Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

spornen, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Sporn m. (Plur. Sporen) ‘nach hinten gerichteter Hornstachel an der Ferse mancher Vögel, am Absatz des Reitstiefels angebrachter Metallstachel, mit dem das Pferd angetrieben wird’. Neben ahd. sporo (9. Jh.), mhd. spor(e) ‘Reiter-, Hahnensporn, Antrieb’, mnd. spōre, asächs. sporo, mnl. spōre, nl. spoor, aengl. spora, spura, engl. spur, anord. spori, schwed. sporre (germ. *spuran-) stehen die (Nasalsuffix aufweisenden) stark flektierenden Verben ahd. spurnan ‘mit dem Fuß treten, anstoßen’ (10. Jh.; vgl. bispurnan ‘beleidigen’, 9. Jh., firspurnan ‘anstoßen’, 8. Jh.), spirnan ‘eine Spur eindrücken’ (um 1000; vgl. firspirnan ‘anstoßen, stolpern’, 9. Jh.), asächs. aengl. spurnan, anord. sperna, spenna, sporna ‘treten, fortstoßen’, schwed. spjärna (germ. *spurnan), die die Neigung haben, schwach flektierende Formen zu entwickeln wie ahd. spurnen ‘mit dem Fuß stoßen, ausschlagen’ (10. Jh.; vgl. widarspurnen ‘störrisch, widerspenstig sein’, 9. Jh.), mhd. spürnen, mengl. spurnen ‘mit dem Fuß, dem Sporn antreiben’, engl. to spurn ‘verschmähen, verächtlich wegstoßen’, anord. sperna ‘treten, drängen’. Verwandt sind aind. sphuráti ‘schnellt, tritt, stößt (weg), schleudert, funkelt, blinkt’, griech. spá͞irein (σπαίρειν) ‘zucken, zappeln’ (von sterbenden Lebewesen), lat. spernere ‘wegstoßen, verwerfen, verschmähen, verachten’, asper ‘rauh, barsch, abstoßend’, air. seir (aus *sperets) ‘Ferse’, lit. spìrti ‘mit dem Fuß stoßen, nach hinten ausschlagen, trotzen, sich widersetzen’. Zugrunde liegt eine Wurzel ie. *sp(h)er(ə)- ‘zucken, mit dem Fuß wegstoßen, zappeln, schnellen’ (wozu auch Spur und Sperling, s. d.). Das auslautende -n des Nominativs der nhd. Form (seit etwa 1700) entstammt den flektierten Kasus des Sing. bzw. dem (häufiger belegten) Plur. Sporen. Auszugehen ist wohl von einer alten Bedeutung ‘Fußstoß, -tritt’, die auf das den Hackentritt (zum Antreiben des Pferdes) verstärkende Gerät, danach auf die damit verglichene rückwärts gerichtete Kralle des Hahnes übergeht. Vielfach in festen Wendungen, vgl. dem Roß, Pferd die Sporen geben ‘es antreiben’ (16. Jh.), sich (goldene) Sporen (ehemals Kennzeichen des Ritters) verdienen ‘sich gut bewähren’ (18. Jh.), mit den Sporen klirren ‘sich kämpferisch gebärden’ (19. Jh.). – spornen Vb. ‘mit dem Sporn antreiben, mit Sporen versehen’ (17. Jh.), von nhd. Sporn abgeleitet. Älter gleichbed. mhd. spor(e)n, nhd. sporen (bis ins 18. Jh. bezeugt), abgeleitet von mhd. spor(e), frühnhd. Spore. Dazu die Wendung gestiefelt und gespornt ‘startbereit, fertig’ (18. Jh.), zuvor gestiefelt und gesport (16. Jh.). anspornen Vb. ‘antreiben, ermuntern’ (17. Jh.), eigentlich ‘mit den Sporen vorwärtstreiben’. Daraus rückgebildet Ansporn m. ‘Aufmunterung, Unterstützung’ (19. Jh.). spornstreichs Adv. ‘in höchster Eile, schleunigst’ (17. Jh.), sporstreichs ‘unter Anwendung von Streichen, Stößen mit den Sporen’ (um das Pferd zur Eile anzutreiben, 16. Jh.); adverbieller Genitiv von vorauszusetzendem Spor(en)streich (s. Streich). Seit dem 18. Jh. nur noch im oben genannten übertragenen Sinne.
Zitationshilfe
„spornen“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/spornen>.

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