unerhört
GrammatikAdjektiv
Aussprache
Worttrennung un-er-hört
Wortbildung
mit ›unerhört‹ als Erstglied:
Unerhörtheit
·
mit ›unerhört‹ als Grundform:
Unerhörte
Bedeutungsübersicht
- 1. [abwertend] empörend, schändlich, unverschämt
- 2. noch nie dagewesen, einmalig in seiner Besonderheit
- 3. [übertrieben] ungeheuer, gewaltig, groß, unglaublich
- 4. [veraltend] nicht erhört, nicht erfüllt
eWDG
Bedeutungen
1.
abwertend empörend, schändlich, unverschämt
Beispiele:
das ist eine unerhörte Frechheit, Dreistigkeit, Gemeinheit, Beleidigung!
ein unerhörtes Ansinnen
sich unerhört aufführen
dein Verhalten ist geradezu, einfach unerhört!
das ist ja unerhört!
2.
3.
übertrieben ungeheuer, gewaltig, groß, unglaublich
Beispiele:
eine unerhörte Menge, Summe
er hat unerhörtes Glück gehabt
eine unerhörte Leistung
ein Fest mit unerhörter Pracht, mit unerhörtem Aufwand feiern
eine unerhörte Steigerung der Produktion
sehr
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
das ganze ist unerhört einfach
er hatte unerhört offen und kühn gesprochen
der Vortrag war unerhört spannend, unerhört interessant
er hat unerhört viel geleistet
4.
veraltend nicht erhört, nicht erfüllt
Schreibung: unerhört
Beispiel:
eine unerhörte Bitte
Grammatik: oft mit »bleiben«
Beispiele:
ihre Wünsche blieben unerhört
seine Liebe blieb unerhört (= unerwidert)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
hören · Hörer · hörig · Hörigkeit · aufhören · erhören · unerhört · Gehör · verhören · Verhör · Hörensagen
hören Vb. ‘mit dem Ohr wahrnehmen, vernehmen’, ahd. hōren (8. Jh.), mhd. hœren, asächs. hōrian, mnd. hȫren, mnl. hōren, nl. horen, aengl. (angl.) hēran, (westsächs.) hīeran, engl. to hear, anord. heyra, schwed. höra, got. hausjan. Das zu erschließende germ. jan-Verb für unwillkürliches Wahrnehmen mit dem Ohr, das später auch Bedeutungen wie ‘absichtlich vernehmen’ und weiter ‘gehorchen’ annimmt (vgl. wer nicht hören will, muß fühlen und s. gehorsam), führt mit russ. (landschaftlich) čúchat’ (чухать) ‘wahrnehmen, riechen, schmecken’ und wohl auch mit (nicht eindeutig geklärtem) griech. akū́ein (ἀκούειν) ‘hören, gehorchen’ auf ie. *keus-, *kūs-, eine s-Erweiterung der Wurzel ie. *kē̌u- ‘worauf achten, beobachten, schauen’, auch ‘hören, fühlen, merken’, wozu (mit anlautendem s-) schauen und schön (s. d.) sowie auch aind. kavíḥ ‘klug, weise, Seher, Weiser, Dichter’, griech. koé͞in (κοεῖν) ‘bemerken, vernehmen, hören’, lat. cavēre ‘sich in acht nehmen, sich vorsehen’, lett. kavēt ‘zaudern, zögern’, aslaw. čuti ‘empfinden, erkennen’, russ. (älter) čut’ (чуть) ‘empfinden, fühlen, wittern, wahrnehmen’ gehören. – Hörer m. ‘Zuhörer’, mhd. hœrære, hœrer. hörig Adj. ‘sich dem Willen eines anderen unterwerfend, triebhaft, sexuell abhängig’, älter (zuerst mnd., 14. Jh.) ‘abhängig vom Feudalherrn, an die Scholle gebunden, unfrei’, mhd. hœrec ‘auf einen anderen hörend, folgsam’, mnd. hȫrich ‘gehorsam, ergeben, zugehörig, an die Scholle gebunden’; dazu Hörigkeit f. (18. Jh.), mnd. hȫrichēt. aufhören Vb. ‘ablassen, nicht länger andauern, aufmerksam hinhören (aus aktuellem Anlaß)’, mhd. ūfhœren ‘ab-, unterlassen’. erhören Vb. ‘anhörend erfüllen, Erbetenes gewähren’, ahd. irhōren ‘hören’ (11. Jh.), mhd. erhœren ‘hören, hörend wahrnehmen, erfüllen’. unerhört Part.adj. ‘nicht erhört, nicht gebilligt, erstaunlich, empörend’, spätmhd. unerhōrt, eigentlich ‘nie gehört, beispiellos’. Gehör n. ‘das Hören, Hörsinn’, mhd. gehœre; vgl. häufigeres mhd. gehœrde, ahd. gihōrida (9. Jh.). verhören Vb. ‘eingehend befragen und anhören’, mhd. verhœren ‘hören, anhören, vernehmen, prüfen, erhören, überhören’, auch etw., sich verhören ‘falsch hören’ (17. Jh.); Verhör n. ‘eindringliche Befragung’, spätmhd. verhœr(e). Hörensagen n. heute meist in der präpositionalen Fügung vom Hörensagen (älter auch auf, durchs Hörensagen) ‘aus Erzählungen anderer’, mhd. hœrsagen (14. Jh.), frühnhd. hör(en)sagen.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(eine) Frechheit ·
(eine) Unverschämtheit ·
(etwas) spottet jeder Beschreibung ·
haarsträubend ·
hanebüchen ·
jeder Beschreibung spotten ·
skandalträchtig ·
unerhört ·
unfassbar ·
unglaublich ·
unverschämt ●
hagebüchen veraltet ·
nichts für schwache Nerven übertreibend ·
(da) bleibt einem die Spucke weg ugs., fig. ·
(da) hört sich doch alles auf! ugs. ·
(das ist) der Gipfel der Unverschämtheit ugs. ·
(das) schlägt dem Fass den Boden aus! ugs. ·
(das) schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht ugs., scherzhaft-ironisch, salopp ·
(das) setzt dem ganzen die Krone auf! ugs. ·
(dazu) fällt einem nichts mehr ein ugs. ·
(ein) dicker Hund ugs., fig. ·
(ein) starkes Stück ugs. ·
(eine) Zumutung! ugs. ·
(etwas) geht auf keine Kuhhaut ugs. ·
Ist das (noch) zu fassen!? ugs. ·
also so etwas! ugs. ·
bodenlos ugs. ·
das Allerletzte ugs. ·
das Letzte ugs. ·
das ist (ja wohl) die Höhe! ugs. ·
dreist ugs. ·
heftig! ugs. ·
ja gibt's denn sowas!? ugs. ·
kaum zu fassen ugs. ·
man fasst es nicht! ugs. ·
nicht zu fassen ugs., kommentierend ·
unmöglich ugs. ·
unsäglich geh.
Assoziationen |
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empörend ·
himmelschreiend (Ungerechtigkeit u.Ä.) ·
himmelsschreiend ·
schwer erträglich ·
skandalös ·
unerhört ·
unerträglich ·
unfassbar ·
ungeheuerlich ●
(es) fehlen einem die Worte ugs.
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›unerhört‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›unerhört‹.
Verwendungsbeispiele für ›unerhört‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Aber wenn sie etwas sagte, klang es in meinen Ohren unerhört echt.
[Becker, Jurek: Amanda herzlos, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993 [1992], S. 365]
Es waren unerhörte Theorien und sie lösten sich fast unbewußt von seinem Munde.
[Kolbenheyer, Erwin Guido: Das Gestirn des Paracelsus, München: J.F. Lehmanns 1964 [1921], S. 351]
Innerhalb ihres Betriebes gelang es ihnen, die Arbeit unerhört zu beschleunigen.
[Wochenpost, 29.08.1965]
Die Musik hat eine unerhörte Höhe erreicht; es ist kaum zu verstehen, wie sie dazu gelangt ist.
[Pfannkuch, Wilhelm u. Blume, Friedrich: Renaissance. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1963], S. 44631]
Der Adel hat von der neuen Kunst lange nichts wissen wollen – im Epos ist es unerhört, daß ein Held schreiben könnte.
[Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums, Bd. III. In: Geschichte des Altertums, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1901], S. 10796]
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