seltsam Adj. ‘eigenartig, sonderbar, merkwürdig, befremdlich’,
ahd. seltsāni ‘wunderbar, kostbar, ungewöhnlich, fremd, selten’ (9. Jh.),
mhd. seltsæne,
seltsān,
-sām ‘wunderbar, fremdartig, unbekannt, selten’,
mnd. selsen(e),
mnl. seltsam,
selsam,
nl. zeldzaam. Das erste Glied des Adjektivs bildet der in
selten (s. d.) enthaltene Wortstamm
germ. *selda-; das zweite Glied
ahd. -sāni (vgl.
ahd. unsāni ‘ungepflegt, ungestalt’) ist ein Verbaladjektiv
germ. *se(g)wni- ‘sichtbar’, abgeleitet mit grammatischem Wechsel von dem unter
sehen (s. d.) behandelten Verb, zu dem auch (ablautend)
mnd. sǖne ‘ersichtlich, deutlich’,
mnl. siene ‘ansehnlich’,
aengl. (ge)sīene ‘sichtbar’,
seldsīene ‘selten, ungewöhnlich’,
anord. sȳnn ‘sichtbar’ sowie
mhd. siune,
sūne ‘das Sehen, Gesicht’,
asächs. siun ‘Auge, Gesicht’,
ansiuni ‘Angesicht’,
aengl. ansīen ‘Anblick, Gestalt, Erscheinung’ gehören. Als Ausgangsbedeutung ist daher ‘selten zu sehen’ anzusetzen mit Weiterentwicklung zu ‘ungewöhnlich, merkwürdig, befremdlich’. Die heute gültige, auf -m auslautende Form ist angeglichen an Bildungen wie
arbeitsam,
heilsam (s.
-sam); sie begegnet zuerst im 14. Jh. und wird zu Anfang des 18. Jhs. alleinherrschend. –
Seltsamkeit f. ‘Seltenheit’ (15. Jh.), ‘Sonderbarkeit’ (16. Jh.), ‘Köstlichkeit’ (17. Jh.); vgl.
ahd. seltsāni n. (9. Jh.),
seltsānī f. (um 1000),
mhd. seltsæne ‘Seltsamkeit, Seltenheit’.