Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

gegenwärtig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung ge-gen-wär-tig
Wortzerlegung Gegenwart -ig
Wortbildung  mit ›gegenwärtig‹ als Erstglied: Gegenwärtigkeit  ·  mit ›gegenwärtig‹ als Letztglied: allgegenwärtig · ungegenwärtig · vergegenwärtigen
eWDG

Bedeutungen

1.
jetzig, derzeitig
Beispiele:
der gegenwärtige Augenblick
die gegenwärtige Situation erlaubt keine unüberlegten Handlungen
die gegenwärtige Lage, Wirklichkeit
es tut nicht gut, wenn die Gedanken den gegenwärtigen Pflichten zu sehr vorauseilen [ Storm8,118]
jetzt, heute
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
er wohnt gegenwärtig in Berlin
gegenwärtig wird in H ein großes Kraftwerk erbaut
es werden gegenwärtig mehr Kraftfahrzeuge produziert als in den Jahren vorher
2.
gehoben erinnerlich
Grammatik: nicht attributiv
Beispiele:
eine Äußerung, eine Begebenheit nicht mehr gegenwärtig haben
sich [Dativ] etw. gegenwärtig halten (= etw. bedenken, sich vor Augen halten)
Mir ist aus jenen Stunden noch jeder kleine Umstand gegenwärtig [ Storm1,89]
und sogleich wird auch mir die mit Tante Lydia verbrachte Periode meiner Kindheit gegenwärtig [ HildesheimerParadies8]
3.
selten zur selben Zeit, am genannten Ort befindlich, anwesend
Beispiele:
Ich war nicht auf dem Schießplatz gegenwärtig [ G. KaiserTanakaIII]
da sie begriff, daß Schwenkhusen lebte und in dieser Stadt gegenwärtig war [ Bergengr.Feuerprobe50]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
gegen · gen · entgegen · entgegnen · Entgegnung · Gegenfüßler · Gegengift · Gegensatz · gegenseitig · Gegenstand · gegenständlich · Gegenstück · Gegenwart · gegenwärtig · vergegenwärtigen · gegenüber · Gegenüber
gegen Präp. ‘wider (zur Abwehr von, zum Schutz vor), in Richtung auf, in Beziehung auf, fast, annähernd, im Austausch für’, ahd. gagan, gegin Präp. Adv. (9. Jh.), gagani, gegini Adv. (9. Jh.), mhd. gegen Präp., gegen(e), gagen(e) Adv., kontrahiert gein, gēn (daraus als Richtungsangabe nhd. gen Präp. asächs. gegin-, mnd. jēgen, mnl. jeghen(s), nl. jegens, aengl. gegn, gēn Adv., anord. gegn Präp. Adv. (germ. *gagna-, *gegni-) ist, da außergerm. Vergleichsmöglichkeiten fehlen, etymologisch ungeklärt. gegen gibt ursprünglich die Richtung an ‘auf etw. zu, auf etw. hin’ (räumlich gegen den Baum laufen, zeitlich gegen Abend), dann auch das Verhältnis zu Menschen oder Sachverhalten (gütig gegen alte Leute, empfindlich gegen Kälte). Daraus entwickelt sich eine Bedeutung ‘wider’ im Sinne eines absichtlichen Entgegenwirkens, einer Feindseligkeit (gegen jmdn. kämpfen, gegen jeden Versöhnungsversuch sein). Häufig in nominalen Zusammensetzungen, z. B. für die entsprechende Erwiderung eines Vorgangs (Gegendruck, -gruß, -wirkung), einer feindlichen Absicht (Gegenwehr, -stoß), für Personen und Sachverhalte, die einander völlig (Gegenbild, -stück), rivalisierend (Gegenkönig, -spieler, -partei) oder in umgekehrtem Sinne, also gegenläufig (Gegenrichtung, -strömung, -rhythmus) entsprechen. – entgegen Adv. ‘in Richtung auf’, Präp. ‘im Gegensatz zu’, ahd. ingagan, ingegin Präp. ‘gegen, entgegen’ (8. Jh.), ingagani, ingegini Adv. (um 800), mhd. engegen Präp., engegen(e), engagen(e) Adv., asächs. angegin, aengl. (westsächs.) ongēan, ongēn, (angl.) angægn, ongegn, engl. again; im Nhd. an das Präfix ent- (s. d.) angelehnt; dazu entgegnen Vb. ‘erwidern, antworten’ (16. Jh.); vgl. dagegen ahd. ingaganen, ingeginen ‘entgegenkommen, empfangen, zurückkehren’ (9. Jh.), mhd. engegenen ‘begegnen’; Entgegnung f. ‘Erwiderung’ (19. Jh.). Gegenfüßler m. ‘auf dem entgegengesetzten Punkt der Erdkugel lebender Mensch’, übertragen ‘Widersacher’, Übersetzung (17. Jh.) von Antipode (s. d.); älter gegenfüßig (16. Jh.). Gegengift n. ‘einem anderen Gift entgegenwirkendes Gift’, Übersetzung (17. Jh.) von mfrz. frz. contrepoison oder unmittelbar von diesem zugrundeliegenden griech.-lat. antidotum (s. Antidot). Gegensatz m. ‘das Entgegengesetzte, Widerspruch, Kontrast, Feindschaft’, zuerst (15. Jh.) in der Rechtssprache ‘Gegenbehauptung, -argumentation’. gegenseitig Adj. ‘wechselseitig, beiderseitig’ (18. Jh.), anfangs ‘auf der entgegengesetzten Seite befindlich, der Gegenpartei angehörend’. Gegenstand m. ‘Ding, Thema, Angelegenheit’, zuerst ‘Widerstand’ (16. Jh.), ‘Gegensatz’, auch ‘das Entgegenstehende’ (17. Jh.), dann (Ende 17. Jh.) Übersetzung von Objekt bzw. lat. obiectum in philosophischer Sprache, davon ausgehend die heutige allgemeine Verwendung; gegenständlich Adj. um 1800 für objektiv, heute im Sinne von ‘dinglich, konkret’ als Gegensatz zu begrifflich. Gegenstück n. ‘etw. Entsprechendes, Passendes’, auch ‘Gegenteil’, Übersetzungswort (18. Jh.) von Pendant (s. d.). Gegenwart f. ‘Jetztzeit, Anwesenheit, Dasein’, ahd. gaganwart, geginwart (9. Jh.), mhd. gegenwart; vgl. auch ahd. gaganwerta (8. Jh.), gaganwertī, geginwertī (8. Jh.), gaganwurti (10. Jh.), mhd. gegenwurt, -würte ‘Gegenwart, Anblick, Angesicht’; zum zweiten Kompositionsglied s. -wärts. Seit dem 19. Jh. grammatischer Terminus für Präsens (s. d.), wofür älter gegenwürtig(e) Zeit (um 1400), die gegenwärtige Zeit oder die Gegenwart (Campe 1801); gegenwärtig Adj. ‘in der Gegenwart lebend, augenblicklich, jetzig’, ahd. gaganwertīg, geginwertīg (9. Jh.), mhd. gegenwertec, -würtec; vergegenwärtigen Vb. ‘(sich) deutlich in der Gegenwart vorstellen’ (17. Jh.), zu gegenwärtigen (15. Jh.). gegenüber Adv. Präp. ‘auf der anderen Seite, im Hinblick auf, gegen, zu’, aus gegen und über (s. d.) zusammengewachsen (16. Jh.), anfangs daher getrennt geschrieben mit dem abhängigen (von der Präp. gegen regierten) Kasus zwischen beiden Bestandteilen (noch im 18. Jh. gegen ihm über); substantiviert Gegenüber n. ‘das oder der auf der anderen Seite Befindliche’ (um 1800), nach frz. le vis-à-vis.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Stand jetzt · aktuell · derzeit · heute · heutzutage · in der Gegenwart · in diesen Tagen · jetzt · momentan · nun · zum gegenwärtigen Zeitpunkt · zur Zeit · zurzeit  ●  jetzo veraltet · nunmehro veraltet · zzt. Abkürzung, förmlich · dieser Tage geh., Papierdeutsch · gegenwärtig geh. · im Moment ugs. · in diesen Zeiten geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›gegenwärtig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›gegenwärtig‹.

Verwendungsbeispiele für ›gegenwärtig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Niemand war mit ihm gewesen, nur sie war überall gegenwärtig. [Schaper, Edzard: Der Henker, Zürich: Artemis 1978 [1940], S. 924]
Das Geld besitzt in meinen Augen gegenwärtig einen vollkommen idealen Wert. [Walser, Robert: Jakob von Gunten, Zürich: Suhrkamp 1973 [1909], S. 67]
Auch gegenwärtig sind wir von denunziatorischen Jagden auf früheres Verhalten heutiger Gegner nicht verschont. [Weizsäcker, Richard von: Dreimal Stunde Null? 1949 1969 1989, Berlin: Siedler Verlag 2001, S. 32]
Denn nur weil es selber gegenwärtig ist, vermag es im Symbol gegenwärtig zu sein. [Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode, Tübingen: Mohr 1960, S. 138]
Sie sind wahrscheinlich der umstrittenste Mann in der gegenwärtigen Regierung. [Der Spiegel, 26.03.1990]
Zitationshilfe
„gegenwärtig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/gegenw%C3%A4rtig>.

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