Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mage, magen, m.

mage, magen, m.
mohn: papaver magen Dief. 410ᶜ; magen, machen, moc nov. gloss. 279ᵃ; mage, magen, mägle papaver Nemnich; eʒ ist zwaierlai mâgen: ainer ist weiʒ und der ander swarz. Megenberg 414, 4; sam der mâg den habern derret. 426, 28; die oel-mühlen sind in einer wirthschaft, wo man viel flachs, magen, nüsz und sonderlich wilde rubensaat bauet, ein gut stuck. Hohberg 1, 72ᵃ. mohnpflanze, hier im plural: fürt in in den garten, do stunden vil magen. do schlug er mit einem stab vil der haubt nider. Müglin (1489) 100ᵇ. s. mahen, mohn.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1435, Z. 44.

magen, m.

magen, m.
stomachus.
1)
ahd. mago, mhd. mage; niederl. maag, mage, niederd. mag; ags. maga, engl. maw; fries. maga; altn. magi, schwed. mage, dän. mave. zusammenhang des wortes mit dem verbum goth. magan (vgl. macht oben sp. 1397 und mögen) wird angenommen (Fick² 828). die declination ist bis über die mhd. zeit hinaus die schwache geblieben: stomachus mage, maghe, mag. Dief. 554ᵇ; mage, ventriculus, stomachus, dem der mage wee thuͦt, stomachicus. Dasyp.; ein stinkender athem, böser mag, zitternt hend. S. Frank trunkenheit (1531) Cᵇ; sein mage kocht wol. Agr. spr. 317ᵇ;
sey dir dann der mag zu kalt,
so trink enwenk des morgens fruo
hohen wein, daʒ ghört dar zuo!
Ring 27ᶜ, 5;
darzu ist dir der mag erkalten.
B. Waldis Esop 3, 25, 24;
und sie hält sich bis ins 18. jahrh. hinein: mage, stomachus Schottel 1360; sintemal mein mage etwas warms von mir prätentirte. Simpl. 3, 367 Kurz;
durch die säur und wärm im magen
wird sein (des spieszglases) schwefel aufgelöst,
und diesz kann kein mag ertragen.
Brockes 9, 30;
doch kommt seit dem 15. jahrh. die starke form der magen, des magens empor, um später als alleinige sich festzusetzen: magen, stomachus. voc. inc. theut. n 3ᵇ; die zeichen, das der magen verwundet ist. H. Braunschweig chirurgie (1498) 78ᵇ; brauche ein wenig weins, umb deines magens willen. 1 Tim. 5, 23; schweche oder blödigkeit des magens, wenn er die speisz nit wol annemmen und nit döuwen mag, resolutio stomachi. Maaler 282ᵇ;
auf dem pauch mag einr geligen,
ist ym der magen chalt gedigen (geworden).
Ring 27ᵈ, 1;
mit dem plur. die magen: gesunde kost für deutsche magen. Sturz 1, 119; und auch früh schon mägen: der müller und sein fraw haben ungleiche mägen. Garg. 160ᵇ; das gerstenbrot will gute starke mägen haben. Tabernaem. kräuterb. 635; welche teufels einrichtung! menschen, die alles übervoll haben, indessen andre, eben auch wie sie, mit ungestümen mägen wie sie, mit einem wiederkehrenden hunger nichts für ihren zahn finden. Göthe 36, 142.
2)
magen, wie an menschen, so auch an den thieren: der han hat einn wunderheiszen magen, dʒ er bald alles was drein kompt, verkocht. Agr. spr. 317ᵇ; die mägen von den thieren pfleget man auch zur speise zu gebrauchen. öcon. lex. 1478; abomasum ist der vierte und letzte magen der wiederkäuenden thiere, in welchem die völlige verdauung vorgeht. Nemnich 1, 6; vgl. wegen ihrer besonderen eigenschaften entenmagen, saumagen, strauszenmagen, wolfsmagen;
sieh herr, den ring, den du getragen,
ihn fand ich in des fisches magen.
Schiller ring des Polykrates;
es heiszt ein guter, schwacher, schlechter, voller, leerer, nüchterner, überladener magen; den magen füllen, leeren, fegen, lüften, stillen (vgl. unten magenstillig), stärken, schwächen, verderben u. s. w.: wenn der magen meszig gehalten wird, so schleft man sanft. Sir. 31, 23; abnemmender magen ausz mangel der spysz, ruens stomachus. Maaler 281ᵈ; blöder magen, imbecillus stomachus. 282ᵃ; den magen sterken, corroborare stomachum. ebenda; der grosz überflusz der spysz beleidiget den kranken magen, aegrum stomachum sollicitat mala copia. ebenda; ein bösen undöuwigen magen haben, laborare stomacho. ebenda; mancherlei speisz ergetzend den magen, reficitur stomachus diversitate ciborum. ebenda; den magen überschwemmen, ad vomitum usque potare, potu se ingurgitare. Stieler 1209; ich wil heim gehen, dann es ist essens zeit, und wil meinen kranken magen ein wenig laben. Heinr. Jul. v. Braunschweig 174; den magen mit essen und trinken und jhme zuwidrigen speisen beladen und verderben. Zinkgref apophth. 1, 310; das kann einen überwachten magen wieder in ordnung bringen. Lessing 1, 511; dieweil es im hinterstübchen noch einige schinkenschnittchen und eine flasche wein z'weg gestellt hatte, um den nachdurst zu löschen und den blöden magen zu verbessern, wie es sagte. J. Gotthelf Uli d. pächt. 111;
du hast forthin her in viel tagen
gesammelt ein inn deinen magen,
das ist dir als darinn verlegen.
des musz ich dir dein magen fegen (der arzt zum kranken).
H. Sachs fastn. sp. 1, 134, 62 Götze;
es ist der narr der füllerei,
der dir lang hat gewonet bei, ..
dein magen gfült, dein peutel glert.
140, 226;
dasz kein erworbner schweisz die leeren kasten schwängert,
und mir kein theurer wein den magen aufgeschwellt,
disz alles, edler freund! ist mein geringster kummer.
nur das kopfstück blieb ihm nach (eines fisches),
das er noch nicht halb verschlungen,
als vom krampf sein magen brach.
Hagedorn 2, 150;
'herr ritter, drückt sie der magen? sie gähnen
ja einmahl übers andre!' ...
der arme schwört bei allen hähnen
und hennen der welt, ihm fehle nichts; es sei
blosz seine art oder unart, vielleicht durch feerei,
bei mährchen vor lauter vergnügen den magen so zu lüften
Wieland 4, 47 (n. Amadis 2, 34);
der gute schlucker suchte hier
ein pflaster für den leeren magen.
Lichtwer fab. 1, 6 (speise, vgl. unten magenpflaster);
er hatte sich mit zuckerbrodt
den magen überladen.
Hölty 28 Halm;
den pferden wars so schwach im magen:
fast muszt der reiter die mähre tragen.
Uhland ged. 329;
sein magen verdaut so gewaltsam gut, dasz er könnte verdauen
die gabel.
Platen 263;
der magen bellt, knurrt, brummt, murrt, beim gefühl eines starken hungers, vgl. unten magenbellen, magenbrummen; der magen gurret ihm, stomachus latrat. Frisch 1, 633ᵇ;
der magen hebt mir an zu prumen.
H. Sachs fastn. sp. 2, 22, 312 Götze;
nur zu mittags- und abendszeit,
wenn er nach trank und speise schreit,
empfind ich meinen magen.
Mildheimisches liederbuch nr. 372, 6;
ich glaube gar mir knurrt der magen!
wie durch ein wunder flieht die pein.
die lust zum essen stellt sich ein.
Göthe 11, 145;
der magen drückt, nach dem genusz schwerer speisen; einer hats im magen, ist magenkrank, leidet am magen; etwas liegt im magen, als unverdaulich: der achte klagte er dürfte nicht vor neun pfennige kirschen essen, so legen (lägen) ihm die kerne im magen, als wolten sie ihm das herz abdrücken. Chr. Weise erzn. 92 Braune; die galle läuft in den magen: ach, herr wirth, ist keine citrone da, die galle läuft mir in magen (vor ärger). 146; der magen schlieszt sich, ist geschlossen: als aber das büblein die zweite halbe brachte und auf den tisch stellte, schaute seine frau ihn bittend an: männlein, sagte sie, lasz es jetzt genug sein! weiszt du nicht, was im doktorbuch steht, dasz der magen nach dem essen geschlossen sei. dem entgegen schaute der zirkelschmied so lieb und freundlich erst den wein, hernach die Bärbel an: liebes weiblein, sagte er, sei unbesorgt! soll der magen auch geschlossen sein, so viel bring ich noch wohl durch das schlüsselloch. Hebel 3, 137. In bildern, vergleichen, redensarten, sprichwörtern: er hat einn heiszen magen, wie ein han oder strausz, er verdawet eisen. Agr. spr. 317ᵃ; bei nüchternem magen schmeckt alles gut, jejunus stomachus raro vulgaria spernit. bei hungrigem magen schläft sichs übel, latrante stomacho insuavis est somnus. Stieler 1209; einen im magen verletzen, in seiner nahrung schmälern: wir haben dise leute heftig erzürnet, und si im magen verlezt, alda si am empfindlichsten sein. Butschky kanzl. 820; in der liebe haben der Deutsche und der Engländer einen ziemlich guten magen, etwas fein von empfindung, mehr aber von gesundem und derbem geschmack. Kant 7, 432; er scheint mir einer von denen menschen zu sein, die einen guten moralischen magen haben, um an dem groszen welttische immer mitgenieszen zu können. Göthe 28, 275;
die kirche hat einen guten magen,
hat ganze länder aufgefressen,
und doch noch nie sich übergessen.
12, 145;
etwas liegt einem im magen, drückt, wie eine schwere speise den magen belästigt; den kerl habe ich im magen, der kerl liegt mir im magen, sagt man im gewöhnlichen leben von einem widerwärtigen menschen; die geschichte fing ihm an um den magen zu gehen. Zingerle hausm. 2, 34; schweizerisch etwas kommt über den magen, erregt unwillen: das kam Uli über den magen. J. Gotthelf Uli d. pächter 171; Vreneli kam diese rede über den magen, die augen blitzten. 229;
(ihr) hieszt mich wechselbalg und kauz und murmelthier
und was vors maul euch kam. es kroch mir übern magen,
das läugn ich nicht.
Wieland 18, 154;
allein, wiewohl sich magen, herz und niere
entgegen sträubt (einen häszlichen zu küssen).
157;
in Baiern einen (keinen) magen haben zu etwas, lust, appetit, einen langen magen kriegen, hunger, einem den magen umkêren, ihm ekel, abneigung verursachen. Schm. 1, 1575 Fromm.; alem. i ha der mage ferlore derzue, die lust, allen sinn. Seiler 200ᵇ; einem nüchternen kann die katze den magen davon tragen (so leicht ist er);
der mann fuhr zu und schlug da auch
zwölf eier in dieselbe schüssel,
und sprach: schlehst das noch heut in rüssel,
so will ichs auf mein eidt wol sagen,
die katz nimpt dir heut nit den magen.
B. Waldis Esop 4, 19, 64;
sprichwörter bei Simrock: ist der magen satt, wird das herze fröhlich. leichter magen, schwerer sinn. hat sich der magen geschlossen, so kann noch etwas zum schlüsselloch hinein. der magen ist ein offener schaden. es kommt alles in éinen magen. dem magen gehn leicht die hosen herunter. 360;
erst der magen,
dann der kragen.
359;
man sieht nicht in den magen,
wohl aber auf den kragen.
ebenda;
nicht alles dient dem magen,
was angenehm dem kragen.
ebenda;
auf vollem magen
steht ein fröhlicher kragen.
360;
er hat einen pommerischen magen,
er kann kieselsteine vertragen.
ebenda.
magen meint auch die äuszere magengegend: legt auf den magen ein säcklin, welches ganz warm und voll geröstetes salzes seie (gegen magenweh). Sebiz 80; das war wohl gesprochen, sich den magen warm zu halten. Schiller räuber 2, 3.
3)
magen, für den träger eines solchen: ein voller magen, homo satur. Stieler 1209;
er ritt, wenn die hähne das morgenlied krähn,
um wieder am dienste des hofes zu stehn,
zur stunde der lungernden magen (wenn der nüchterne nahrung verlangt).
Bürger 80ᵇ;
kurz, erschlafften magen thut
auch grobe kost mitunter gut.
Wieland 18, 145.
4)
magen, eine aus thiermagen und füllsel bereitete speise; in Süddeutschland schwartenmagen, magenhaut mit zerschnittenem speck und anderm fleisch nebst gewürz angefüllt, auch magenschwarten. Schm. 2, 648 Fromm.;
hier ja sind geiszmagen gelegt auf glühende kohlen,
welche, mit fett und blute gefüllt, wir braten zur nachtkost.
Odyss. 18, 44;
wie wenn den magen ein mann, an gewaltiger flamme des feuers,
welcher mit fett und blute gefüllt ward, hiehin und dorthin
stets umdreht und in eile verlangt, ihn gebraten zu sehen.
20, 25.
5)
magen, kräutermagen, ein magenstärkender bitterer branntwein, den die laboranten im Riesengebirge bereiten. Weinhold 59ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1436, Z. 37.

magern, verb.

magern, verb.
1)
mager sein oder werden: flacere magern Dief. 237ᶜ; mageren, mager werden Maaler 282ᵃ;
dann sit die diebstal ist geschehen,
so mag man mirs wol an sechen, ..
bin wol gemageret umb ein spang.
fastn. sp. 834, 21;
was magert dein gesichte?
Lohenstein Agripp. 100, 831.
vgl. abmagern, ausmagern.
2)
für mägern, mager machen: macerare magern Dief. 341ᵇ; magern, pro mager machen Stieler 1249.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1445, Z. 24.

mägern, verb.

mägern, verb.
mager machen: macerare megeren Dief. nov. gloss. 242ᵃ; mägeren, macrare, emacrare, macire, emacire. Dasyp.; (ein kapaun) daʒ ist ain han, der seinr gezeuglein beraubt ist, und spricht man, si werden snell vaiʒt, dar umb daʒ si der unkäusch werk nit derr noch meger. Megenberg 196, 23; kurzer schlaf macht flegma und mägert den leib. schachtafeln der gesundheit (1533) 65; die wacht der erberkeit megret das fleisch. Keisersberg seelenpar. 200ᵇ;
da sprach der hundt: ach lieber gsell,
es ist kein ander ungefell,
das mich so mägert und verseucht,
denn das man mir das brodt entzeuht.
B. Waldis Esop 3, 93, 27.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1445, Z. 33.

vermagen, verb.

vermagen, verb.
im magen unterbringen, verdauen; ein wahrscheinlich von Fischart nur scherzhaft gebildetes wort: wa hat der kämpffer Milo ein lebendigen ochsen auff den achseln getragen und wie ein ballen mit der rackerlichen hand bandirt und geschlagen, wann er nit auch ein solchen stier zu einer stehenden schneidersuppen het mögen vermagen? Garg. 72.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1893), Bd. XII,I (1956), Sp. 834, Z. 54.

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Zitationshilfe
„magen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/magen>.

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