Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

sie, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sie Pers.pron. f. der 3. Person Sing. und m. f. n. der 3. Person Plur. Das Pers.pron. der 3. Person wird im Germ. allgemein mit dem Pronominalstamm ie. *ei-, *i- (s. er, es) gebildet. Daneben steht ein mit s- anlautender Stamm, der in got. si und ahd. sī̌ (Nominativ Sing. Fem.) wie auch in einigen Formen des Demonstrativums (s. der, die, das, dort auch Weiteres zur Verwandtschaft) bzw. als zweiter Bestandteil des verstärkten Demonstrativums (s. dieser, diese, dieses) vertreten ist. Das Pers.pron. der 3. Person Sing. entwickelt in Analogie zum einfachen Demonstrativum (Nominativ Sing. Fem. ahd. asächs. thiu, Akkusativ Sing. Fem. ahd. asächs. thia) einen entsprechenden femininen Nominativ ahd. asächs. siu bzw. Akkusativ ahd. asächs. sia. Das dadurch mit den starken Adjektiven endungsgleiche Personalpronomen bildet daraufhin diesen folgende Pluralformen wie Nominativ und Akkusativ Mask. ahd. sie, asächs. sia, sea, Fem. ahd. sio, asächs. sia, sea, Neutr. ahd. siu, asächs. siu, sia, sea. Bereits im Ahd. werden die vollen Formen vereinfacht zu , sie und si, die auch im Mhd. gelten (mnd. , mnl. si), bis sich im Nhd. sie (nl. zij) an allen Stellen durchsetzt. Die Anrede Sie f. Sing. an eine weibliche Person (17. Jh.), anfänglich höflicher als Ihr (s. ihr), sinkt (18. Jh.) zur Anrede an sozial Niedrigstehende herab. Sie wird ersetzt (in beiden Geschlechtern) durch den Plural 1Sie der zunächst (Anfang 17. Jh.) als Anrede einer fürstlichen Person im Anschluß an pluralische Höflichkeitsformeln (wie Euer Gnaden u. dgl.) entsteht und bald als allgemeine Form der Anrede (Ende 17. Jh., anfangs noch neben Ihr) üblich wird. Substantiviert 2Sie f. ‘Tierweibchen’, besonders ‘Vogelweibchen’, mhd. , sie f. ‘Weib, Frau, Tierweibchen’. Meist als Deminutivum mit den Suffixen -lein, -chen (nd. -ke) Sielein n. (16. Jh.), spätmhd. siel. Siechen n. (um 1700), nd. Si(e)ke, Sēke n. In der Jägersprache wird die Bezeichnung zum Femininum Sieke, Sicke f. (18. Jh.), also nicht mehr als Deminutivum empfunden. – siezen Vb. ‘jmdn. mit Sie anreden’ (17. Jh.); s. duzen, ihrzen.
Zitationshilfe
„sie“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/sie>.

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