Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

ersterben

ersterben,
mori, ahd. arstërpan, irstërban, praet. arstarp, mhd. erstërben, erstarp. goth. kein stairban, sondern sviltan, wovon ebenfalls ussviltan gebildet werden könnte.
1)
von menschen: mhd.
ër sprach, ube wir sîn gechorten,
daʒ wir sâ ersturben.
Diut. 3, 50,
wenn wir von dem obst kosteten, würden wir alsbald sterben;
unz du erstirbest
und ze ërde wirdest.
3, 54;
diu driu für mîniu wërden kint,
diu ellenthaft erstorben sint.
Parz. 177, 24;
daʒ was in einen zîten, dô vrou Hëlche erstarp.
Nib. 1083, 1;
wan nieman erstërben mac
ê im kumpt sîn endes tac.
Lanz. 1613;
dës was ër nâch verdorben
und jæmerlîch erstorben.
1698.
nhd. und wil in euerm dienst ersterben.
fastn. 136, 18;
wenne si erstirbt, so sond die zwo schuoposen gevallen sin an das spitalhus von den brediern. urk. von 1360 bei Mohr reg. des klosters Fraubrunnen nᵒ 228; aber das geb got nicht, daʒ ir in dem streit immer ersterbt. gesta Rom. K. 82; und bitten den allmechtigen got, das er in ersterben lasz, auf das ich an ime gerochen müg werden. Aimon p 2ᵇ; so lasz ich es durch ewer predigen ... nit underwegen, das ich euch nit eins lesterlichen tods thuͦn ersterben. A 4ᵃ; es sei im ein schand, mich als eins lesterlichen tods zu ersterben gestatten. A 4ᵇ; ich gedacht, ich wil in meinem nest ersterben. Hiob 29, 18; da ligt einer und schreiet umb hülfe, der ander ist todt, der dritte wolte gern und kan doch nicht ersterben. Kirchhof mil. disc. 185;
er ligt und kann noch nicht ersterben.
Alberus 108ᵇ;
bisz sie eins harten tods ersterben.
Ayrer 49ᵇ;
wie kan ich doch die blasse leich anschauen,
dasz ich nicht auch erstirb?
Rompler 119;
dasz die märterkron die haube Charitea hat erworben,
dasz als eine keusche jungfer sie zu einer fraw erstorben.
Logau 3, 149, 72;
denn dieser sohn, mein einzig kind erstirbt,
falls nicht mein flehn den falken ihm erwirbt.
Hagedorn 2, 175;
willst du das gute thun, mein sohn,
so lebe nur lange, da gibt sichs schon.
solltest du aber zu früh ersterben,
wirst du von künftigen dank erwerben.
Göthe 2, 248;
ich sterbe, sterbe und kann nicht ersterben. 8, 159. 42, 221. 446; daher lief gegen abendzeit in der stadt ein gerücht um, der gehangene könne nicht ersterben und tanze noch immer am hochgericht. Musaeus 2, 198. sterben und ersterben scheinen oft gleichviel, die stelle aus Berlichingen hebt aber den in ersterben liegenden nachdruck deutlich hervor. ersterben ist gleichsam fertig sterben, absterben, vgl. versterben.
2)
von thieren: als ich eine henne beklagte, die unsere magd abwürgte, gab sie mir eine maulschelle und sagte ich solte das maul halten, die henne könte sonst nicht ersterben. rockenphil. 4, 19.
3)
vom leib und dessen gliedern: und er ward nicht schwach im glauben, sahe auch nicht an seinen eigen leib, welcher schon erstorben war. Röm. 4, 19; da erstarb sein herz in seinem leibe, das er ward wie ein stein. 1 Sam. 25, 37; dasz die erstorbene leiche zur erden bestattet werde. Butschky kanzl. 913;
weh! entblättert seh ich deine rosen liegen,
bleich erstorben deinen süszen mund.
Schiller 4ᵇ;
sein auge war schon erstorben; blumen, die ich junges kind aus der erstorbenen hand des hohen alters entnommen. Bettine tageb. 71; so sah er ihm ins bleiche erstorbene gesicht. J. P. Hesp. 1, 177. ebenso von geist und seele: sein geist ist erstorben; der hauch, der vom himmel herab bläset, ist so stark, dasz auch der erstorbensten seele die göttliche kraft der tugend könnte eingeflöszet werden. Thomsons trauersp. s. 273.
4)
von gewächsen: ob seine (des baums) wurzel in der erden veralte und sein stam in dem staub erstirbt. Hiob 14, 8; kale, unfruchtbare bewme, zweimal erstorben und ausgewurzelt. Judas 12; warlich, warlich, ich sage euch, es sei denn das das weizenkorn in die erden falle und ersterbe, so bleibts alleine (goth. nibai kaurnô hvaiteis gadriusandô in airþa gasviltiþ, silbô ainata aflifniþ). Joh. 12, 24;
nur primeln die ... erstorben sind und heimgegangen.
Thümmel 1, 3, 69.
5)
von feld und thal: indem nu der warme glänz den grimmen winter ganz vertrieben hat und jetzt die erstorbenen felder wieder erquickt und alle wiesen mit schönen wolschmeckenden blumen geziert waren. Galmy 217; um die natur veraltet und in der ermattung ihrer kräfte erstorben zu sehen. Kant 9, 6;
wann, süszer name, die haine, wann alle erstorbene thäler
von dir jetzt schweigen, so nennt dich mein herz!
Dusch verm. werke 436.
6)
von licht und farbe, schall und ton: wunderschöne farben, die grün in roth und roth in gelb erstarben. Claudius 1, 77; zur herbstzeit ersterben die grünen blätter in gelb;
sieht dein auge nicht trüb um sich her, nicht starr ohne seele?
so erstarb auch mein blick,
Klopstock 1, 28;
mit erstorbnem scheinen
steht der mond auf todtenstillen hainen,
seufzend streicht der nachtgeist durch die luft.
Schiller 1ᵇ;
und es erstarb des lichtes letzter schimmer.
Bonaventura (d. i. Schelling) in Schlegels musenalm. 125;
das lied der vögel ist im hain erstorben; das wort erstarb ihm auf der zunge;
und in unabhörbarer fern erstarb der harfe
ton, erstarb der ton der himmlischen stimmen.
Messias 12, 863;
thränen stürzeten, dasz ihr die stimme erstarb, von ihr nieder.
15, 808;
ein traurig lebewol erstarb auf jedem munde.
Wieland 9, 169;
das getön wurde immer einförmiger, bis es endlich in ein dunkles gedämpftes murmeln und zuletzt in eine gänzliche stille erstarb. 1, 246; er weinte zu sehr und seine worte waren unverständlich und erstorben im herzen. J. P. Hesp. 1, 249.
7)
andere abstractionen: die liebe erstirbt. pers. rosenth. 5, 7; scherz, lust und freude war bei ihm erstorben. 6, 5; und nunmehr war die zuversicht zu Castrettens rettung gar in mir erstorben. pol. stockf. 184; leer und erstorben ist meine zukunft. Schiller 198ᵇ; selbst für die freuden des lebens erstorben, was hat er nicht gethan um mir sie zu schenken? 311ᵃ;
auch meines volks erstorbner muth
glimmt auf in manchem heldenfunken.
32ᵇ;
die anlagen der menschheit ohne emporhebende endzwecke und grosze begierden ersterben. Pestalozzi 8, 100; der erstorbne glaube an die möglichkeit der tugend. Klinger 12, 187.
8)
die formeln: ich ersterbe dein treuer freund (bleibe dir bis in den tod treu); wir ersterben ew. maj. getreuste unterthanen; ersterben in tiefster ehrfurcht; sind längst leer und matt geworden und würden sparsam gebraucht mehr nachdruck haben. was hilfts hie in eines groszen herrn gnade ersterben und hernach in des allergröszesten herrn ewige ungnade verfallen? Scriver seelensch. 2, 789.
9)
ersterben auf drückt aus anersterben, sich vererben: Ungern erstarb auf das heilige reich. Limburger chron. s. 86; auf wen ein erbe erstirbt, wem es durch erbrecht zufällt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1010, Z. 70.

ersterben

ersterben,
occidere, delere, ahd. arsterpan, arstarpta, mhd. ersterben, erstarbte:
du maht vil prises erben,
ob du mich kanst ersterben.
Parz. 543, 8;
daʒ sîn stiefmuoter Jûne
in wolte hân ersterbet.
tr. kr. 14475;
an eime holze marterlich
ersterbet hânt ir mir daʒ lëben.
Silv. 3235;
mit dës kreften du begrabest
und ersterbest waʒ du wilt.
4685.
dies transitivum, neben dem intr. ersterben, konnte nhd. nicht mehr gedeihen, seit das gefühl für ë und e abgenommen hatte. hier sind die letzten spuren: er wolt sie eins schentlichen tods ersterben. Fierabras F 4;
doch sein schawer, hagel und reifen
die zarten blü heftig angreifen,
die herzbletlein darin ersterben,
den wein erfrören und verderben.
H. Sachs I, 375ᶜ;
der den menschen schmeichlent verderbt,
inwendig aussaugt und ersterbt.
II. 4, 46ᶜ;
zum guten gar ersterbet.
Ringwald geistl. l. B 1ᵇ;
krieg, seuch und teurungslast, die haben sich verbunden,
dasz wasz der erst nicht trift, der ander doch verdörb,
und wasz noch ferner bleibt, der dritt es auch erstörb.
Rompler s. 31;
o vaterland!
dein härz ist ganz erfrört, die gottesforcht erstörbt.
87.
ö ist bekanntlich oft an des e stelle getreten.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1012, Z. 39.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
erklatschen erstrecken
Zitationshilfe
„ersterben“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ersterben>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)