Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

ausgleiten, vb.

Fundstelle: Band 3, Spalte 1106, Zeile 13 [Schmitt]
AUSGLEITEN vb.   bis ins 19. jh. gelegentl. auch schw. flektiert. 1 entschlüpfen, auskommen, sich davonmachen: 1420 elabi utgliden in: Diefenbach gl. 197b. z.j.1469 Carsse mit dem dunnen buke / de wolde nicht up den groten hupen, / he det an der siden utgliden hist. volkslieder 1,568 L. ⟨u1520⟩ we dâr vorladen is mit schelken, / de mach sîne slippen afsnîden / unde l̂öse unde slîte se to tîden / unde lâte se dem hûse ûtglîden Bote köker 24 ATB. 1934 sie glitt ihm hurtig aus Dörfler notwender 119. ⟨1947⟩ (er) suchte lachend und schwatzend den fuß in den steigbügel zu stecken, der ihm immer wieder ausglitt Döblin Amazonas (1973)128. 1950 ich .. stieß fester auf die spätzle, die in der soße immer wieder ausglitten Graf mitmenschen 178. 2 sich in eine unvorhergesehene, die falsche richtung bewegen: 1645 dan di libes-bolzen .. haben den gebrauch an sich, daß si gemeiniglich aus-gleiten, oder näben däm zile hin-gähen Zesen Rosemund 136 HND. 1753 ausgleiten mit dem pfluge ausfahren Hederich promt. 317. ⟨v1791⟩ so bald er einmahl einen der herrschenden empfindung anpassenden ton gewählt hat, so darf er nie in töne ausgleiten, welche dieser empfindung widersprechen Schubart tonkunst 381 Sch. ⟨1883⟩ denn das nach obenhin ausgleitende grabscheit hatte mit einer seiner scharfen ecken ihm das kinn .. aufgeschnitten Fontane Petöfy 162 C. ⟨1891⟩ das spalier war so naß, da glitt ich aus mit der schere G. Hauptmann ausgew. dr. 1,295 M. ⟨1957⟩ vorgestern beim rasieren war ihm das messer ausgeglitten, drei große blutstropfen sog das wattebäuschlein ein A. Zweig zeit (1967)559. 1967 (bildl.:) aber sie (die sprache) durchbricht die ordnung zugleich durch eine innere, barocke dynamik, ohne ins chaotische auszugleiten in: Bobrowski selbstzeugnisse (1967)102. 3 auf einer glatten fläche den halt, das gleichgewicht verlieren, straucheln, wegrutschen auch bildl.: ⟨1682⟩ weil meistentheils denen, die auf dem eyse fallen, die füsse vorwärts ausgleiten Hohberg georgica (1687)1,151a. 1720 es gehet einer im kothigen wetter auf der straße und gleitet ohngefehr aus Ch. Wolff thun 551. ⟨1782/7⟩ als er bei Brixen die bergstraße herabritt, gleitete sein Rosinant aus und er that einen schweren fall Musäus volksmärchen 3,51 M. 1819 der stock, auf den er sich stützte, glitt aber aus, und der kleine torkelte um und um E. T. A. Hoffmann 5,34 G. ⟨1878⟩ er (Hansli) gleitete auch bald aus auf den verwitterten steinstufen Keller (1894)6,397. ⟨1904⟩ ist er moralisch ausgeglitten, / so gibt es leute, die doch immer / noch dümmer sind als er und schlimmer Busch 6,318 N. ⟨1945⟩ apfelsinenschalen, über die man ausgleitet, .. liegen niemals da, wenn man hinsieht H. Mann zeitalter (1947)265. 1988 beim herabstoßen der strohballen vom haufen, als die frau ausgleitet oder den halt verliert, weil der stapel zusammenbricht Albrecht landaufenthalt 100.

Im ²DWB stöbern

a b c d e f
aufsteiger ausschlafen
Zitationshilfe
„ausgleiten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/ausgleiten>.

Weitere Informationen …