Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

heimwärts, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Heim n. ‘Zuhause, Wohnung, Wohnstätte für einen bestimmten Personenkreis, Stätte für Zusammenkünfte und Veranstaltungen’, ahd. heima f. ‘Wohnsitz, Heim, Heimat’ (10. Jh.; vgl. faterheim m. und faterheima f. ‘Heimat, Vaterland, Geburtsland’, Hs. 12. Jh.), mhd. heim n. ‘Wohnstätte, Haus, Heimat’, asächs. hēm n., mnd. hēm(e) f., hēm n., mnl. heem, heim n., nl. (älter) heem, aengl. hām m., auch ‘Landgut, Dorf’, engl. home, anord. heimr m. ‘Heimat, Welt’, schwed. hem ‘Wohnung, Haus, Heimat’ (germ. *haima-) und (i-Stamm) got. haims f. ‘Dorf, Flecken’ gehören mit ie. mo- (bzw. mā-) Suffix wie griech. (dehnstufig) kṓmē (κώμη) ‘Dorf’, air. cōim, cōem, akymr. cum ‘lieb, teuer’, lit. šeimà ‘Familie, Gesinde’, russ.-kslaw. sěmь ‘Person’, russ. sem’já (семья) ‘Familie’ zur Wurzel ie. *k̑ei- ‘liegen’, auch ‘Niederlassung, Lager, Wohnsitz’ und weiter ‘traut, lieb’; dazu auch griech. ké͞isthai (κεῖσθαι) ‘liegen, sich befinden, stattfinden’ sowie Heirat, geheuer und vielleicht auch Oheim (s. d.). Die Bedeutung ‘Dorf, Gemeinde’ (vgl. got. haims) bewahren die Komposita Heimbürge m. ‘Gemeindevorsteher, Aufseher’, ahd. heimburgo (Hs. 12. Jh.), mhd. heimbürge (im Omd. auch ‘Leichenbestatter’, 17. Jh., dazu Heimbürgin ‘Leichenfrau’, 18. Jh.), und Heimgarten m. (obd.) ‘Gemeindegarten, Dorfanger’, ahd. heimgart(o) (10. Jh.), mhd. heim-, heingarte. Vom 16. Jh. an wird der Gebrauch des Substantivs Heim in der Literatursprache selten. Eine um die Mitte des 18. Jhs. einsetzende Neubelebung (mit neutralem Genus) erfolgt wohl unter Einfluß des nachfolgend genannten Adverbs heim. – heim Adv. ‘nach Hause’, hervorgegangen aus dem adverbiell gebrauchten Akkusativ Sing. Mask. des Substantivs, ahd. heim (9. Jh.), mhd. heim ‘nach Hause’, vgl. ahd. heime (9. Jh.), heimi (11. Jh.), mhd. heime ‘zu Hause’. daheim Adv. ‘zu Hause’, ahd. thār heime (9. Jh.), mhd. dā heim(e). Vielfach in Verbindung mit Verben, vgl. heimgehen Vb. ‘nach Hause gehen’ (15. Jh.), übertragen ‘sterben’ (18. Jh.), dazu entsprechend Heimgang m. (19. Jh.); heimkehren Vb. ‘in die Heimat, nach Hause zurückkehren’ (16. Jh.), Heimkehr f. (18. Jh.); heimzahlen Vb. ‘zurückzahlen, vergelten’ (18. Jh.), Heimzahlung f. (19. Jh.). heimisch Adj. ‘heimatlich, häuslich, vertraut, gewohnt’, ahd. heimisc (8. Jh.), mhd. heim(i)sch, auch ‘zahm, nicht wildwachsend’. heimleuchten Vb. ‘jmdn. mit einer Leuchte, Fackel nach Hause geleiten’ (16. Jh.), dann ‘wegjagen, einem Beine machen’ (18. Jh.). heimsuchen Vb. ‘in übelwollender Absicht, belästigend aufsuchen, als Unglück treffen, zustoßen’, mhd. heimsuochen ‘besuchen, feindlich überfallen’, aus mhd. heime suochen ‘in freundlicher oder feindlicher Absicht daheim aufsuchen’; Heimsuchung f. ‘schweres Unglück, harter Schicksalsschlag’, (obd.) ‘Haussuchung’, mhd. heimsuochunge ‘Hausfriedensbruch’. heimwärts Adv. ‘in Richtung Heimat, nach Hause zu’, ahd. heimwartes (9. Jh.), mhd. heimwart, heimwert (s. -wärts). Heimweg m. ‘Weg nach Hause’, mhd. heimwec. Heimweh n. ‘Sehnsucht nach der Heimat, nach dem Zuhause’ (Ende 16. Jh.). Das anfangs als Krankheitsbezeichnung wahrscheinlich in der Schweiz entstandene Substantiv verbreitet sich unter Aufgabe des medizinischen Sinnes von der 2. Hälfte des 18. Jhs. an. S. Nostalgie.
Zitationshilfe
„heimwärts“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/heimw%C3%A4rts>.

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