâ nidere,
sî erstachten sich sëlben in dem graben.
Rol. 175, 21;
got sînen gewalt rahte,
dër tiuvel in erstahte.
Servat. 2426;
dër tiuvel die ouch erstahte.
2837;
schiere het in dër tiuvel erstaht.
2855;
hoffart kan arme leute erstecken.
Renn. 493;
ein armer ist schier erstecket.
700;
dër suochet ein goukelhüetlîn,
mit dem ër rëht und unrëht bedecke,
und rëhte sache mit valsche erstecke.
16721;
ein kûne helt als Davît
einen lewen erslêt
unde mit dem bëren umme gêt,
unz daʒ er in erstecket (erwürgt).
pass. Il. 343, 80;
wie si einen mit guote ersteckent (s. l.) und lâʒent an dem andern grôʒiu chunst verdërben durch armuot. w. gast s. 409; sweic und erstecke den zorn in im sëlben. myst. 1, 317, 8. nhd. erstecken, hebetare, suffocare, obscurare, dempfen, leschen, wurgen, suggillare. voc. 1482 h 1ᵇ. 2ᵃ; du bist ein verslinderin und ersteckest dein volk, darumb issest du nit für basz menschen noch erslehest für baʒ dein volk. bibel von 1483, 408ᵃ = Ez. 36, 13, wo die vulg. devoratrix hominum es et suffocans gentem tuam; die andern (samen) fielen under die dörner und die dörn wuchsen und ersteckten sie. 476ᵃ = Matth. 13, 7; diser hanfbutz ersteckt vil und on zal der menschen. Keisersberg sch. der pen. 13ᶜ; so ist das die weis mit dem schifbrot, so man das in die schüssel geschneidt, so geuszt man wasser darüber, das es waich werd und man es nieszen mög, wan sunst erstecket und erwürgt es den menschen. 48ᵇ;
das schaft, er ist im sack ersteckt.
Brant 101, 22;
damit sie werdent oft bewegt,
das mir das recht bei in ersteckt.
Murner schelmenz. 23ᵃ;
nun fragstu, ist kutzenstreichen allwegen ein blatter, das sie den menschen allwegen erwirgt und ersteckt? Keisersberg s. d. m. 31ᵇ; ich lid es umb gots willen und ersteck es also in mir. bilger 87ᵈ; die dorn verderben und erstecken die frücht. sch. der penit. 102ᵈ;
gar sehr thets mich erschrecken,
da ichs befand in mir,
ein bürd wolt mich erstecken,
werstu nicht kommen schier.
geistl. lied von Jörg Blaurock, 1528 in Wackernagel kirchenl. 508;
in dem ward er von Manfredo seinem sun ersteckt und mit gift abgethon. Frank chron. 188ᵇ und öfter; von faulem trüben wasser werden sie zu stund ersteckt. Forer 178ᵇ; denn disz kalte gift leschet die natürliche wirm aus im menschen und erstecket das herz. Mathesius 139ᵇ; vom abgefallenen laub und den verfaulten und ersteckten kräutern. Sebiz 21; solchen mut nicht unter der aschen erstöcket ligen zu lassen. Garg. 173ᵃ;
ein schwarzer dicker rauch aufgieng
und het die jungen schier erstecket,
darob der adler ward erschrecket.
H. Sachs II. 4, 48ᶜ;
es wird im anfang mich erschrecken
und in mein worten mich erstecken.
III. 3, 78ᵈ;
da musz der reisend mensch oft bleiben,
dasz er vom schnee wird tief bedeckt,
wirt bald erfröret und ersteckt.
Rebmann 132;
das er nicht gewesen so keck
und mit vater Koax im schrecken
das weib in der pfütz könt erstecken.
froschm. III. 1, 3;
auf die erden haben sie in gestreckt,
mit einem küssen haben sie in ersteckt.
lied auf könig Laszla;
thut ihn mit feur erstecken drin.
Ayrer 340ᵇ;
sein munterer verstand hat manchen sturm ersteckt,
der, wenn er recht ergrimmt, ein gröszer feur erweckt.
Gryphius 1, 427;
tilge, was die glut erstecket,
die du selbst erwecket.
(ein lied), das die begierden aufgeweckt,
die tugend aber ganz ersteckt.
1, 34;
schau, der Scythen freche wut,
die dich vormals oft erschrecket,
wird in ihrem eignen blut
durch der Christen arm erstecket.
1, 685;
uns äcker sind jetzt nichts als wege, steine, hecken:
sorg, abfall, sicherheit wil uns wie gar erstecken.
Logau 1, 199, 19;
Blinca, wann sie ferne steht, kan sie liebe leicht erwecken,
Blinca, wann sie nahe steht, kan sie liebe leicht erstecken.
2, 74, 75;
schlechte kunst ist krieg erwecken,
schwere last ist krieg erstrecken,
grosze kunst ist krieg erstecken.
2, 233, 40;
wer sein unglück recht bedeckt,
hat oftermals des kummers kraft ersteckt.
Hofmannswaldau verm. ged. 42;
der Schweden starkes reich musz ich zum freunde haben,
es ist ein eisern schild, der mir mein land bedeckt,
die milch von ihrer gunst kan meinen adel laben,
wie wermut ihres grims ihm alle kraft ersteckt.
dessen heldenbriefe s. 22;
Cajonius wird in einem sumpfe erstecket. Lohenstein Arm. 1, 4; der räuber Coma durch dessen (athems) hinterhaltung sich ersteckte. 1, 76. 78; die neue glut des zornes schwärzet sie mit stinkendem rauche und ersteckt sie. 1, 843; so ersteckt doch ihr hüttenrauch alles licht der seele. das.; nimmermehr werden sie den samen des evangelii erstecken. Butschky kanzl. 825; wollt ihr diesem unglücke entgehn, so ersteckt die pracht in ihren ersten anfängen. Hallers Fabius s. 143; wann ihr die pracht erlaubt, so macht ihr das gold zur gottheit, so benehmt ihr der tugend ihren werth, so ersteckt ihr den samen der heldengaben bei euern enkeln. s. 145; ich werd ihm unter der hausthüre mit der habersense die beine abmähen und ihn mit einem holzapfel erstecken, einen solchen vagabunden. J. P. flegelj. (1804) 1, 121. das wort erlosch allmälich, seit die transitivbedeutung auch auf ersticken übertragen worden war. Stieler 2157 führt es noch neben ersticken auf, nicht mehr Frisch 2, 334ᵈ, Adelung in einer anm. zu ersticken erklärt erstecken für oberdeutsch! von der wurzel kann erst unter den einfachen stechen und sticken gehandelt werden.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1005, Z. 41.

erstecken, n.

erstecken, n.
suffocatio: si (die kranwit) sint auch den zeitigen maigden guot für daʒ erstecken der muoter, daʒ prefocatio matricis haiʒt. Megenberg 326, 27.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1006, Z. 80.

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Zitationshilfe
„erstecken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/erstecken>.

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