Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

mädel, n.

mädel, n.
puella; verkleinerungsform zu magd, auf gleicher linie mit mädchen stehend. wie dies letztere ein ostmitteldeutsches hauswort ist, so gehört mädel dem schwäbischen, bairisch-östreichischen und dem fränkischen sprachgebiete an (Schm. 2, 1579 Fromm.); es erscheint bei süddeutschen schriftstellern des 17. jh., die im banne ihrer mundart stehen: es ist freilich ein tod- und ungehorsams-sünd, ein frommes und liebkosendes mädl umb die ehr zu bringen. Abele künstl. unordn. 3 (1671) 133; setzet sich ... bei einem brunn nieder, zu sehen, was für mädlen herauszgehen, wasser zu schöpfen. Abr. a S. Clara Judas 1 (1686) 15; ein ehrliches, ein züchtiges, ein demüthiges und wolerzogenes mädle. 16; und dringt (ähnlich wie maidel, s. dies) im 18. jh. auch in norddeutschen quellen vor; während aber mädchen der edeln sprache zufällt, bleibt mädel überall auf die trauliche und niedrige rede beschränkt: die verdammten mädel! auch bei dem teufel können sie sich einschmeicheln (worte eines bedienten). Lessing 1, 254 (d. junge gelehrte 1747); dümmer, alberner, und närrischer kann wohl auf der gotteswelt kein mädel sein, als du bist. 2, 439 (von 1749); das mädel sagt, sie sei mir gut. 548; ei was bös! das mädel soll singen. Fr. Müller 1, 244; meine mädel verstehn's handwerk. 319; er wird sie dir auf der nase beschwatzen, dem mädel eins hinsetzen, und führt sich ab, und das mädel ist verschimpfiert auf ihr lebenlang. Schiller kab. u. liebe 1, 1; secretär. zwei von euern leuten, Seter und Hart, haben einem mädel, einer wirthstochter, übel mitgespielt. sie kriegten sie allein, und die dirne konnte sich ihrer nicht erwehren. Egmont. wenn es ein ehrlich mädchen ist, und sie haben gewalt gebraucht, so soll er sie drei tage hinter einander mit ruthen streichen lassen, und wenn sie etwas besitzen, soll er so viel davon einziehen, dasz dem mädchen eine ausstattung gereicht werden kann. Göthe 8, 211; (dasz du) wunder meinst, wie du einen kerl prostituirt hättest, wenn du ihn untern tisch oder zum mädel auf die streu bringst? 33, 289; dasz ein mädel mit kaltem blut kann bei drei vier kerls liegen und sie eben in der reihe herum lieb haben. ebenda;
mit mädeln sich vertragen.
10, 217 (mit mädchen 47, 16);
der hatt ein armes mädel jung
gar oft in arm genommen.
249;
da's braune mädel das erfuhr.
ebenda;
da hast du die epistel mein;
sollts was für deine mädel sein,
so freute doppelt mich der spasz.
Gotter ebenda 56, 68;
mädel, schau mir ins gesicht!
Bürger 50ᵇ;
ein rüstig mädel ists, ich habs beim ernten
gesehn, wo alles von der faust ihr ging.
H. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftr.;
wohl unter der linde erklingt die musik,
da tanzen die burschen und mädel.
H. Heine 16, 264;
plur. mädels (wie mädchens sp. 1418): die vollen runden köpfe der burschen und mädels. der junge Göthe 2, 332 (der bursche und mädel. werke 8, 111); einen guten tag mit Schlossers und den mädels. Göthe in Mercks briefs. 1, 183; da er, noch ein knabe, den mädels so nachschlenderte. Schiller räuber 1, 1; eine so bissige bestie, die dir die mädels wie der blitz am rockzipfel hatte. 1, 2;
die mädels sind doch sehr interessirt,
ob einer schlicht und fromm nach altem brauch.
Göthe 12, 185;
mädel geliebte (wie mädchen 7): herr bruder, ... komme er meinem mädel nicht zu nah. 25, 352;
da wohnt und weint er, und verkam,
durch seines mädels schuld, vor gram.
Bürger 46ᵇ;
nun ist die gartenthür bei Marthens zu;
denn bis um zehn läszt 's mädel sie nur offen,
wenn ich um zehn nicht da bin, komm ich nicht.
H. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftr.
Gleim setzt einmal mädel auch für junge frau:
ein mädel jung am wege sasz
und blumen aus einander las.
3, 198
(nachher: gott grüsz euch, jung, schön weib.
199);
aber ohne dasz ihm der sprachgebrauch dazu irgend welches recht gegeben hätte. schönes mädel, name einer blume, mirabilis jalappa. Nemnich. vgl. auch mädlein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1426, Z. 69.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
mückendreck
Zitationshilfe
„madel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/m%C3%A4del>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)