Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)

WDG, 3. Band, 1969

Haus, das

WDG, 3. Band, 1969
Haus, das; -es, Häuser
1. aus Wänden und Dach errichtetes Gebäude für Menschen
a) /Verkl.: Häuschen, Häuslein/ zum Wohnen, Wohnhaus: ein großes, mehrstöckiges, neues, stattliches, modernes, ruhiges, wohnliches, häßliches, baufälliges, abgewohntes, leeres, verlassenes, zerbombtes, abgebranntes H.; sein elterliches H.; das H. seines Vaters ist schuldenfrei; das H. bauen, errichten, abputzen, instand setzen, einrichten, abbrechen, abreißen, wiederaufbauen, kaufen, besitzen, verkaufen, verwalten, mieten, beziehen, bewohnen; das H. hüten (zu Hause bleiben) von H. zu H. gehen; die Kinder spielen vor dem H.; der Wind heult ums H.; eine Hypothek auf dem H. haben; das H. steht auf dem Berg, liegt nach Osten, ragt hervor, sticht in die Augen, fügt sich gut in das Gesamtbild ein; das H. steht unter Denkmalsschutz, beherbergt mehrere Familien; das H. hat den Besitzer gewechselt, wird noch Generationen überdauern; das eigene Heim: im H. des Freundes ein- und ausgehen; umg. eine Einladung, ein Brief flattert ins H.; Gäste schneien ins H.; umg. scherzh. Postkarte genügt, komme ins H. /Erklärung der Hilfsbereitschaft/ ; jmdn. aus dem Hause ärgern, graulen; sich aus dem Hause stehlen; jmdn. von H. und Hof vertreiben, verjagen; man ist ja nicht mehr Herr im (eigenen) Hause (man hat in der eigenen Familie nichts mehr zu bestimmen)! frei H.: die Kohlen, Kartoffeln frei H. liefern; /sprichw./ die Axt im Haus erspart den Zimmermann Schiller Tell III 1; /übertr./ auf etw., jmdn. Häuser bauen (sich auf etw., jmdn. fest verlassen, einer Sache, jmdm. fest vertrauen) umg. mit der Tür ins H. fallen (sein Anliegen plump, ohne Umschweife sagen) das (ganze) H. auf den Kopf stellen (Unordnung und Lärm machen) ganz aus dem Häuschen sein (aufgeregt, außer sich, übermäßig lustig sein) umg. abwertend jmdm. das H. einlaufen (jmdn. immerzu aufsuchen)
b) öffentliches, zweckbestimmtes Gebäude: Neupräg. DDR das H. der Jugend, des Lehrers, der Jungen Pioniere, der Kultur; Theater: das H. war bis auf den letzten Platz gefüllt; unser H. ist ausverkauft; Hotel, Ferienheim: H. Waldfrieden; H. Seeblick; Deutsches H.; das erste H. am Platz; Firma, Handelsunternehmen: ein Angestellter unseres Hauses wird bei Ihnen vorsprechen; sobald der Konkurs des Hauses B. Grünlich erfolgt Th. Mann 1,237 (Buddenbr.) das H. des Herrn, Gottes (Kirche) ein öffentliches H. (Bordell) das Weiße H. (Amtswohnung des Präsidenten der USA) Kuchen auch außer Hause /Hinweis in Cafés, Gaststätten, daß dort auch Kuchen zum Mitnehmen verkauft wird/
c) nach Hause, zu Hause dort(hin), wo man (ständig) wohnt, heim: nach Hause gehen, kommen; etw., jmdn. nach Hause bringen, schaffen; Gäste nach Hause geleiten; einen Brief nach Hause (an die Angehörigen im Heimatort) schicken er studierte im Ausland und konnte nur selten nach Hause (in sein Heimatland, seinen Heimatort) fahren zu Hause sein, bleiben; wir verbringen unseren Urlaub zu Hause (in unserem Heimatort) sie ist in Ungarn zu Hause (Ungarn ist ihr Heimatland) das Kind fühlte sich bei den Verwandten wie zu Hause (fühlte sich heimisch) er ist um 7 Uhr von zu Hause weggegangen; /übertr./ umg. in der Lausitz sind noch heute viele alte Bräuche zu Hause (üblich) in einem Fach, einer Sache zu Hause sein (sich in einem Fach auskennen, in einer Sache Bescheid wissen) für jmdn. nicht, immer zu Hause sein (für jmdn. nicht, immer zu sprechen sein)
2. die Gesamtheit der zu 1 gehörenden Personen
a) umg. alle Bewohner eines Hauses: das ganze H. ist verreist; das H. war vollzählig erschienen;
b) Familie: der Herr des Hauses (Familienoberhaupt; Gastgeber) die Dame des Hauses (die Gastgeberin) empfing die Gäste jmdn. ins H. (auf)nehmen, bekommen; er hatte von H. aus (von der Familie her) gute Manieren das Unglück traf mich und mein H.; aus gutem Hause sein, stammen; der Sohn aus gutem Hause; veraltend der Reisende gewann Einblick in die besten Häuser (die vornehmsten Familien) der Stadt Grüße von H. zu H. senden
c) Dynastie: H. Habsburg; H. Hohenzollern; H. Wettin; das Königliche H. (die Königliche Familie)
d) Zuhörerschaft (im Theater): vor vollem H. sprechen; vor ausverkauftem, leerem H. auftreten; das H. spendete minutenlang Beifall
e) Volks-, Ständevertretung, Parlament: das H. tritt zusammen, ist beschlußfähig, tritt in die Tagesordnung ein; das Hohe H. schreitet zur Abstimmung Hohes H.! /Anrede an die versammelten Parlamentsabgeordneten/ die beiden Häuser (Ober- und Unterhaus) des britischen Parlaments
3. Hauswesen, Wirtschaft einer Familie: ein gastliches, offenes H. haben; die alte Wirtschafterin besorgte noch immer das H.; sie liebt es, ein großes H. zu führen; sie hat eine schöne Mitgift ins H. gebracht; das, sein H. bestellen (vor langer Abwesenheit, bes. vor dem Tode, in Ordnung bringen) in den letzten Krankheitstagen hat er sein H. bestellt; veralt. ein (großes) H. machen Geselligkeit pflegen: Frau von Tümmler war gesellig von Anlage. Sie liebte es, auszugehen und in den ihr gesteckten Grenzen ein Haus zu machen Th. Mann 9,935 (Die Betrogene)
4. umg. Gehäuse der Schnecke: die Schnecke zog ihre Fühler ein und kroch in ihr H.;
5. salopp scherzh. ein fideles Haus ein fideler Mensch: er war ein gelehrtes, gemütliches, patentes H.; vertraul. altes H. (alter Freund)! na, wie geht's, altes H.?

Im WDG stöbern

a b c d e f g h i j
k l m n o p q r s t
u v w x y z - ' & µ
Hasenbrot hellhäutig
Zitationshilfe
„Haus“, in: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (1964–1977), kuratiert und bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wdg/Haus>.

Weitere Informationen zum Zitieren …


Weitere Informationen zum Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)