Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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1grippe, f.

¹grippe, f.,
schnupfenfieber, influenza, eine seit jahrhunderten beobachtete, anscheinend aus Asien stammende, epidemisch oder pandemisch auftretende krankheit; durch die grippeepidemien des weltkrieges ist das wort wieder allgemein gebräuchlich geworden, auch für die in jedem jahr vereinzelt auftretenden fälle, die man vordem gewöhnlich influenza nannte; aus frz. grippe (wohl auf russ. chripŭ heiserkeit zurückgehend, zs. f. d. w. 9, 21) ende des 18. jhs. entlehnt; (die hauswirtin) schimpft auf die häszliche grippe, die ihr schon manchen guten fremden verjagt hätte Thümmel reise 2, 107; schon vorher in der (an pips sich anlehnenden?) form grips 'die influenza, ruszische krankheit' bei Zaupser bair.-oberpfälz. (1789) 33; im 19. jh. allgemein: das jahr 1831 ... brachte die grippe Chamisso 6, 85; die grippe, die in Hamburg so stark grassieren soll Hebbel br. 1, 168; zur sache vgl. Schnirer-Vierordt encycl. d. pract. med. 2, 448.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1922), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 382, Z. 69.

2grippe, f.

²grippe, f.:
'grip ein fahrzeug wie eine brigantine' Jacobsson technol. wb. 2, 153ᵇ; wan vil Sarraceni mit mancher leyen schiffen, fusten, grippen und armaten zulendeten Breidenbach reisen gen Jerusalem (1486); darin macht man ... naue und grippen und fusten und barcken klein und grosz F. Fabri eig. beschreibung (1556) 14ᵇ;
und als sie in den golfen kamen
von Satallea, sie vernamen
uf dem mör zwo grippen dört
hist. volksl. 3, 39 Liliencron;
franz. grip, m., Godefroy 4, 360ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1922), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 383, Z. 12.

3grippe, f.

³grippe, f.,
die kleinsten gräbchen zur be- und entwässerung der wiesen Lueger ²4, 631; ähnlich schon bei Benzler 1, 181; dieser pflug macht eine sehr regulaire, rechtwinklichte, viereckige wasserrinne oder grippe Thär beschr. d. ackergeräthe 3, 15.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1922), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 383, Z. 24.

grippen, vb.

grippen, vb.,
an sich raffen, stehlen, mausen; grappare, raffare Kramer teutsch-ital. 1, 556ᵇ; besonders westdeutsch: das grippen oder stehlen gieng gewöhnlich in der frühe .. vor sich Staub-Tobler 2, 788 (quelle von 1805); Martin-Lienhart 1, 279ᵇ; lux. ma. (1906) 154ᵇ; Crecelius 435; Müller - Weitz Aach. 74; auch bair. Schmeller 1, 1006; die k-formen (s. krippen 4, th. 5, 2326) sind unecht, vielmehr ablautbildung zu grappen (s. d.); vom stamme grīp- greifen etymologisch zu trennen, wenn auch gelegentlich vermengungen in form und bedeutung zu beobachten sind; so mit gripfen:
dein adern und auch die rippe
nicht mit eysen gryppe (zwicke, kneipe)
Augsb. kalender (15. jh.) nach Schmeller 1, 1006;
dazu gripp dieb, grippig diebisch Staub-Tobler 2, 783 und anderweitig; grippieren wegkapern Voigt handwb. für die geschäftsführung 1, 358; Ostwald rinnsteinspr. 62; intensivbildung zu grippen ist grippeln Kramer teutsch-ital. 1, 556ᵇ; noch heute im schweiz. Staub-Tobler a. a. o.; häufiger gripsen (auch gripschen) stehlen, mausen, gewöhnlich in der bedeutung getrennt von grapsen (grapschen) mit schnellem griff erfassen, an sich reiszen, der analogen bildung zu grappen; mundartlich sowohl md. wie obd. anscheinend allgemein verbreitet, vgl. krips 2 b α. β, th. 5, 2329; snatta scheint so viel als unser: mausen, gripsen Jac. Grimm kl. schr. 4, 111; auch nd.: gripsen Bauer - Collitz 41ᵃ; Schambach 68ᵇ; griebbsen Schemionek elbing. 14, also mit dem vocal von grīpen; vgl. Frischbier 1, 250. 253. dazu gripser dieb Staub-Tobler 2, 792 und sonst; grips, gripsch griff, verstand (s. an alphab. stelle); grips graps adv. zur bezeichnung des schnellen, raffenden greifens Frischbier 1, 250; lux. ma. (1906) 154 und sonst; es geht grips graps mit den waaren sie gehen reiszend ab Spiess henneberg. 85;
(die katzen) rissen ripps, rapps,
die küchlein und ihr mütterlein treu,
gripps grapps in viele, viele restchen
Brentano 5, 82;
mit anderer ablautung grips grups, als substant. behandelt, eigentlich 'dieb', aber anscheinend auch allgemeiner 'nichtsnutz': was habe ich vor eine lust davon, wann ich etwas lamento setze, und ein solcher grips grups hinten und forn verschwentzt mir meine arbeit? Jan Rebhu weltkucker 1, 33; latinisiert gripsgrumpazius: demut erfordert nicht ... von einem hochgelehrten, sich für einen gripsgrumpazium zu halten Butschky rosenthal (1679) 918.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1922), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 383, Z. 57.

gruppe, f., vereinzelt m.

gruppe, f., vereinzelt m.,
um die wende des 17. und 18. jh. aus dem frz. groupe, m., in der bedeutung 1 entlehnt. an die fremde herkunft erinnert bis in die 2. hälfte des 18. jh. die häufige schreibung groupe Marperger kaufmannmagazin (1708) 561; Val. Trichter ritterlex. (1742) 964; J. A. Ebert Youngs nachtgedanken (1760) 1, 188 anm.; grouppe Gottschedin br. (1771) 1, 244 Runkel; Wieland I 2, 4, 449 akad. ausg.; portraits (Lpz. 1779) 199. im gegensatz zum frz. ist das geschlecht in angleichung an die feminine gemischte deklination auf -e weiblich; ein vereinzeltes masc.: in einem grupp Bodmer mahler d. sitten (1746) 1, 263. das neutr. grupo bei Winckelmann (s. u. 1) ist in genus und form beeinfluszt von ital. gruppo in derselben bedeutung.
1)
das wort stammt aus der bildenden kunst: 'groupe wird in der mahlerey eine versammlung vielerhand leiber nahe an einander genennet, als etwan von tieren oder früchten; also ist der Laokoon eine zusammengesetzte groupe oder groppo von drey schönen figuren' Marperger kaufmannmagazin (1708) 561; so, oft ausschlieszlich, für die bildenden künste bis ins 19. jh. häufig gebucht: Val. Trichter ritterlex. (1742) 964; Adelung 2 (1775) 835; Sulzer theorie d. schön. künste (1792) 2, 153; Jacobsson technol. wb. 2, 169ᵇ; Voigtel wb. (1793) 2, 145; Beil technol. wb. (1853) 1, 266ᵃ; tod des Ägist und der Clytämnestra; die gruppe der todten gut angelegt Göthe 47, 342 W.; der nächtliche brand, die löschenden, der wasserstrahl aus den spritzen (und) die gruppe zu pferde, — dies sind lauter bestandtheile des gemäldes, die keiner erläuterung bedürfen G. Forster s. schr. 6, 174; die anordnung (des gemäldes) ist falsch berechnet. weder gruppe noch figuren gewähren einen harmonischen totaleindruck Matthison erinn. (1810) 2, 254; seine bücher und geräthschaften legte (er) so, dasz ein niederländischer mahler gute gruppen zu seinen stilleben hätte herausnehmen können Göthe 21, 87 W.; erweitert: dasz im flieszenden gemälde, im epischen gedicht, die gruppen wechseln Fr. Schlegel pros. jugendschr. 1, 222 Minor; ein flüchtiges gemälde von einem abend in London, (das) ich mündlich nicht blosz ausmalen, sondern auch noch mit einigen gruppen vermehren will, die man nicht gern mit so dauerhafter farbe als dinte malt Lichtenberg verm. schr. 7, 62. geradezu für die besondere gattung des nur éin motiv darstellenden bildes: ich wünschte, dasz wir beide so glücklich gewesen, von ihnen bemerkt zu werden; welche anmuthige grouppe hätte der vortreffliche griffel einer Wernerin nicht entwerfen können Gottschedin br. 1, 244 Runkel; alles drängte sich nun in seiner einbildungskraft zusammen und machte zusammen eine dunkle gruppe, ein schönes nachtstück aus K. Ph. Moritz Anton Reiser 330 lit. denkm. besonders in der plastik ist die verdinglichung stark: dieses grupo stellet vielmehr die Phädra und den Hippolytus vor Winckelmann s. w. (1825) 3, 14; die unnachahmliche gruppe des Laokoon Schiller 3, 578 Göd.; ein weiter kreis beschäftigter künstler, aus dessen mitte sich eine colossale gruppe günstig aufgestellt erhob Göthe 25, 15 W.; (Salicetti) verfertigte eine artige gruppe ... in marmor A. v. Arnim w. 8, 162 Grimm; (er lieferte) an reliefs, statuetten und gruppen, was irgend zum zimmer- und gartenschmuck diente Mörike w. (1905) 3, 20 Göschen.
2)
in der sphäre des täglichen lebens von mannigfachen, meist ausgedehnteren, das gesichtsfeld kräftig gliedernden gegenständen, die durch ihre räumliche anordnung innerhalb der gesamtsicht ihrer umgebung als zusammengehörig erscheinen; öfters noch mit einem nachhall der bedeutung 1: der wald stiesz an eine reihe von felsen, die sich in mancherley gruppen gegen die wolken thürmten Fr. M. Klinger w. (1809) 10, 126; die wunderlichen gruppen der granitblöcke H. Heine s. w. 3, 51 Elster; in ungeheurer länge stehen die gruppen schlanker säulen da G. Forster s. schr. (1843) 3, 27; diese kleine gruppe von gebäuden Göthe III 2, 164 W.; die zähnestarrenden gruppen eines Watzmann-, Hocheisspitzgebirges H. v. Barth nördl. Kalkalpen 68; zuerst fand er eine gruppe von vier inseln G. Forster s. schr. (1843) 1, 16; ein physikalisches atom würde in diesem sinne eine gruppe von viel kleineren theilchen sein J. Liebig chem. briefe (1844) 58; die vereinigung der haare zu einzelnen gruppen O. Peschel völkerkunde (1874) 99; vgl. bildungen wie inselgruppe, berggruppe, felsengruppe, dächergruppe: schöne parkbäume umgaben eine dächergruppe G. Keller ges. w. (1889) 3, 137. gern von der formation des pflanzenwuchses: (hohe) bäume stehen in groszen und meist verbundnen gruppen hintereinander Göthe IV 8, 258; wir wandelten zwischen einigen gruppen von bäumen und gebüschen durch Jung-Stilling s. schr. (1835) 2, 299; eine gruppe von buchen und riesenhaften ahornen A. Stifter s. w. (1901) 1, 257; üppige gruppen hochstämmiger und niedriger rosen Storm s. w. (1899) 1, 251; (ein park) mit heiteren gruppen saftiger laubhölzer Holtei erz. schr. 2, 68; vgl. zusammensetzungen wie buchengruppe, cypressengruppe, ulmengruppe. in speciellerer bedeutung in der mineralogie und chemie von einer form der cristallisation: die krystalle (sind) in gruppen zusammengehäuft J. R. Zappe mineral. handlex. (1817) 1, 380; (die senfsäure) krystallisirt in glänzenden gruppen C. Sprengel chemie für landwirte (1831) 2, 118; auch von der zusammensetzung chemischer verbindungen, z. b. die gruppe SO₄; wenn eine aromatische gruppe in der ammoniumbase vorhanden ist Muspratt chemie (1888) 1, 177, vgl.: jede base enthält ein metall und die hydroxylgruppe OH Remsen-Seubert studium d. chemie (1920) 88; die einwertige nitrogruppe NO₂ ebda 109; (der ersatz des wasserstoffatoms) durch andere atome oder atomgruppen ebda 321. in anderer bedeutung vgl. bei 6. in der elektrotechnik von mehreren durch schaltung verbundenen stromkreisen: gruppe, engl. set Blaschke wb. d. elektrotechnik 56ᵇ, vgl. gruppenschaltung; vereinzelt von den der buchstabenzahl eines wortes entsprechenden chiffern: während der unterhaltung wurde mir gemeldet, dasz ein ziffertelegramm von ungefähr 200 gruppen ... in der übersetzung begriffen sei Bismarck gedanken u. erinn. 2, 108 volksausg.
3)
besonders lebendig und früh belegt ist die anwendung auf den menschen.
a)
vom 18. bis ins 19. jh. in erster linie von in ruhe gedachten oder aus der bewegung zur ruhe kommenden personen; meist visuell im zusammenhang mit der bedeutung 1 empfunden: ich setzte mich ins gras und die fünf kleinen um mich her. der gute prediger sahe diese gruppe Hippel lebensläufe (1778) 3, 2, 402; man sieht mädchen in wollüstigen gruppen auf dem canapee maler Müller w. (1811) 2, 89; der genius schwebte jetzt fort über der gruppe, die der hofmarschall mit den kammerjunkern nebst andern hofschargen bildete E. Th. A. Hoffmann s. w. 10, 23 Grisebach; über dem balgen (Philinens mit Serlo, der sie küssen will) fielen ihre langen haare herunter und wickelten sich um die gruppe Göthe 22, 168 W.; die ganze versammlung hieng (dem redner) in starren, schröcklichen gruppen entgegen Schiller 3, 67 Göd.; leicht mit dem nebensinn des schönen, malerischen:
und wie sie blickt, entwirret
sich rings der knäul in wohlgefällige gruppen
Rückert poet. w. (1868) 1, 285;
den kämpfenden ist es gewisz nicht darum zu thun, ein malerisches schauspiel darzustellen, nur der zufall führt sie in manchen augenblicken des kampfes zu malerischen gruppen zusammen Fr. Th. Vischer ästhetik (1846) 2, 20; sie verschlangen die arme zu lieblichen gruppen in einander O. Ludwig ges. schr. 2, 407; im spiel mit 1: keine maler hat solche gruppen (wie diese bewirtung der gäste) dargestellt Hippel kreuz- und querzüge (1793) 1, 362. in speciellerem sinne ist gruppe das 'lebende bild', die plastische darstellung eines vorganges durch menschen: so fiel mir neulich auf, dasz man auf unserm theater, wenn man an gruppen denkt, immer nur sentimentale oder pathetische hervorbringt, da doch hundert andere denkbar sind Göthe IV 12, 85 W.; mehrere gesellschaften schlossen sich daher theils an einander, theils bildeten sie einzeln sinnreiche gruppen (für die maskenzüge) ebda 16, 187 W.;
dies (das glückl. familienleben) müszte hübsche gruppen geben!
fürwahr! ein froher, seliger leben
bewirthen selbst palläste nicht
E. Baumeister zimmermannsspr.⁶ 15.
die verliebte, zärtliche gruppe 'das liebespaar': wohin man sah, stand die verliebte gruppe zusammen Wieland s. w. (1853) 12, 31; die zärtliche gruppe unter dem mangobaum war von dort oben vollkommen sichtbar Gutzkow ges. w. (1872) 6, 247; den anblick der zärtlichen gruppe Göthe 21, 70 W.; im deminutiv:
(dirnchen) kugelten dann sich die hügel
schalkhaft hinunter in sitzender hirten und hirtinnen grüppchen,
die mit lautem gejuchz auseinanderflogen und rings sich
durch die fluren zerstreuend gesellten zu anderen grüppchen
v. Sonnenberg Donatoa 1 (1806) 230;
ähnlich:
die jugendliche gruppe kniet
ihm (dem vater) schnell zu füszen (um seinen segen zu erbitten)
Thümmel s. w. (1854) 8, 173.
eigenartig gebraucht, um eine umarmung auszudrücken: Murray betrachtete den sprecher, die gestalt, die züge des antlitzes; ... 'ha,' sagte er, 'du bists! bist — mein sohn?' — die totengräber überraschten eine gruppe Gutzkow ritter v. geiste (1850) 8, 392;
Zriny (er breitet seine arme aus):
'kommt an mein herz! gott! gott! wie reich ich bin!' (gruppe)
Th. Körner w. 3, 54 Hempel.
b)
seit dem ende des 18. jh. tritt die vorstellung des ruhenden, bildartigen gegenüber der der häufung, der vielzahl zurück: neben dem zelte stand oder sasz eine gruppe damen und herren Laube ges. schr. (1875) 2, 34; (in den kasernen) ein summendes gewimmel von vielen hundert jungen leuten, (welche) jedoch bald von einer gruppe grimmiger kriegsleute zur stille gebracht (waren) G. Keller ges. w. (1889) 2, 90; in veränderlichen gruppen — bald die zwei mädchen allein, bald mit einem dritten — betraten wir die in gras umkleideten blumen Jean Paul w. 1, 342 Hempel; meine fantasie (war) eine gruppe von tanzenden, schwelgenden, wiehernden faunen Schubart leben u. ges. 1, 185;
ich würde, kämen ganze gruppen
von mädchen, traun!
nicht aus der laube gehn
Hölty ged. 137 Halm;
in gruppen und grüppchen leistet man widerstand Hindenburg aus m. leben (1920) 391; prägnanter ohne attributive bestimmung als 'haufe, kleine schar von menschen': als er seine frau auf eine gruppe aufmerksam machte, die den hohen weg ... fortschritt A. v. Arnim werke 7, 296 Grimm; (sonntags) sind keine gruppen auf den straszen, kein fuhrwerk darf des weges fahren J. V. v. Scheffel ges. w. (1907) 3, 97; dann füllen sich die prächtigen baumgänge der villa Borghese mit mannigfachen gruppen und trachten L. v. Ranke s. w. (1867) 40/41, 151; gern von mehreren sich unterhaltenden menschen: es entstanden während des kaffeetrinkens verschiedene gruppen im saale Heinse w. 5, 100 Schüddek.; beim palais national und in der rue st. Honoré waren viele gruppen. ich trat an mehrere heran, sie erörterten die vorgänge A. Ruge briefw. u. tageb. 2, 105 Nerrlich; (wenn der herzog) zwischen das plaudern der übrigen gruppen hinein sich besonders mit ihr unterhielt Mörike w. (1905) 3, 72 Göschen; mit specificierung des sinnes: die wunderliche gruppe (Wilhelm, Philine, Mignon) fand sich in dieser einsamkeit allein Göthe 22, 40 W.; im dortigen gasthause eine sehr muntere gruppe kaiserlicher jägeroffiziere Holtei vierzig jahre 1, 321; in anderem bereiche: einen äuszerst wohltuenden eindruck gab ihr eines abends der erstmalige anblick eines theaters, wozu eine wandernde gruppe das publicum einlud Mörike w. (1905) 3, 60; vgl. zusammensetzungen wie theatergruppe, singgruppe, spielgruppe, wandergruppe, volkstanzgruppe, die für zweckvereinigungen so und ähnlich nicht selten auch appellativ verwandt werden.
4)
gruppe als bezeichnung bestimmter unterabteilungen in der organisation eines verbandes; besonders militärisch: gruppe unterabteilung der companie, bestehend aus 8 mann und dem gruppenführer v. Alten handb. 4, 480 (frz. dafür nicht groupe, sondern escouade); die compagnie wird vom rechten flügel aus in gruppen zu 4 rotten eingeteilt exerzierreglement f. d. infant. (1906) § 83; die bezeichnung 'gruppe' schlieszt in sich, dasz die schützen möglichst beisammen sind Wilhelm i militär. schr. 2, 238; die gruppe (wurde) ausgesprochen die einheit im gefechtsaufbau der infanterie Ludendorff kriegserinn. (1919) 306; 'die gruppe Bosemüller' W. Beumelburg (1930); mit gruppen rechts schwenkt, marsch! (commando); danach bei marschierenden turnbünden, militärähnlichen organisationen z. b. eine gruppe SA; 'als schiffsverband in der früheren segelschiffstaktik ein verband von schiffen, die in loser ordnung um ein führerschiff geschart fochten' v. Alten handb. 4, 480ᵇ; 'in der österreichischen marine die grundeinheit für die schiffsrolle', daneben 'die hauptunterabteilung des mannschaftsquartiers, z. b. heizergruppen, unteroffiziersgruppen' ebda. gröszere einheiten faszt gruppe zusammen in heeresgruppe Kronprinz; heeresgruppe Ost, die unter gemeinsamem oberbefehl vereinigten einzelnen armeecorps.ähnlich in der organisation von parteien, jugendverbänden, vgl. ortsgruppe, landesgruppe.
5)
als ausdruck einer inneren beziehung von dingen und menschen, die wegen charakteristischer merkmale als zusammengehörig erscheinen; zuerst mit sächlichem aussagegegenstand im sinne von 'gattung', 'sorte', 'kategorie': ihr ist darum zu thun, dasz sie die arbeiten, verschiedener art und natur gemäsz, in gruppen und massen beisammen finde Göthe 42, 1, 79 W.; nur da, wo man die erscheinungen (des kosmos) gruppenweise ordnet, erkennt man in einzelnen gleichartigen gruppen das walten groszer und einfacher naturgesetze A. v. Humboldt kosmos (1845) 1, 65; seit der mitte des 19. jh. an ausbreitung mehr und mehr gewinnend, von dingen verschiedenster art: wie auf der andern seite die gegenständlichen ursachen dieser eindrücke immer mehr in gruppen sich sondern D. Fr. Strausz schr. 6, 99; als dasz irgend eine gruppe von erscheinungen (durch die atomtheorie) eine erhebliche erläuterung gefunden hätte H. Lotze mikrokosm. (1856) 1, 34; die erkenntnis dieser mängel rief die gruppe der letzten bearbeitungen hervor E. Schmidt in O. Ludwig ges. schr. (1891) 4, 10; der humoristische roman jener zeit war bei uns weit entfernt eine so reinliche gruppe zu bilden wie in England Gervinus gesch. d. dtsch. dichtung (1853) 5, 153; eine etymologisch zweifelhafte und umstrittene gruppe von namen Hoops waldbäume (1905) 150; eine ähnliche gruppe bilden die composita auf -porcis Mommsen röm. gesch. (1894) 5, 189; eine besondere gruppe von jetons bilden (die) krönungsjetons Luschin v. Ebengreuth münzk. (1904) 26; vgl. zusammensetzungen wie ableitungsgruppen, bildungsgruppen, bedeutungsgruppen. seit der 2. hälfte des 19. jh. auch von menschen: ich wuszte, dasz Wächter zu jener gruppe künstler gehörte, (welche) die deutsche kunst in lebensvollere bahnen geführt hatten L. Richter lebenserinn. (1909) 302; die engste gruppe der allein bewährten freunde Justi Winckelmann 1, 205; (sie verstand sich) auf feine leute, und der assessor gehörte dieser gruppe zu Fontane ges. w. I 6, 130; der grosze gutsbesitzer tritt geradezu heraus aus der socialen gruppe der bauern W. H. Riehl die deutsche arbeit 85; mit bezug auf das gemeinsame der interessen: alle die nuancen von möglichkeit, wahrscheinlichkeit oder absicht, für den fall eines krieges dieses oder jenes bündnis zu schlieszen, zu dieser oder jener gruppe gehören zu können Bismarck ged. u. erinn. 1, 181 volksausg.; es bildeten sich gruppen aus verwandten und freunden, welche den wirth und die spielleute aus gemeinsamer kasse bezahlten Böhme gesch. d. tanzes 189; in der composition: die demokratischen, pazifistischen, sozialistischen und kommunistischen studentengruppen der tag 20. xi. 1931; appellativ: dort war es, wo sich die 'volkswirtschaftliche gruppe' zusammenfand v. Benningsen die nationalliberale partei 6; heute eine politische vereinigung mit festem programm, aber ohne parteimäszige organisation: an verbände, gruppen und parteien möchte ich aber in dieser stunde die mahnung richten, daran zu denken, dasz sie nicht selbstzweck sind v. Schleicher rede, in der tägl. rundschau 16. xii. 1932.
6)
in diesem sinne insbesondere in der nomenclatur mancher wissenschaften als terminus der unterteilung; 'gruppe, tribus (auch zunft oder sippschaft) zeigt mehrere pflanzenfamilien an, die wieder mit einander in wesentlichen merkmalen übereinkommen' v. Behlen forst- und jagdkunde 3, 513: (die vögel) bilden mit (den säugetieren) die gruppe der so genannten warmblüter J. A. Naumann naturgesch. d. vögel (1822) 1, 23; die andere gruppe von familien der asträaceen sind die sternkorallen mit festem, nicht porösem skelett Brehm tierl. 10, 594 P.-L.; bei der vertheilung des menschengeschlechtes in gröszere gruppen oder racen O. Peschel völkerk. (1874) 337; gruppen 'in der analyt. chemie diejenigen zusammenstellungen von stoffen, die auf grund der gemeinsamen fällbarkeit durch bestimmte reagenzien (gruppenreagenzien) erhalten werden' Remy chem. wb. 131ᵃ; eine gleiche ähnlichkeit in der zusammensetzung (wie) bei den phosphor- und arseniksauren salzen (die zu der stickstoffgruppe gehören) findet man in den anderen gruppen nicht wieder J. Liebig handb. d. chemie (1843) 76; die gruppe des chlors: chlor, brom, jod, fluor Remsen-Seubert studium d. chemie (1920) 169; jede dieser familien (des 'periodischen, natürlichen [nach atomgewichten geordneten] systems' der elemente) zerfällt wieder in zwei unterabteilungen oder gruppen ebda 324.
7)
zusammensetzungen sind seit dem 18. jh. belegt, zunächst in gelegenheitsbildungen zu 1: zwei gruppenkinder, die jahreszeit vorstellend (zusammen mit anderen gemälden) an der façade des Carlischen hauses allgem. dtsch. bibl. 6, 296; ihre drey (auf dem bilde dargestellten) freundinnen, die ihrem triumph zuschauen sollen, wenn sie nicht leere gruppenmaschinen sind, haben auch ganz matte züge Heinse s. w. 7, 284 Schüddekopf, vgl. auch gruppenweise, seit der mitte des 19. jh. auszerordentlich zahlreich im ganzen umfange des simplex. die bed. 1 zeigen bildungen wie gruppenaufnahme, -bild, -composition, -werk, -wirkung; eine mehrheit gleichartiger dinge wird ausgedrückt in gruppenbefestigung, -bremse, -dorf, -ehe, -feuer, -gebirge, -ofen, -siedlung, -tanz; die bedeutung 6 erscheint in gruppenbezeichnung, -name, -paar, -reagens, -stufe. geschlossen hebt sich der militärische bereich heraus: gruppenangriff, -colonne, -formation, -führer, -schieszen. jung ist gruppe- in sociologischen begriffen, die sich auf das collectiv im gegensatz zum individuum beziehen, s. gruppenaction, -existenz, -handlung, -interesse, -wille, -zweck; sie sind vorbereitet durch die bed. 'interessengruppe', s. oben sp. 973. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1933), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 969, Z. 31.

2gruppe, f.

²gruppe, f.,
wassergraben, jaucherinne; s. auch ³grippe teil 4, 1, 6, 383: 'gruppe, grüppe ein kleiner graben, eine rinne im lande' Benzler deichbau (1792) 1, 181; 'ein oben weiter, unten schmaler graben' Mothes baulex. 2, 543; nd. wort, seit dem anfang des 16. jh. in nd. glossaren, z. b. gruppe canale Diefenbach gl. 94ᵃ; grope lacus ebda 316ᵃ; gruppe, grippe fovea, cloaca Kilian (1605) 164; in den nordwestdeutschen maa: gripp, gröpp, grüpp abzugsrinne im acker, rinne im stall hinter dem vieh Mensing 2, 503; gruppe rinne zur entwässerung brem.-nieders. 2, 553; grôp(e) 'jaucherinne im stall' Doornkaat-Koolman 1, 695ᵇ; grup mistrinne hinter den viehständen Jensen nordfries. 174; mit suffix grüppel Schütze holst. 2, 76; Doornkaat-Koolman a. a. o. es entsprechen nl. gruppel, grippel, greppel, nl. dial. grup(pe), woneben grôpe, groepe s. Franck-van Wijk 213ᵇ; vgl. auch mnd. grôpe Schiller-Lübben 2, 153ᵃ. nur vereinzelt schriftsprachlich:
die liebste steht im stall und macht die grüppen rein
Rachel satir. ged. 104 Drescher.
dazu gruppen, grüppeln, vb., eine solche rinne ausheben, anlegen Mensing 2, 504; Jensen nordfries. 174; brem.-nieders. 2, 553; uszsnyden, gruppen cavare (15. jh. ndd.) Diefenbach gl. 109ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1933), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 976, Z. 4.

2gruppe, f.

²gruppe, f.,
wassergraben, jaucherinne; s. auch ³grippe teil 4, 1, 6, 383: 'gruppe, grüppe ein kleiner graben, eine rinne im lande' Benzler deichbau (1792) 1, 181; 'ein oben weiter, unten schmaler graben' Mothes baulex. 2, 543; nd. wort, seit dem anfang des 16. jh. in nd. glossaren, z. b. gruppe canale Diefenbach gl. 94ᵃ; grope lacus ebda 316ᵃ; gruppe, grippe fovea, cloaca Kilian (1605) 164; in den nordwestdeutschen maa: gripp, gröpp, grüpp abzugsrinne im acker, rinne im stall hinter dem vieh Mensing 2, 503; gruppe rinne zur entwässerung brem.-nieders. 2, 553; grôp(e) 'jaucherinne im stall' Doornkaat-Koolman 1, 695ᵇ; grup mistrinne hinter den viehständen Jensen nordfries. 174; mit suffix grüppel Schütze holst. 2, 76; Doornkaat-Koolman a. a. o. es entsprechen nl. gruppel, grippel, greppel, nl. dial. grup(pe), woneben grôpe, groepe s. Franck-van Wijk 213ᵇ; vgl. auch mnd. grôpe Schiller-Lübben 2, 153ᵃ. nur vereinzelt schriftsprachlich:
die liebste steht im stall und macht die grüppen rein
Rachel satir. ged. 104 Drescher.
dazu gruppen, grüppeln, vb., eine solche rinne ausheben, anlegen Mensing 2, 504; Jensen nordfries. 174; brem.-nieders. 2, 553; uszsnyden, gruppen cavare (15. jh. ndd.) Diefenbach gl. 109ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1933), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 976, Z. 4.

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grenzschnitt grobniedrig
Zitationshilfe
„grippe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/grippe>.

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