vorgehen
Bedeutungsübersicht
- 1. vorwärts, nach vorn gehen
- 2. [umgangssprachlich] vorausgehen
- 3. eine höhere Stufe in einer Rangordnung einnehmen, den Vorrang haben
- 4. bestimmte Maßnahmen ergreifen, in einer bestimmten Weise handeln
- 5. ⟨die Uhr geht vor⟩ die Uhr geht zu schnell, eilt der Normalzeit voraus
- 6. ⟨etw. geht vor⟩ etw. geschieht (nach und nach), vollzieht sich
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
umgangssprachlich vorausgehen
Beispiele:
du kannst schon vorgehen, ich komme gleich nach
er ließ sie vorgehen
3.
eine höhere Stufe in einer Rangordnung einnehmen, den Vorrang haben
Beispiele:
zuerst musst du deine Schulaufgaben erledigen, das geht vor
die Gesundheit, unsere Sicherheit geht vor
seine Arbeit ging allem anderen vor
der Anstand fordert, dass das Alter vorgeht
4.
bestimmte Maßnahmen ergreifen, in einer bestimmten Weise handeln
Beispiele:
energisch, streng, geschickt, unentschlossen, selbständig, rücksichtsvoll, mit größter Vorsicht, willkürlich vorgehen
er ging dabei methodisch und gründlich vor
wie soll man in dieser Angelegenheit vorgehen?
gegen jmdn., etw. vorgehen
●
gegen jmdn., etw. einschreiten
Beispiele:
gegen solche Verbrecher muss man mit allen Mitteln, mit aller Schärfe vorgehen
er wollte gegen die Schuldigen gerichtlich vorgehen
gegen derartige Äußerungen entschieden vorgehen
5.
⟨die Uhr geht vor⟩die Uhr geht zu schnell, eilt der Normalzeit voraus
in gegensätzlicher Bedeutung zu nachgehen
Beispiel:
deine Uhr geht zehn Minuten vor
6.
⟨etw. geht vor⟩etw. geschieht (nach und nach), vollzieht sich
Beispiele:
irgendetwas (Geheimnisvolles, Sonderbares) war inzwischen vorgegangen
aus der Zeitung erfährt man, was in der Welt vorgeht
was mag in diesem Menschen, hinter seiner Stirn jetzt vorgehen?
er sah nicht, was um ihn herum vorging
mit ihm war eine Veränderung vorgegangen
was geht hier vor? (= was ist hier los?)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
gehen · abgehen · Abgang · angehen · aufgehen · Aufgang · ausgehen · Ausgang · begehen · eingehen · Eingang · entgehen · ergehen · hintergehen · übergehen · Übergang · untergehen · Untergang · vergehen · Vergehen · Vergangenheit · vorgehen · Vorgang · Vorgänger
gehen Vb. ‘sich zu Fuß fortbewegen’. Im Paradigma von nhd. gehen sind die Formen von zwei verschiedenen, nicht miteinander verwandten Verben vereinigt. Das gemeingerm. starke Verb ahd. gangan (8. Jh.), mhd. gangen, asächs. aengl. gangan, mnl. ganghen, anord. ganga, got. gaggan gehört zu den reduplizierenden Verben und ist vielleicht als Rückbildung aus einem jan-Verb germ. *gangjan (vgl. ahd. zigengen ‘zergehen machen, vernichten’, um 1000, mhd. gengen ‘gehen machen, losgehen’, aengl. gengan ‘gehen, reisen, reiten’) anzusehen. Es ist verwandt mit 1Gang (s. d.) und außergerm. mit aind. jáṅghā ‘Unterschenkel’, jáṁhaḥ ‘Flügel, Schwinge’, lit. žeñgti ‘schreiten, gehen’ und vielleicht griech. kochṓnē (κοχώνη) ‘Stelle zwischen den Schenkeln, Hinterbacke’. Erschließbar ist ie. *g̑hengh- ‘schreiten, Schritt, Schenkelspreize, Schamgegend’. Auf dieses durch ahd. gangan vertretene Verb gehen das Prät. (ging) und das Part. Prät. (gegangen) von nhd. gehen zurück. Daneben steht gleichbed. ahd. gān (8. Jh.) und (zunächst nur bair. und frk.) gēn (8. Jh.), mhd. gān, gēn, asächs. -gān, mnd. aengl. gān, engl. to go, mnl. gaen, nl. gaan, anord. aschwed. gā, krimgot. geen, das ahd. nur durch den Infinitiv und athematisch gebildete Präsensformen (gām, gās(t), gāt usw. neben gēm, gēs(t), gēt usw.) belegt ist (vgl. aber aengl. Part. Prät. gegān), die Infinitiv und Präsens des nhd. Verbs gehen ergeben haben. Dieses Verb verbindet sich mit griech. (homerisch) kichā́nein (κιχάνειν) ‘erreichen, erlangen, antreffen’, aind. jíhītē ‘springt auf, begibt sich zu’ und führt auf eine Wurzel ie. *g̑hē-, *g̑hēi- ‘leer sein, fehlen, verlassen, fortgehen’, dann auch ‘gehen’, wobei eine Identität mit ie. *g̑hēi-, *g̑hē- ‘gähnen, klaffen, offenstehen’ erwogen wird (s. gähnen), da sich ‘fortgehen’ aus ‘klaffend abstehen’ entwickelt haben kann. – abgehen Vb. ‘sich entfernen, fehlen, sterben, abschreiten’, ahd. abagangan, -gān ‘aufhören, vergehen’ (um 1000), mhd. abegān ‘abnehmen, etw. versagen, fehlen’; Abgang m. ‘Weggang, Tod, Weg nach unten’, mhd. abeganc ‘das Hinabgehen, ein hinabführender Weg, Mangel, Abfall’. angehen Vb. ‘beginnen, betreffen, um etw. bitten’, ahd. anagangan, -gān, -gēn (um 800), mhd. anegān ‘anfangen, hineingehen, folgen, angreifen’. aufgehen Vb. ‘sich öffnen, emporsteigen, sichtbar werden’, ahd. ūfgangan, -gān, -gēn (8. Jh.), mhd. ūfgān, -gēn ‘aufgehen, sich erheben, entstehen, gedeihen’; Aufgang m. ‘Erscheinen, Weg nach oben, Treppe’, ahd. ūfgang (8. Jh.), mhd. ūfganc. ausgehen Vb. ‘fortgehen, sich aufbrauchen, enden, abzielen auf etw.’, ahd. ūʒgangan, -gān, -gēn ‘hinausgehen, aufhören’ (8. Jh.), mhd. ūʒgān, -gēn ‘heraus-, hervorgehen, über die Ufer treten, zu Ende gehen, sich verlieren’; Ausgang m. ‘das Hinausgehen, Schluß, Ende, Weg nach außen’, ahd. ūʒgang (um 800), mhd. ūʒganc ‘das Herausgehen, Ausgang, Ende’. begehen Vb. ‘besichtigen, entlanggehen, feiern’, ahd. bigangan, -gān, -gēn (8. Jh.), mhd. begān, -gēn ‘erreichen, antreffen, sorgen um etw., feiern, zu Grabe geleiten’. eingehen Vb. ‘hineingehen, eintreffen, sich mit etw. oder jmdm. beschäftigen, kleiner werden, schrumpfen, aufhören zu existieren’, ahd. ingangan, -gān, -gēn ‘hineingehen, ein-, betreten, eindringen, überfallen’ (8. Jh.), mhd. īngān, asächs. mnd. ingān, got. inngaggan. Eingang m. ‘Öffnung, Tür, Ankunft, Weg nach innen’, ahd. ingang (8. Jh.), mhd. īn-, inganc. entgehen Vb. ‘entkommen, nicht bemerkt werden’, ahd. intgangan, -gān, -gēn (9. Jh.), mhd. engān, -gēn ‘entkommen, fortgehen, verlorengehen, sich entziehen’. ergehen Vb. ‘angeordnet werden’, reflexiv ‘spazierengehen’, auch unpersönlich mir ergeht es gut, schlecht, ahd. irgangan, -gān, -gēn (9. Jh.), mhd. ergān, -gēn ‘zu gehen beginnen, kommen, geschehen, sich ereignen, einholen, zu Ende gehen’. hintergehen Vb. ‘betrügen, täuschen’, spätmhd. hindergān ‘von hinten herangehen, überfallen, betrügen’. übergehen Vb. ‘nicht beachten, übersehen, überlaufen, überfließen’, ahd. ubargangan, ubar(i)gān ‘überströmen, hinübergehen’ (8. Jh.), mhd. übergān, -gēn ‘übergehen, -fließen, vorübergehen, über etw. gehen, überfallen, übertreten’; Übergang m. ‘überführender Weg, das Überschreiten, Wechsel’, ahd. ubargang ‘das Herausgehen, Abweichung, Verderben, Seuche, Pest’ (8. Jh.), frühnhd. übergang ‘das Hinübergehen, Durchgang, Stelle, wo man hinübergeht’ (15. Jh.). untergehen Vb. ‘zugrunde gehen, versinken’, ahd. untargangan, -gān, -gēn (um 800), mhd. untergān, -gēn ‘dazwischentreten, überkommen, befallen, versperren’; Untergang m. ‘das Zugrundegehen, Scheitern, Sinken’, ahd. untargang (9. Jh.), mhd. underganc ‘Verderben, Sinken (der Sonne), Unterwerfung, Schiedsgericht’. vergehen Vb. ‘aufhören zu existieren, vorbeigehen, verstreichen’, reflexiv ‘gegen eine Norm verstoßen, ein Verbrechen an jmdm. ausführen’, ahd. firgangan, -gān, -gēn ‘vorwärtsgehen, verstreichen’ (9. Jh.), mhd. vergān, -gēn, auch ‘übergehen, meiden, auseinandergehen, sich verirren’; Vergehen n. ‘zu bestrafende Handlung, Verbrechen’ (18. Jh.), vgl. mhd. vergān ‘das Vorübergehen, Hinweggehen’; Vergangenheit f. ‘zurückliegende, verflossene Zeit’ (18. Jh.), in diesem Sinne grammatischer Terminus für Zeitformen des Verbs, die ein Geschehen oder Sein als vergangen darstellen (19. Jh.), vgl. di vergangen zeit (um 1400), die verlauffene Zeit (Anfang 17. Jh.). vorgehen Vb. ‘vorwärtsgehen, nach vorn gehen, den Vorrang haben, sich ereignen’, ahd. foragangan, -gān, -gēn (8. Jh.), mhd. vor-, vürgān ‘vorangehen, übertreffen’; Vorgang m. ‘Ereignis, Ablauf eines Geschehens, in den Akten festgehaltener Fall’, mhd. vor-, vürganc ‘das Vorausgehende, Einleitung, Vortritt, Fortschritt, Erfolg’; Vorgänger m. ‘in Amt oder Stellung Vorangegangener’, spätmhd. vorganger, -genger.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Priorität haben ·
Vorrang haben ·
an erster Stelle stehen ·
ganz oben auf der Agenda stehen ·
ganz oben auf der Tagesordnung stehen ·
schwerer wiegen ·
vordringlich sein ·
vorgehen ·
vorrangig behandelt werden ·
vorrangig sein ·
wichtiger sein ·
zuerst kommen ●
prioritär (sein) geh.
Assoziationen |
|
abgewickelt werden ·
ablaufen (Ereignis) ·
im Gange sein ·
laufen ·
seinen Lauf nehmen ·
verlaufen ·
vonstatten gehen ·
vorgehen ·
über die Bühne gehen ●
(sich) vollziehen geh. ·
gehen ugs., variabel
Assoziationen |
|
(etwas) eindämmen ·
Maßnahmen ergreifen (gegen) ·
angehen (gegen) ·
bekämpfen ·
vorgehen (gegen) ●
(einer Sache / jemandem) zu Leibe rücken fig. ·
zu Felde ziehen (gegen) fig.
Assoziationen |
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eine zu späte Zeit anzeigen ·
vorgehen (Uhr) ●
ihrer Zeit voraus sein ironisierend ·
zu früh dran sein ugs.
Assoziationen |
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Antonyme |
Typische Verbindungen zu ›vorgehen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vorgehen‹.
anders
Arafat
Autonomiebehörde
Behörde
Bundeskartellamt
Bundespolizei
dabei
dagegen
Einsatzkraft
Ezb
Fed
gegebenenfalls
genauso
Justiz
Kartellamt
Landesrecht
notfalls
Ordnungsamt
Polizei
Sicherheitsbehörde
Sicherheitskräfte
Staatsmacht
Strafverfolgungsbehörde
Täter
weiter
Wettbewerbszentrale
wogegen
Verwendungsbeispiele für ›vorgehen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Bei der Wahl der Platten solltest du nicht unbedacht vorgehen.
[Braun, Anne u. Nell, Edith: Man muß sich nur zu helfen wissen, Leipzig: Verl. für die Frau 1971, S. 25]
Ich nahm mir vor, dieses Mal auf andere Weise vorzugehen.
[Hasler, Ulrich E.: Eubiotik, Heidelberg: Haug 1967, S. 41]
Wir gehen für diese Überlegung in der umgekehrten Reihenfolge vor.
[Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 114]
Seinen eigenen Worten zufolge ist er tatsächlich in dieser Art vorgegangen.
[Hijiya-Kirschnereit, Irmela: Selbstentblößungsrituale, Wiesbaden: Steiner 1981, S. 191]
Jetzt will man mit schärferen Bestimmungen gegen das »Abzocken« vorgehen.
[Die Zeit, 16.09.1999, Nr. 38]
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