Raub m. ‘das Rauben, gewaltsame Wegnahme, geraubtes Gut, Beute’,
ahd. roub (8. Jh.),
asächs. -rōf (in
nōdrōf) ‘gewaltsame Entreißung, Beute, Raub’,
mhd. roup,
roub ‘(Sieges)beute, Geraubtes, Räuberei, Plünderung, Ernte eines Feldes’,
mnd. rōf,
mnl. nl. roof,
afries. rāf,
aengl. rēaf ‘Raub, Beute, Kleidung, Rüstung’ (
germ. *rauba-) gehört zu einem im
Dt. untergegangenen starken Verb, belegt in
aengl. rēofan ‘brechen, zerreißen’,
berēofan ‘berauben’,
anord. rjūfa,
rjōfa ‘brechen, zerreißen’.
Westgerm. *rauba- bedeutet demnach eigentlich ‘das Ab-, Entreißen, das Entrissene’ und bezeichnet vor allem die Kriegsbeute, also auch die dem Gegner abgenommene Rüstung und Kleidung. Fraglich ist, ob im
Germ. bzw.
Ahd. auch ein Femininum existierte oder ob den Entlehnungen ins
Mlat. und ins
Roman. flektierte Formen des Maskulinums zugrunde liegen (s.
Robe). Die nächsten
außergerm. Verwandten sind
aind. rōpáyati ‘verursacht Reißen, bricht ab’,
rúpyati ‘hat Reißen im Leib’,
lat. rumpere (
ruptum) ‘brechen, zerreißen’,
rūpēs ‘Fels, Klippe’,
lit. rūpė́ti ‘kümmern, Sorge machen, am Herzen liegen’,
rupùs (älter
rùpas) ‘rauh, holperig, (grob)körnig’,
rūpùs ‘besorgt, sorgfältig, vor-, fürsorglich, beflissen’,
russ. (älter)
rúpit’ (
рупить) ‘besorgt machen, beunruhigen’, anzuschließen an
ie. *reup- ‘ausreißen, zerreißen, brechen’, eine p-Erweiterung der vielfach weitergebildeten Wurzel
ie. *reu-,
*reu̯ə- ‘aufreißen, graben, aufwühlen, ausreißen, raffen’ (s. auch
raufen). –
rauben Vb. ‘gewaltsam in Besitz bringen, unter Anwendung oder Androhung von Gewalt wegnehmen, stehlen, entreißen’. Das
gemeingerm. schwache Verb
ahd. roubōn ‘(be)rauben’ (9. Jh.; vgl.
biroubōn,
irroubōn ‘ausplündern’, 8. Jh.),
mhd. rouben, auch ‘von etw. abbringen’,
asächs. rōƀon,
mnd. mnl. rōven ‘(be)rauben, plündern’,
nl. roven,
afries. rāvia,
aengl. (be)rēafian ‘plündern, mit Gewalt nehmen’,
engl. to bereave ‘(be)rauben’,
anord. raufa ‘ein Loch brechen’, auch (aus dem
Mnd. entlehnt) ‘rauben’,
got. biraubōn ‘berauben’ (
germ. *raubōn) ist entweder vom Substantiv (s. oben) abgeleitet oder gehört, wofür semantische Gründe sprechen (vgl.
Wissmann Nomina postverbalia 1 (1932) 10), als Deverbativum zu dem dort erwähnten, im
Dt. untergegangenen starken Verb (
germ. *reufan).
Räuber m. ‘wer raubt, auf Raub ausgeht, vom Raub lebt, Bandit’,
ahd. roubāri (11. Jh.),
mhd. roubære,
röubære,
röuber,
mnd. mnl. rōver,
nl. rover,
aengl. rēafere,
engl. reaver,
anord. (aus dem
Mnd.)
raufari ‘Räuber’.
Räuberei f. ‘fortwährender Raub’,
mhd. rouberīe.
räubern Vb. ‘wie ein Räuber handeln, stehlen, rücksichtslos an sich reißen’ (19. Jh.).
räuberisch Adj. ‘in der Art eines Raubes, Räubers, auf Raub ausgehend, raubgierig’ (um 1600), älter
raubisch,
räubisch (bei
Luther reubisch),
mhd. roubisch,
röubisch.
Raubbau m. ‘Produktionsweise, bei der um eines hohen und raschen Ertrags willen der Fortbestand der Erzeugungsgrundlagen nicht gesichert wird’ (18. Jh.), ursprünglich bergmännisch, aus der Wendung
auf den Raub bauen ‘rücksichtslos, mit geringem Kostenaufwand ausbeuten und nicht an den künftigen Ertrag denken’ (Ende 17. Jh.).
raubgierig Adj. ‘gierig nach Raub drängend’ (16. Jh.); dazu rückgebildet
Raubgier f. (18. Jh.).
Raubritter m. ‘vom Straßenraub lebender Ritter des späten Mittelalters’ (19. Jh.).
Raubvogel m. ‘beuteschlagender Vogel’ (16. Jh.). Entsprechend
Raubtier n. (Anfang 18. Jh.).