Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

volte, f.

volte, f.
franz. volte, ital. volta, lat. voluta, kreisbewegung; in verschiedener anwendung.
1)
in der reitkunst: volte, die, circumactus equi Stieler 2422; gemeint ist eine weitere oder engere kreisbewegung um einen mittelpunct; ganze, halbe, viertelvolte; volte reiten Jacobsson 4, 550ᵃ; dann auch in freierer anwendung: nun zu den gantzen volten, die der soldat (beim reiten) bedarf Harsdörfer frauenz. gesprächspiele (1641) 5, P p 2ᵇ; mit einem pferd in volten abwechseln, cangiar'un cavallo, cangiarne di mano Kramer 2 (1702) 201ᵇ; Hermann liesz die ritter nun zuförderst einige volten auf dem turnierplatze machen Immermann 6, 37 B.
2)
rasche wendung beim fechten: die mancherley gekünstelten volten, stocaden, prisen, passaden und dergleichen werden zwar auf den fechtböden gelernet, schicken sich aber im geringsten nicht zum ernst v. Fleming vollk. teutsche soldat (1726) 23.
3)
volte schlagen nennt man den kunstgriff geübter kartenspieler, die karten zum vortheil zu mischen Jacobsson 8, 110ᵃ; es geschieht entweder bei kartenkunststücken oder in betrügerischer absicht; durch eine schnelle bewegung der finger wird eine oder mehrere karten dorthin gebracht, wo sie liegen sollen; entstellt zu die wolke schlagen Albrecht Leipz. ma. § 89; oft auch übertragen: geschwind schlägt er also die v. Nicolai lit. br. (1759 ff.) 6, 345; so schlägt er die philosophische v. Abbt verm. w. (1768 ff.) 6, 4, 119; jeder gefahr, jedem drückenden gedanken wurde die v. geschlagen Gutzkow ritter v. geiste (1850 ff.) 2, 253;
wie man beym taschenspiel die karten langsam legt,
sie mischt, sie jedem zeigt, schnell eine volte schlägt
Löwen schr. (1765) 3, 10.
nicht auf karten bezogen, vom taschendieb:
ein andrer zieht herum, mit zauberischen händen
und volten, wie der blitz, die uhren zu entwenden
Göthe 9, 62 W.
hierzu voltenschläger, m., im eigentlichen sinne: zwei bekannte liederliche bursche rangen mit dem v. Gutzkow zauberer von Rom (1858 ff.) 5, 180; freier: dasz ihnen (glücksrittern) das leben ... nur der kartentisch für gewandte v. war Treitschke hist. u. polit. aufsätze 3, 171.
4)
gegenständlich, vorraum vor dem keller, kellerhals (franz. volte, voûte) schweiz. idiot. 1, 821.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1933), Bd. XII,II (1951), Sp. 736, Z. 43.

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Zitationshilfe
„volte“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/volte>.

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