keulen
Bedeutungsübersicht
- 1. [besonders Tiermedizin, häufig Landwirtschaft] ⟨jmd. keult (etw. )⟩ (Tiere) notschlachten, töten (besonders um den Ausbruch oder die Weiterverbreitung bzw. Ausweitung einer Seuche zu verhindern)
- 2. [besonders D-Mitte , salopp] ⟨jmd. keult⟩ hart, schwer bzw. angestrengt (körperlich) arbeiten; (körperliche) Anstrengungen, Härten auf sich nehmen
- ● [spezieller] ⟨jmd., etw. keult⟩ (durch Einsatz der Beinmuskulatur) sich möglichst schnell fortbewegen; (rennend, laufend, Ski fahrend o. Ä.) sich verausgaben
- 3. [umgangssprachlich] ⟨jmd. keult etw.⟩ (mit einem Sportgerät) abschlagen; (durch einen Schuss, Wurf, Schlag, Stoß o. Ä.) irgendwohin befördern
- 4. [salopp, häufig abwertend] ⟨jmd. keult (gegen jmdn., etw.)⟩ jmdn., etw. kritisieren
- 5. [vulgär] ⟨jmd. keult (sich, jmdm.) einen, etw.⟩, ⟨jmd. keult (sich, jmdn.)⟩
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.
besonders Tiermedizin, häufig Landwirtschaft ⟨jmd. keult (etw. [Tier(e)])⟩(Tiere) notschlachten, töten (besonders um den Ausbruch oder die Weiterverbreitung bzw. Ausweitung einer Seuche zu verhindern)
Beispiele:
Länder wie Vietnam oder Thailand können es sich
[angesichts der Ausbreitung der gefährlichen Vogelgrippe H5N1] ohne ausländische Hilfe nicht leisten, nach den
Hühnern jetzt auch noch Enten, Gänse und Schweine zu
keulen. Die Gefahr eines Überspringens auf den
Menschen und einer Pandemie mit Todesopfern in zweistelliger Millionenhöhe
ist deshalb noch lange nicht gebannt. [Der Tagesspiegel, 13.10.2004]
»Wir haben – unter anderem aus Klimagründen – unseren Bestand bereits
um 600.000 Tiere reduziert und liegen jetzt bei 3,7 Millionen«, sagte Hans
F[…] vom Bundesverband Deutscher
Milchviehhalter […]. »Der Gedanke, Tiere
für die Klimaziele zu keulen, wäre in Deutschland
unvorstellbar«. [Der Tagesspiegel, 20.06.2023]
Peter H[…] ist einer von 1.500 dänischen
Nerzzüchtern, die in diesen Tagen ihren kompletten Bestand
keulen müssen. […] Bereits im September war es in Nordjütland zu
Coronavirus‑Ausbrüchen bei Nerzen gekommen. [Der Tagesspiegel, 11.11.2020]
Polizei und Feuerwehr riegelten um 15 Uhr das Grundstück ab, 60
Mitarbeiter des Veterinäramtes zogen
Schutzanzüge
an und keulten bis 21 Uhr seinen gesamten
Gefügelbestand [wegen der Diagnose »Vogelgrippe« bei einem der Tiere]. Vorsorglich, wohlgemerkt. [Bild am Sonntag, 25.12.2016]
Das größte Landraubtier der Erde [den Eisbär] »artgerecht« gefangen zu halten, ist praktisch
unmöglich. Es muss deshalb durchaus hinterfragt werden, warum jeder noch so
kleine Zoo seine eigene Eisbärenattraktion braucht. Das ist allerdings noch
lange kein Grund, den Berliner Kuschel‑Knut zu
keulen, auch wenn er wohl ein ziemlich
verhaltensgestörter Geselle werden wird – genauso wie alle anderen Eisbären
im Zoo. [Der Tagesspiegel, 21.03.2007]
Die Vollstrecker keulten bis zum
Sonnenaufgang. Eine Kuh nach der anderen wurde beruhigt, mit einem Strick
angebunden und dann abgespritzt. Ein Amtstierarzt jagte dem jeweiligen
Rindvieh eine schnapsglasvolle Giftdosis in die Venen. Sieben Sekunden
später sackte das Tier stöhnend in sich zusammen. [Der Spiegel, 26.03.2001]
übertragenSeit Partybremse [und Berliner Senator für Inneres] Eckart Werthebach die Love Parade
keulte, wird in Berlins Gerüchteküche mit
erhöhter Temperatur gebrutzelt. Halbwahrheiten und wahrer Unfug vermengen
sich da zu einem belebenden Brei. [Berliner Morgenpost, 06.04.2001]
2.
besonders D-Mitte , salopp ⟨jmd. keult⟩hart, schwer bzw. angestrengt (körperlich) arbeiten; (körperliche) Anstrengungen, Härten auf sich nehmen
siehe auch malochen
Beispiele:
Im ersten Training [nach längerer Abwesenheit] senste er kurz mal Youngster Timo Achenbach
um. Er keult, hängt sich rein, läuft vorne
weg. [Bild, 05.07.2003]
Jetzt können Sie endlich die Früchte Ihrer Arbeit ernten. Sie haben
wirklich ganz schön gekeult, um zum Ziel zu
kommen. [Ihr Horoskop für den 12. Oktober 2014, 12.10.2014, aufgerufen am 09.08.2023]
Auf Anhieb wird Lothar Matthäus zum treibenden Leitwolf des Teams,
mit 16 Toren und seiner dynamischen Art keult sich
der aus Mönchengladbach gekommene Jungstar in der Bayern‑Hierarchie schnell
nach oben. [Neue Osnabrücker Zeitung, 31.05.2013]
Die Frage [des Reporters] nach ihrem
Beruf beantwortet sie [die Interviewpartnerin]
mit einem Lächeln. Nein, es war damals [Anfang der 1960er Jahre in Westdeutschland]
nicht üblich, das
[sic! dass] Frauen einen Beruf erlernten,
sie waren, wie sie, in der Landwirtschaft tätig und da hieß es einfach
»keulen, keulen«. Im
Rückblick auf ihre 100 Jahre meint Klara S[…],
dass es doch »etwas arbeitsreich war«. [Allgemeine Zeitung, 30.12.2004]
●
spezieller ⟨jmd., etw. keult⟩(durch Einsatz der Beinmuskulatur) sich möglichst schnell fortbewegen; (rennend, laufend, Ski fahrend o. Ä.) sich verausgaben
Beispiele:
Verbissene Mienen, weit aufgerissene Münder, muskulöse
Oberschenkel, die auf den letzten Metern noch einmal brachial in die
Pedale keulen – die Entscheidung im Hauptrennen
des 14. Radsport‑Kriteriums des RV Möve Schmelz fällt heute auf der
Zielgeraden. [Saarbrücker Zeitung, 28.09.2006]
Terry [mein Mitfahrer] flitzt mit
einem Taxi, das wir glücklicherweise nach zehn Minuten anhalten können,
[wegen einer Panne an seinem Rennrad]
nach Mitzpe Ramon, ich keule weiter gegen den
kühler werdenden Wind. Nach einem knackigen Anstieg über weitere 400
Höhenmeter folgt die fiese, von scharfem Gegenwind geprägte Passage
[…]. [Tour d’Israël – mit dem Rennrad durch Israel, 18.03.2017, aufgerufen am 29.08.2023]
Startläufer Peter S[…] schoss
makellos und wechselte als Dritter, 10,7 Sekunden hinter den führenden
Schweden. […] Sven
F[…] eroberte trotz vier Nachladern die
Spitze, gab Ricco G[…] aber nur winzige 0,3
Sekunden vor Russland mit auf den Weg. »Ich musste dafür auf der Strecke
ordentlich keulen«, bekannte
F[…]. [Hamburger Abendblatt, 22.03.2003]
Gekeult bis zum Umfallen – aber am Ende
reichte es für unsere Kombinierer im Mannschafts‑Wettbewerb nur für
Platz vier. [Bild, 21.02.2001]
Auf alle Eventualitäten einer Weltmeisterschaft kann man sich
nicht vorbereiten, auch ein L[…] nicht.
Nicht einmal, wenn er immer wieder seine Trainingseinheiten um eine
Stunde verlängert und keult, bis es weh
tut. [Südkurier, 20.08.1999]
3.
umgangssprachlich ⟨jmd. keult etw.⟩(mit einem Sportgerät) abschlagen; (durch einen Schuss, Wurf, Schlag, Stoß o. Ä.) irgendwohin befördern
Beispiele:
Albert D[…] zieht den
Polo‑Stick durch und keult die Kugel nach vorne. [Bild, 16.07.2001]
Die Löwen‑Abwehr zwingt Hannover wieder einmal ins Zeitspiel, Martin
H[…]
keult den Notwurf über das Tor. [Der Maulwurf gräbt die Löwen zum Sieg, 17.04.2021, aufgerufen am 29.08.2023]
Eine Horde Rabauken, vielfach des Lesens und Schreibens unkundig,
keulte Bälle durch die Gegend[…]. [Open in Royal Troon, 09.07.2016, aufgerufen am 12.07.2023]
Ach, ich glaube, der eine oder andere Fußballer kann manchmal auch einfach nicht der Vesuchung [sic!] widerstehen, zu überprüfen, wie es sich anfühlt, wenn man den Ball in [das] eigene Tor keult. [Eigentor – Erklärung in einem Satz, 26.07.2008, aufgerufen am 14.06.2023]
4.
salopp, häufig abwertend ⟨jmd. keult (gegen jmdn., etw.)⟩jmdn., etw. kritisieren
Beispiele:
Keult gegen Grüne und Überregulierung: Joachim
Rukwied, alter und neuer Präsident des Bauernverbandes.
[Bildunterschrift] [Neue Osnabrücker Zeitung, 30.06.2016]
Eine Aufklärung, die auf die ihr immanente Dialektik zu reflektieren
verweigert […], selbst noch dort wo sie mit der
Nase darauf gestoßen wird[,] unterminiert sich
selbst. Sie keult gegen die zersetzenden Kritiker und
steht dann mit einem Bein schon im völkischen Lager. [Verrohung am Beispiel der Achse des Guten, 22.01.2015, aufgerufen am 14.06.2023]
1945 wurde die Weberei zerstört, aber wieder aufgebaut. Ihr
Überlebenskampf begann erst 30 Jahre später. »Es ist in Gütersloh eine
Herausforderung für Gebäude, stehenzubleiben«, keulte
Matthias B[…] mit Sarkasmus. [Neue Westfälische, 01.04.2014]
Die Vernebelung unserer deutschen Vergangenheit ist[…] weit verbreitet.
Die programmatischen Vernebler der Rechten mögen andere Motive haben als
die, die nur platte Normalität wünschen, oder diejenigen, die nicht länger
moralisch gekeult
(= mit Kritik, einer Gegendarstellung zur Deutung der NS-Vergangenheit Deutschlands konfrontieren)
werden wollen. Aber verdrängen wollen wir offenbar alle. [Süddeutsche Zeitung, 19.02.2005]
5.
vulgär
Phraseme:
⟨jmd. keult (sich [Dativ], jmdm.) einen, etw. (= (sich, jmdm.) einen runterholen, (sich, jmdn.) masturbieren)⟩
⟨jmd. keult (sich [Akkusativ], jmdn.)⟩
Beispiele:
[…] wir
[legten] uns nackt wie wir waren einander
zugewandt eng aneinander und keulten
uns
zum Höhepunkt. [Re: Erlebnisse in der Oberstufe, 16.08.2017, aufgerufen am 19.02.2024]
Einige Minuten saßen wir nebeneinander und
keulten uns gegenseitig die Schwänze. [Stadt, Land, Freundschaft plus, 16.12.2023, aufgerufen am 19.02.2024]
Außerdem [nicht nur hat er mein Klo versaut, auch] lag er, während ich mit meiner Ex‑Freundin im
Schlafzimmer war, auf der Couch herum und hat sich einen
gekeult. [10 Jahre nach Streit, 22.09.2022, aufgerufen am 06.06.2023]
Ich hab mir direkt einen
gekeult[.] [Scharfe Kurven, 02.11.2010, aufgerufen am 14.06.2023]
übertragen Wer als Hersteller nicht viel zu bieten hat, der
keult sich in den Produktbeschreibungen eben
einen auf die Höhenverstellbarkeit oder die 360°‑Drehbarkeit. [Gaming Stuhl, 09.01.2016, aufgerufen am 29.08.2023]
letzte Änderung:
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Tierbestände erlegen ·
keulen
(sich selbst) befriedigen ·
masturbieren ·
onanieren ●
(es sich selbst) besorgen ugs. ·
(es sich selbst) machen ugs. ·
(es sich/jemandem) mit der Hand machen ugs. ·
(sich einen) keulen ugs. ·
(sich einen) rubbeln ugs. ·
(sich einen) runterholen ugs. ·
(sich einen) von der Palme wedeln ugs. ·
wichsen ugs.
Assoziationen |
|
(sich) (mächtig) ins Geschirr legen ·
(sich) (mächtig) ins Zeug legen ·
arbeiten wie ein Pferd ·
bis zur Erschöpfung arbeiten ·
hart arbeiten ·
rackern ·
schwer arbeiten ·
viel arbeiten ·
werken ●
(sich) in die Sielen legen veraltet ·
(schwer) am Wirken sein ugs., regional ·
(sich) abfretten ugs., süddt. ·
(sich) fretten ugs. ·
ackern ugs. ·
ackern wie 'ne Hafendirne ugs. ·
ackern wie ein Hafenkuli ugs. ·
hackeln ugs., österr. ·
keulen ugs., ruhrdt., regional ·
malochen ugs. ·
nicht kleckern, sondern klotzen ugs. ·
plockern ugs., regional ·
rabotten (regional, teilw. veraltet) ugs. ·
ranklotzen ugs. ·
reinhauen ugs. ·
reinklotzen ugs. ·
roboten ugs. ·
rödeln ugs. ·
schaffe, schaffe, Häusle baue ugs., schwäbisch, Spruch ·
schuften ugs. ·
schwer zugange sein ugs., ruhrdt. ·
sich krummlegen ugs., fig. ·
werkeln ugs. ·
wullachen ugs., ruhrdt. ·
wullacken ugs., ruhrdt.
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