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scharfmachen

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Alternative Schreibung scharf machen
GrammatikVerb · macht scharf, machte scharf, hat scharfgemacht/scharf gemacht
Aussprache [ˈʃaʁfmaχn̩]
Worttrennung scharf-ma-chen · scharf ma-chen
Wortzerlegung scharf machen
Rechtschreibregeln § 34 (2.1), § 34 (2.2)
Wortbildung  mit ›scharfmachen‹/›scharf machen‹ als Erstglied: Scharfmacherei
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
umgangssprachlich jmd. macht etw. scharf
Synonym zu schärfen (1)
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Klingen, Messer, Scheren scharfmachen
Beispiele:
Hobelmesser, Heckenscheren, Rasenmäher‑ und Freischneidemesser, Äxte und Beile sowie Sägeblätter aller Art – seine Werkstatt ist so gut ausgerüstet, dass alles Stumpfe wieder scharf gemacht werden kann. [Badische Zeitung, 26.10.2013]
Interessenten können [zu der Veranstaltung mit einem Messerschleifer] ihre stumpfen Messer, Scheren, Stemmeisen oder Schnitzwerkzeuge […] mitbringen, um sie wieder scharfmachen zu lassen. [Mittelbayerische, 11.07.2022]
Im Einsatz sind spezielle Blätter mit Industriediamanten, die zwischendurch wieder scharfgemacht werden, indem sie durch Keupersandstein fahren. [Reutlinger General-Anzeiger, 16.03.2019]
[…] wenn ein Kunde mit einem stumpfen Messer komme, werde das schon mal als besonderer Service scharfgemacht. [Mittelbayerische, 04.09.2018]
Ein Scherenschleifer wird alle Klingen gegen einen kleinen Obolus wieder scharf machen[…]. [Neue Westfälische, 05.04.2011]
Alle Jahre im Herbst ziehen sie [die Scherenschleifer] […] aus, um den Bräunlingern das Werkzeug scharf zu machen. [Badische Zeitung, 26.10.2007]
Bernhard L[…] dengelte Sensen, zeigte[,] wie sie wieder scharfgemacht werden. [Saarbrücker Zeitung, 02.06.2004]
2.
jmd., etw. macht etw. scharf
Synonym zu schärfen (2)
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Döner, Kebap, Pizza scharfmachen
Beispiele:
[…] das Fleisch wurde ordentlich scharf gemacht. [Hamburger Abendblatt, 16.01.2003]
Man steht an einem der runden Tische, trinkt Kaffee, isst eine Currywurst, die man hier mit dem Zusatz »scharfmachen« bestellt. [Süddeutsche Zeitung, 25.06.2011]
Ich weiß inzwischen, wie man eine Suppe scharf macht[…]. [Bild, 29.10.2009]
3.
jmd., etw. macht etw. scharf
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Alarmanlagen, Bomben, Sprengsätze scharfmachen
Beispiele:
Die Angestellte hatte soeben die Alarmanlage scharf gemacht, da stand ein Mann hinter ihr und bedrohte sie mit der Waffe. [Thüringer Allgemeine, 05.01.2017]
An Handgranaten befindet sich ein Sicherungsstift, der gezogen werden muss, um den Sprengsatz scharf zu machen. [Frankfurter Rundschau, 01.11.2023]
Ein Draht führte zu einem Zünder, der eine Sieben‑Kilo‑Bombe scharfmachte. [Frankfurter Rundschau, 18.10.2022]
Der Täter gibt nach der Festnahme an, dass er eine Bombe in seiner Wohnung scharfgemacht habe, widerruft die Aussage allerdings später. [Rhein-Zeitung, 30.03.2021]
Durch dieses Zusatzschloß wird die Anlage beim Verlassen des Hauses scharfgemacht – es sei denn, irgendwo steht noch ein Fenster offen, dann blockiert das Schloß automatisch, bis die Sicherheitslücke geschlossen ist. [Der Spiegel, 19.08.1985]
im Bild Die Lunte am ersten politischen Sprengsatz brennt noch, da hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bereits ein zweites Thema mit hoher Sprengkraft scharfgemacht. [Mittelbayerische, 21.06.2018]
4.
jmd. macht etw. [ein Tier] scharf(zur Jagd, zu Angriffslust, aggressivem Verhalten o. Ä.) abrichten
Schreibung: scharfmachen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: Kampfhunde scharfmachen
Beispiele:
Bestimmte Hundehalter schafften sich gezielt Kampfhunde an und machten diese scharf. [Frankfurter Rundschau, 06.11.2003]
Doch man kann einen Bienenschwarm ja nicht scharfmachen[…] wie einen Kampfhund – oder etwa doch? [Allgemeine Zeitung, 04.12.2020]
Als ich rauslief, sagte eine Jägerin zu mir: »Endlich haben wir mal die Gelegenheit, die Hunde mit echtem Wild scharfzumachen [Bild, 21.10.2016]
Leute, die ihre Hunde scharfmachen, sind krank. [Hamburger Abendblatt, 26.06.2010]
Kampfhunde werden häufig wegen ihres aggressiven Charakters gehalten und zusätzlich »scharfgemacht«. [Frankfurter Rundschau, 20.01.2000]
Unnatürlich findet er es nicht, Hunde scharfzumachen. [die tageszeitung, 12.08.1994]
übertragen »Die Abwehrzellen werden gegen den Tumor scharfgemacht [Neue Westfälische, 04.02.2023]
5.
umgangssprachlich jmd. macht (jmdn., etw.) scharf(gegen jmdn.) aufhetzen, aufbringen, zu offensiverem Verhalten veranlassen, ermahnen; (durch sein Verhalten) eskalieren, aufheizen, zuspitzen
Schreibung: scharfmachen
Beispiele:
Vor Beginn des Einsatzes waren sie [die Polizisten] mit der Falschmeldung, ein Polizist sei von einem Demonstranten erstochen worden, scharfgemacht worden. [Der Spiegel, 31.05.2007 (online)]
Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) wirft den Grünen vor, die politischen Debatte scharfzumachen. [Stoiber wirft Grünen Aufheizen der politischen Debatte vor, 12.07.2021, aufgerufen am 06.06.2023]
Es liegt in der Verantwortung des Lehrers, seine Schüler nicht abzurichten, nicht scharfzumachen für Straßenkämpfe, sondern ihnen die Verantwortung zu vermitteln, jede Aggression in eine positive, zum Beispiel sportliche Energie fließen zu lassen. [Süddeutsche Zeitung, 11.02.2013]
Die Siedler erleben eine Regierung, die sie einerseits mit aggressiver Siedlungsrhetorik scharfmacht – andererseits ihre Häuser niederreißen lässt, wenn es ihr zu bunt wird. [Der Tagesspiegel, 28.07.2012]
[…] dadurch [durch die Lautsprecheransagen] seien die Beamten erst richtig scharfgemacht worden, was ihr zum Teil ungewöhnlich brutales Vorgehen erkläre. [Die Zeit, 17.05.2007]
Weil seine TV‑Kandidaten schlapp und verunsichert wirken, lässt er sie von seinen CIA‑Ausbildern scharfmachen. [Die Welt, 11.02.2003]
Die Rede kann davon sein, daß wir eine intelligente Politik machen, die Europa nutzt und der NATO nutzt, während Sie scharfmachen wollen. (Pfui‑Rufe bei der CDU/CSU) Sie wollen scharfmachen, Sie wollen Wahlkampf machen. (Beifall bei der SPD) […]. [Plenarprotokoll Nr. 08/141, 08.03.1979, aufgerufen am 10.01.2023]
6.
jmd., etw. macht jmdn. scharf (auf jmdn., etw.)(sexuelle) Lust oder (sexuelles) Verlangen auf etw., jmdn. wecken, hervorrufen
Schreibung: scharfmachen
siehe auch erregen (1)
Beispiele:
Ein geheimes Treffen mit einem Menschen, den wir nicht lieben, aber sexuell attraktiv finden, kann unsere Beziehung zum Partner, den wir lieben, der uns aber nicht mehr scharfmacht, gefährden. [Welt am Sonntag, 28.10.2012]
Als die beiden [die Polizistin und ihr Vorgesetzter] nach draußen gingen, habe er ihr dann unvermittelt sein »leicht erigiertes Glied« entblößt, die linke Hand an das Glied geführt und mit der Bemerkung, dass ihn das total scharfmache, gegen die Wand uriniert. [Vorwürfe sexueller Nötigung, 21.04.2023, aufgerufen am 07.06.2023]
Den ganzen Tag saugte ein Kind an meiner Brust, und das, was mich früher scharfgemacht hatte, weckte nur noch mütterliche Gefühle. [Die Welt, 07.03.2020]
allgemeinerMensch, du machst mich ganz scharf auf deinen selbstgebrannten Korn. [Schemann, Hans: Deutsche Idiomatik. Wörterbuch der deutschen Redewendungen im Kontext. [o. O.]: De Gruyter 2011, S. 699]
allgemeiner Die Lust am Schweinefleisch bewegt sich in gefährlicher Nähe zum Kannibalismus‑Tabu, was den Appetit, getreu dem Motto, dass gerade das scharfmacht, was verboten ist, steigern kann, ihn aber auch ins moralische Zwielicht bringt. [Welt am Sonntag, 24.01.2010]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
scharf · Schärfe · schärfen · einschärfen · scharfmachen · Scharfmacher · Scharfrichter · Scharfschütze · Scharfsinn
scharf Adj. ‘gut schneidend, geschliffen, spitz’, übertragen ‘stark gewürzt, kalt, deutlich, genau, heftig, schonungslos’, ahd. s(c)arf(i) (8. Jh.), mhd. scharf und ahd. scarph (9. Jh.), mhd. scharpf, scharph, scherpfe, scherf; frühnhd. (obd. md.) scharpf, asächs. skarp, mnd. scharp, scherp, mnl. scarp, scaerp, scerp, nl. scherp, afries. skerp, aengl. sc(e)arp, engl. sharp, anord. skarpr (‘eingeschrumpft, dürr, scharf, rauh, hart’), schwed. skarp (germ. *skarpa-) läßt sich verbinden mit lett. skarbs ‘rauh, grob’, mir. cerb ‘schneidend’, aruss. ščьrbъ ‘schadhaft’, russ. (älter) ščerbá (щерба) ‘Riß, Lücke, Schramme, Narbe’ und führt auf die Labialerweiterung ie. *(s)kerb(h)-, *(s)kreb(h)- (s. auch schürfen, schröpfen) der Wurzel ie. *(s)ker(ə)- ‘schneiden’ (s. 1scheren). – Schärfe f. ‘Zustand des Scharfseins, Klarheit, Genauigkeit, Rücksichtslosigkeit’, ahd. s(k)erphī, s(k)erfī (9. Jh.), mhd. scherpfe, scherfe ‘Stachel, (Speer)spitze, Rauhheit’. schärfen Vb. ‘scharf machen’, mhd. scherpfen, scherfen, asächs. (gi)skerpian (9. Jh.). einschärfen Vb. ‘mit Eindringlichkeit sagen, klarmachen’ (17. Jh.). scharfmachen Vb. ‘aufhetzen’, Scharfmacher m. ‘Aufhetzer’ (19. Jh.), entstanden als Ausdrücke der Reaktion für die Anführer streikender Arbeiter. Scharfrichter m. ‘wer mit dem Schwert oder Beil hinrichtet’ (14. Jh.), zuerst nsächs. (mnd. scharprichter) und westmd., seit dem 16. Jh. allgemein verbreitete Berufsbezeichnung für den Henker bzw. den Vollstrecker der Todesstrafe. Scharfschütze m. ‘im Schießen besonders ausgebildeter und daher treffsicherer Schütze’ (18. Jh.). Scharfsinn m. ‘Fähigkeit, besonders klar und logisch zu denken’ (17. Jh.), Rückbildung aus scharfsinnig Adj. (15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Militär
scharf machen · scharf schalten · scharf stellen · scharfmachen · scharfschalten · scharfstellen

(jemanden) erregen · anmachen · auf Touren bringen  ●  (jemanden) anspitzen ugs. · ansexen ugs. · anturnen ugs. · antörnen ugs. · aufgeilen ugs. · geil machen derb · heißmachen ugs. · scharfmachen ugs.
Assoziationen
  • Erotik · Sinnlichkeit
  • (sich) (unter dem Tisch) mit den Füßen berühren · füßeln
  • aufreizend gekleidet · freizügig angezogen (sein) · nicht mit Reizen geizen  ●  (tiefe) Einblicke gewähren variabel

(eine Klinge) abziehen · schleifen · schärfen · wetzen  ●  scharf machen ugs.
Assoziationen
Zitationshilfe
„scharfmachen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/scharfmachen>.

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