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weihen

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GrammatikVerb · weiht, weihte, hat geweiht
Aussprache 
Worttrennung wei-hen
Wortbildung  mit ›weihen‹ als Erstglied: Weihbischof · Weihbrunnen / Weihebrunnen · Weihefest / Weihfest · Weihegabe / Weihgabe · Weihehandlung · Weihehierarchie · Weiherede · Weihestunde · Weihestätte / Weihstätte · Weihgeschenk / Weihegeschenk · Weihkerze / Weihekerze · Weihkessel / Weihekessel · Weihling · Weihnacht · Weihrauch · Weihrelief / Weiherelief · Weihtum · Weihwasser · Weihwedel
 ·  mit ›weihen‹ als Letztglied: einweihen · entweihen  ·  mit ›weihen‹ als Grundform: geweiht · 1Weihe
eWDG

Bedeutungen

1.
Religion
a)
jmdm. die Weihe, Weihen erteilen
Beispiel:
jmdn. zum Priester, Bischof weihen
b)
etw. durch gottesdienstliche Handlungen segnen (und feierlich in kirchlichen Gebrauch nehmen)
Beispiele:
geweihtes Wasser
ein geweihter Rosenkranz
den Toten in geweihter Erde bestatten
eine Kirche weihen
Der Pfarrer weiht die Lichter auf dem Altar [ WaggerlJahr316]
daß die Grotte … endlich zum Heiligtum geweiht werde [ WerfelBernadette486]
c)
etw., besonders eine Kirche, einem Heiligen durch Weihe zueignen
Beispiele:
diese Kirche ist der Jungfrau Maria geweiht
die paar kleinen … meist dem heiligen Leonhard geweihten Kapellen [ GaiserNascondo159]
2.
gehoben einer Sache, jmdm. etw. ganz und gar widmen, schenken
Beispiele:
er hat sein ganzes Leben, seine ganze Kraft, sein Können diesem Werk geweiht
das Mädchen, dem er seine Liebe weiht [ Th. MannLotte7,473]
Diese Frau weiht mir ihr junges Leben [ Sternheim4,15]
3.
gehoben
Beispiele:
jmd. ist dem Tode geweiht (= jmd. ist dem Tode nahe, kann ihm nicht mehr entrinnen)
die Stadt war dem Untergang geweiht (= war dem Untergang nahe)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
weihen · 2Weihe · Weihrauch
weihen Vb. ‘durch eine religiöse Handlung heiligen, seiner religiösen Bestimmung übergeben, jmdm. (durch die Priesterweihe) ein geistliches Amt übertragen, jmdm. etw. widmen, stiften’, reflexiv ‘sich einer Sache verschreiben’, ahd. wīhen (8. Jh.), mhd. wīhen, wīen, wīchen, asächs. wīhian, mnd. wīen, wīgen, (mit dentalem Gleitlaut) mnl. wīden (aus älterem wīen), nl. wijden, afries. wīa, got. weihan und (mit grammatischem Wechsel) anord. vīgja, schwed. viga (germ. *wīhijan) sind von dem im Nhd. ausgestorbenen (im 19. Jh. nur noch mundartlich gebräuchlichen) und durch heilig ersetzten Adjektiv weich, ahd. wīh (8. Jh.), mhd. wīch, got. weihs ‘heilig’ (germ. *wīha-), substantiviert in asächs. wīh ‘Heiligtum, Tempel’, aengl. wēoh ‘Götzenbild’, anord. ‘heiliger Ort, Gerichtsstätte’, abgeleitet, dessen etymologischer Anschluß nicht gesichert ist. Erwogen wird Verbindung mit aind. vinákti ‘siebt, sichtet, sondert, trennt’, lat. victima ‘Opfertier, Opfer’ und Rückführung auf eine Wurzel ie. *u̯eik- ‘aussondern’. Für weihen ist dann von ‘zu gottesdienstlichen Zwecken aussondern’ auszugehen. Anders Krause in: ZfdA 64 (1927) 269 ff., der für die germ. Formen mit Nasalausfall rechnet, sie daher mit anord. Ving-Þōrr ‘Weihe-Thor’ (d. i. Thor, der weihende Gott) sowie mit aind. paḍviṁśa- (das, wenn nicht falsche Lesart, mit Nasal neben páḍbīśam, páḍvīśam) ‘Fessel, Fußfessel (eines Pferdes)’, griech. (Aorist) ímpsas (ἴμψας) ‘verbunden habend’ und lat. vincīre ‘binden, umwinden’ zusammenstellt und eine Ausgangsbedeutung ‘(magisch, religiös) gebunden’ erschließt. – 2Weihe f. ‘Feierlichkeit, feierliche Inbetriebnahme, kultische Handlung, mit der etw. oder jmd. in den Dienst Gottes gestellt wird’ (z. B. Altar-, Priesterweihe), ahd. wīhī(n) (8. Jh.), mhd. wīhe. Weihrauch m. aromatisches Räuchermittel, zu kultischen Zwecken verwendetes Harz des in Südarabien und Nordostafrika beheimateten Weihrauchbaumes, dessen Gebrauch in der christlichen Kirche, anfangs als Opfergabe, seit dem 7. Jh. nachgewiesen ist, ahd. wīhrouh (8. Jh.; zuerst südd.-rhein., von dort ins Md. und Nd. vordringend), mhd. wī(h)rouch, asächs. wīhrōk, mnl. wierooc, nl. wierook, eigentlich ‘heiliger Rauch’ (zum Grundwort s. Rauch).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(einer Sache) frönen · (jemandes) Leben sein · (sein) Herz hängen an · (sich einer Sache) verschreiben · (sich einer Sache) widmen · (sich in etw.) vertiefen · (sich) in den Dienst (einer Sache) stellen · aufgehen (in) · sein (ganzes) Herzblut hineinstecken · sein Leben (einer Sache) weihen  ●  (sich einer Sache) anheimgeben dichterisch · (sich einer Sache) weihen veraltend · (einer Sache) leben geh., altertümelnd · (in etw.) vertieft sein geh. · (jemandes) Ein und Alles sein ugs.
Assoziationen
  • (sich) aufopfern · (sich) opfern · alles tun (für) · sein Leben aufopfern · sein Leben einsetzen (für)
  • (einer Sache) verfallen · (etwas) (immer wieder) tun müssen · (sich) nicht losreißen können (von) · abhängig werden (von) · hörig werden · nicht sein lassen können
  • (sich) berauschen an · (sich) einer Sache überlassen · aufgehen (in) · fortgetragen werden (von)  ●  (sich) ergehen (in) geh. · schwelgen (in) geh.
  • (sich) kaprizieren auf geh. · (sich) verlegen auf geh.
  • Zeit haben (für) · sich (einer Sache/jemandem) zuwenden · sich (einer Sache/jemandes) annehmen · sich (jetzt einer Sache) widmen · sich (jetzt) befassen mit · sich (jetzt) konzentrieren auf · sich (jetzt) kümmern um

Typische Verbindungen zu ›weihen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›weihen‹.

Verwendungsbeispiele für ›weihen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Der erste chinesische B. wurde 1911, der erste indische 1912 geweiht. [Neill, S. C.: Bischof. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1957], S. 4354]
In dieser Reihenfolge ihres Kommens weihte er jedem Tier ein Jahr. [o. A. [cu]: Jahr der Ratte. In: Aktuelles Lexikon 1974-2000, München: DIZ 2000 [1984]]
Niemand besitzt Schuhe, und wer ernstlich krank wird, ist dem Tod geweiht. [Die Zeit, 29.04.1998, Nr. 19]
Die arabische Nation müsse endlich etwas unternehmen, sonst sei sie dem Tode geweiht. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1973]]
Eine Nation, welche die Freiheit des Denkens einschränkt, weiht sich selber dem Untergang. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1940]]
Zitationshilfe
„weihen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/weihen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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