Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

flackern

flackern,
flagrare, frequentativ von flacken 2. ahd. aber erscheint flokarôn, flogarôn, ardere, splendere, flagrare und volitare, wie sich aus flogarônti, volatilis, volucris (Graff 3, 763) und altn. flögra volitare entnehmen läszt und auch dem sinne nach die flackernde flamme sich mit der flatternden berührt. nur éinmal, gl. jun. 232 steht flagarôntiu, volatilis, wenn nicht verdruckt statt flogarôntiu. flogarôn stammt doch ab von fliogan, volare, bei flackern könnte rücksicht aufs lat. flagrare gewaltet haben. mhd. begegnet keins von beiden, weder flogern noch flagern, flackern, nur Karlmeinet 539, 35 heiszt es von Karls augen:
si vlackerden in dem gebere,
recht als id ein karfunkel were.
hierzu fügt sich das nnl. flakkeren und flikkeren flagrare, ags. fliccerian, engl. flicker motare alas, wie flattern in flittern, flamme in flimmer übergeht. nhd. flackren radiare. Mones anz. 5, 86, oft bei Keisersberg: nim feuer, es flackert stets ufhin gegem himel zu, da oben ist sein natürliche stat. XV. staffeln 27ᵃ; die schmid die schütten ettwann wasser uf die kolen, nit das sie sie leschen, aber das das feuer hernach dester höher flackere und brinn. brösamlin 33ᶜ; mit keinem andern cleid kunt sie nit gefüglicher sin komen für got, wenn mit disem witen goltschinenden mantel der woren inbrünstigen liebe, in deren ir herz ganz flackeret was. bilg. 45ᶜ; dise haben ir lieb ganz allein uf in gott gezogen, in des lieb ire herz und sele flackert. 46ᵇ; ist unser herz nit heisz entzündet und flackeren in uns worden in andacht und liebe. 129ᶜ; es sind die da meinten ein mensch möcht durch ein flackrende liebe also in gott versupft werden, das er sein eigen wesen also ganz verlür, als ein tropf wassers sich verleurt in einem vollen vasz mit wein. selenpar. 78ᵇ; das füer der unküscheit flackert in dir und der hafen deines buchs begert glust. narrensch. 155ᵃ; nim ein exempel in einem liecht, wan es schier ausgebrant ist, so lüchtet es und flackert am clärsten. 200ᵇ. Luther verwendet das wort nicht, im 16. 17 jh. ist es selten und wird erst im 18 üblicher. es fehlt bei Dasypod., Frisius, Maaler, Henisch, steht aber bei Stieler 492. als der morgenstern im osten herfür flackerte. Simpl. K. 52;
wenn in edlen herzen
er die schönsten flammen freudig flackern siehet.
Götz 2, 217;
verschlänge doch stets dich ihr glühender schlund,
und müstest du ewig da flackern, o hund,
vom zeh bis zum wirbel beschwefelt.
Bürger 81ᵃ;
des flammenreichs meister
sind rastlose geister.
bald schlängelt ihr lauf
sich mondwärts hinauf,
bald flackern sie fix
hernieder zum styx.
aufwirbelten viel tausend wilde flammen
und flackerten in éin gewölb zusammen.
Göthe 41, 62;
flackernd steigt die feuerseule,
durch der strasze lange zeile
wächst es fort mit windeseile.
Schiller 78ᵇ;
immer näher flackert die flamme.
Körner 1, 126;
lösche du des verstandes
flackernde lampe mit deinem schein.
ja, wie ein flämmchen, flackert eine rose,
die noch aus eden stammt, in meinem busen.
Platen 73ᵇ;
den flackernden athem (der kranken brust). J. P. Hesp. 2, 241; so knackert und flackert jetzt die musik in mir. Bettine br. 1, 271; bei dem unsichern flackern der nachtlampe. tageb. 217. man sagt: das licht, der kien flackert zu stark, ich kann nicht dabei arbeiten. s. aufflackern, ausflackern, entflackern, zerflackern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1706, Z. 1.

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fieberpuls flammenschmerz
Zitationshilfe
„flackern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/flackern>.

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