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würgen

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GrammatikVerb · würgt, würgte, hat gewürgt
Aussprache 
Worttrennung wür-gen
Wortbildung  mit ›würgen‹ als Erstglied: Würgeengel / Würgengel · Würgegriff · Würgemal / Würgmal · Würger · Würgeschlange · Würgschraube
 ·  mit ›würgen‹ als Letztglied: abwürgen · auswürgen · einwürgen · erwürgen · Gewürge · herauswürgen · herunterwürgen · hervorwürgen · hinabwürgen · hineinwürgen · hinunterwürgen · hochwürgen · reinwürgen · runterwürgen
Mehrwortausdrücke  Hängen und Würgen
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdn. an der Kehle fassen und zu ersticken suchen
Beispiele:
jmdn. an der Kehle, bis zur Bewusstlosigkeit würgen
der Marder würgte die Tauben (= biss ihnen die Kehle durch)
Nun kam es … zu einer Rauferei, bei der ich gewürgt wurde und würgte [ Kisch1,383]
abwertend, übertragen jmdn. erbarmungslos töten, morden
Beispiel:
der grausame Mörder würgte viele Menschen
2.
etw. würgt jmdn.etw. benimmt jmdm. den Atem, droht jmdn. zu ersticken
Beispiele:
die Krawatte, der Husten würgt ihn
der Kragen würgt mich am Halse
der große Bissen würgte ihn in der Kehle
übertragen etw. verursacht jmdm. Beklemmung
Beispiele:
der Schmerz, Ekel würgt ihn
ihn packte würgende Angst
Aber der Schreck würgte mich [ NossackSpirale173]
3.
(etw.) mit Mühe, schwer schlucken
Beispiele:
umgangssprachlicher würgte, brachte aber keinen Bissen herunter
er musste würgen (= hatte Brechreiz)
der Raubvogel würgte die Nahrung aus dem Kropf
an etw. würgenetw. kaum schlucken können
Beispiel:
an einem großen Stück Brot würgen
übertragen
Beispiel:
Ich würgte an einer Antwort (= konnte nur schwer eine Antwort finden) [ FühmannJudenauto113]
4.
salopp schwer arbeiten
Beispiele:
sie haben Tag und Nacht gewürgt
mit Hängen und Würgen
mit großer Mühe
Beispiel:
Jetzt können wir's selbst mit Hängen und Würgen kaum schaffen [ WallraffWir brauchen Dich31]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
würgen · erwürgen
würgen Vb. ‘(jmdm.) die Kehle zudrücken, den Atem nehmen, erdrosseln, mühsam schlucken, Brechreiz haben oder erzeugen’. Das schwach flektierende kausative jan-Verb ahd. wurgen ‘ersticken machen, erdrosseln’ (8. Jh.), mhd. würgen ‘an der Kehle zusammenpressen, erdrosseln, mühevoll aussprechen’, reflexiv ‘sich abquälen’, asächs. *wurgian (erschließbar aus asächs. wurgarin ‘Würgerin’), mnd. wörgen, aengl. wyrgan ‘erwürgen, erdrosseln’, engl. to worry ‘quälen, ärgern’ hat neben sich ein gleichfalls schwach flektierendes, ursprünglich intransitives ēn-Verb mhd. (md.) wurgen, worgen ‘Atemnot haben, ersticken’, mnd. worgen ‘ersticken, mühevoll schlucken’, mnl. (intransitiv und, wohl durch Zusammenfall, transitiv) worghen, wurghen ‘ersticken machen, nach Atem ringen’, nl. worgen, wurgen. Nur auf das Hd. beschränkt ist ein starkes Part. Prät. mhd. erworgen ‘erwürgt’, das einen hochstufigen Infinitiv mhd. erwergen voraussetzt. In frühnhd. Zeit beginnt worgen zurückzutreten; der intransitive Gebrauch wird von würgen mit übernommen, das gegen Ende des 18. Jhs. in der Literatursprache allein üblich ist. Mit den genannten Verbformen sind verwandt asächs. wurgil ‘Strick’, anord. virgill, virgull ‘Strick’, urga ‘Tauende, Schleife’, asächs. warag ‘Verbrecher, Frevler’, aengl. wearg ‘Wolf’, anord. vargr ‘Wolf, Übeltäter, Geächteter’, eigentlich ‘Würger’, schwed. varg ‘Wolf’, got. gawargjan ‘ächten, verdammen’ sowie lit. ver̃žti ‘schnüren, einengen, pressen’, aslaw. otvrěsti ‘öffnen’, povrěsti ‘binden’ (povrьzǫ ‘ich binde’), russ. (älter) otverzát’ (отверзать) ‘öffnen’. Auszugehen ist von ie. *u̯erg̑h- ‘drehen, einengen, würgen, pressen’, einer Gutturalerweiterung der Wurzel ie. *u̯er- ‘drehen, biegen’ (s. werfen). – erwürgen Vb. ‘zu Tode würgen’, ahd. irwurgen (9. Jh.), mhd. erwürgen (md. erwurgen, -worgen).

Typische Verbindungen zu ›würgen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›würgen‹.

Verwendungsbeispiele für ›würgen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wenn ich sie so sehe, würgt es mich, so leid tut sie mir. [Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1924. In: ders., Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2000 [1924], S. 48]
Es fehlte nicht viel, da hätte mich der kleine jähzornige Herr gewürgt. [Richter, Alfred: Aus Leipzigs musikalischer Glanzzeit, Erinnerungen eines Musikers. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1913], S. 43871]
Als die Frau sich auf eine Bank setzte, würgte er sie. [Die Zeit, 28.01.2008 (online)]
Nach Luft schnappend, würgend, blieb den Bewohnern nur noch die Flucht nach draußen – an die frische Luft. [Die Zeit, 30.07.2001, Nr. 31]
Nicht diese stumme Kritik würgte mir so atemraubend den Hals zu. [Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1911], S. 26380]
Zitationshilfe
„würgen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/w%C3%BCrgen>.

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