Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

zieren

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GrammatikVerb · ziert, zierte, hat geziert
Aussprache 
Worttrennung zie-ren
formal verwandt mitZier, Zierrat
Wortbildung  mit ›zieren‹ als Erstglied: Zieraffe · Zierapfel · Zierband · Zierbaum · Zierbeet · Zierbengel · Zierbeschlag · Zierblende · Zierblume · Zierbusch · Zierdolch · Ziererei · Zierfisch · Ziergarten · Ziergehölz · Ziergesträuch · Ziergiebel · Zierglas · Ziergras · Ziergärtner · Zierkamm · Zierkarpfen · Zierkirsche · Zierkissen · Zierknopf · Zierkürbis · Zierlaus · Zierleiste · Ziernadel · Ziernagel · Ziernaht · Zierobst · Zierpflanze · Zierpflaume · Zierporzellan · Zierpuppe · Zierrabatte · Zierrand · Zierrasen · Zierschrift · Zierstab · Zierstich · Zierstock · Zierstrauch · Zierstreifen · Zierstück · Ziersäule · Ziertopf · Ziervogel · Zierwerk
 ·  mit ›zieren‹ als Letztglied: auszieren · Geziere · verunzieren · verzieren
 ·  mit ›zieren‹ als Grundform: geziert

Bedeutungsübersicht

  1. 1. [gehoben] ⟨etw., jmdn. mit etw. zieren⟩ etw., jmdn. mit etw. schmücken
    1. ⟨sich mit etw. zieren⟩
    2. ⟨etw. ziert etw., jmdn.⟩ etw. schmückt, verschönt etw., jmdn.
  2. 2. [abwertend] ⟨sich zieren⟩ sich unnatürlich, gespreizt benehmen
eWDG

Bedeutungen

1.
gehoben etw., jmdn. mit etw. zierenetw., jmdn. mit etw. schmücken
Beispiele:
die Wand mit Bildern zieren
sie war mit einer goldenen Kette geziert
[eine Robe] mit blaßroten Schleifen geziert [ Th. MannLotte7,392]
sich mit etw. zieren
Beispiel:
sie zierten sich mit glänzendem Geschmeide
etw. ziert etw., jmdn.etw. schmückt, verschönt etw., jmdn.
Beispiele:
kostbare Gemälde zieren den Saal
blonde Locken zieren das junge Mädchen
übertragen
Beispiel:
Edelmut zierte diesen Menschen (= zeichnete diesen Menschen aus)
2.
abwertend sich zierensich unnatürlich, gespreizt benehmen
Beispiele:
immer, wenn sie singen sollte, zierte sie sich (= ließ sie sich lange bitten)
es ist genug zu essen da, zier dich nicht!
[sie] zierte sich ein wenig vor ihm [ WallraffWir brauchen Dich139]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Zier · zier · Zierde · zieren · geziert · verzieren · Verzierung · zierlich · Zierat
Zier f. ‘Schönheit, Schmuck, Zierat’, ahd. zierī (um 800), mhd. zier(e) ‘Schmuck, Schönheit, Pracht, Herrlichkeit’, mnd. tēre, mnl. tiere ‘Art und Weise, Beschaffenheit’ sind feminine Abstraktbildungen (germ. *tērīn-) zu dem in frühnhd. Zeit untergegangenen, im 19./20. Jh. vereinzelt von Dichtern wieder aufgenommenen Adjektiv zier ‘glänzend, prächtig, herrlich’, ahd. zieri (8. Jh.), mhd. zier(e) ‘prächtig, kostbar, herrlich, schön, schmuck’, mnd. untēre ‘unartig, widerwärtig, häßlich’ (germ. *tērja-). Daneben ist ein maskuliner a-Stamm (germ. *tīra-) bezeugt in asächs. aengl. tīr ‘Ruhm, Ehre’, mnd. tēr ‘Beschaffenheit, Gedeihen, Glanz, Ruhm’, anord. tīrr ‘Glanz, Ruhm, Ehre’. Es handelt sich um Bildungen mit ro-Suffix (ie. *dēiro- bzw. *dīro-) zur Wurzel ie. *dei-, *dei̯ə- ‘hell glänzen, schimmern, scheinen’, wozu sich auch ahd. zeiʒ ‘fein, zart, zierlich’ (9. Jh.), asächs. tēt- ‘froh’ (in Personennamen), anord. teitr ‘froh, lustig’ und toch. A tiri ‘Art und Weise’, aind. dī́dēti ‘strahlt, leuchtet, glänzt’, dyáuḥ ‘Himmel, Tag’ (auch ‘Gottheit’), griech. déato (δέατο) ‘schien’, dḗlos (δῆλος, aus *δέαλος) ‘offenbar, deutlich’ stellen (s. noch Lenz und Zeidler). – Zierde f. ‘Verzierung, Zierat, Ausschmückung, Verschönerung, Schmuck’, ahd. zierida (8. Jh.), mhd. zierde ‘Schmuck, Schönheit, Pracht, Herrlichkeit’, Abstraktbildung zum Adjektiv. zieren Vb. ‘verschönern, (aus)schmücken’, ahd. (um 800), mhd. zieren ‘putzen, schmücken, zieren, verherrlichen, rühmen, zur Zierde gereichen’; reflexiv ‘sich verhalten, sich benehmen’ (16. Jh.), ‘sich gegen etw., was man tun möchte, sträuben, sich lange bitten lassen, sich unnatürlich, gekünstelt geben’ (Anfang 18. Jh.); geziert Part.adj. ‘unnatürlich, gespreizt, gekünstelt’ (1. Hälfte 18. Jh.). verzieren Vb. ‘mit Zierat versehen, (aus)schmücken’ (15. Jh.); Verzierung f. (16. Jh.). zierlich Adj. ‘von feiner Gestalt und Form, anmutig, graziös’, mhd. zierlich ‘strahlend, prächtig, herrlich, schön’; vgl. asächs. tīrlīko Adv. ‘in ehrenvoller, schöner Weise’. Zierat m. ‘schmückendes Beiwerk, Verzierung, Zierde, Schmuck’, mhd. zierōt m., gebildet mit dem unter Armut, Einöde, Kleinod (s. d.) angegebenen Suffix zum Adjektiv ahd. zieri, mhd. zier(e) (s. oben), im Genus bis ins 19. Jh. schwankend zwischen Mask. und Fem. Zuweilen fälschlich als Zusammensetzung mit Rat aufgefaßt, daher auch Zierrat geschrieben (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(sich) zieren · trödeln · verweilen · zaudern · zögern
Assoziationen
  • (eine) Pause einlegen · pausieren · unterbrechen  ●  (einen) Break machen Jargon, Anglizismus · innehalten geh.
  • (Zeit) vertrödeln · (es) langsam angehen lassen · (sich) Zeit lassen · bummeln · die Mühlen der (Justiz/Bürokratie/...) mahlen langsam · langsam sein · trödeln · vertändeln · zögern  ●  vor sich hin trödeln variabel · (he)rumtrödeln ugs. · (sich) lange aufhalten mit ugs. · klüngeln ugs., veraltend, rheinisch · sandeln ugs., österr.
  • (sich) Zeit lassen · (sich) Zeit nehmen · keine Eile haben (mit) · kleinschrittig vorgehen  ●  (sich) nicht überschlagen ugs. · eine ruhige Kugel schieben ugs., Redensart · es ruhig angehen lassen ugs.
  • nichts überstürzen  ●  Eile mit Weile. Sprichwort · Aus der Ruhe kommt die Kraft. ugs., Sprichwort · In der Ruhe liegt die Kraft. ugs., Sprichwort · Nur ned hudle. ugs., schwäbisch
  • Zauderer · Zögerer

ausschmücken · dekorieren · drapieren · garnieren · herausputzen · herausstaffieren · optisch aufwerten · schmücken · schönmachen · verschönern · verzieren · zieren  ●  aufbrezeln ugs. · aufhübschen ugs. · aufputzen ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

(sich) anstellen · (sich) haben · (sich) zieren · zimperlich sein  ●  Geschichten machen ugs. · rumzicken ugs.
Assoziationen
Antonyme
  • (sich) zieren

(irgendwo) stehen · abgedruckt sein · zu finden sein  ●  (irgendwo) sein variabel · zieren geh., scherzhaft-ironisch
Assoziationen
  • (irgendwo) stehen (Text) · zu lesen sein · zu lesen stehen  ●  geschrieben stehen geh. · lesen (können) geh.
  • anzutreffen sein · auftreten · nicht ausbleiben · vorkommen · zu finden sein · zu sehen sein

dekorativ · schmücken(d) · verschönern(d) · verzieren(d) · zieren(d)  ●  sich gut machen(d) ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›zieren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›zieren‹.

Verwendungsbeispiele für ›zieren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Einfassung darf aber nie als Stein zierend wirken wollen. [Böttner, Johannes: Gartenbuch für Anfänger, Frankfurt (Oder) u. a.: Trowitsch & Sohn 1944 [1895], S. 17]
Ich verstehe Deinen Brief vollkommen – und ich würde mich auch gar nicht zieren, zu sagen: Ja – es ist etwas fremd geworden. [Tucholsky, Kurt: An Mary Gerold-Tucholsky, 30.01.1920. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1920], S. 15950]
Herkömmlich auch, daß man sie lange bitten muß, anzufangen – sie zieren sich, lange. [Tucholsky, Kurt: Ein Pyrenäenbuch. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1927], S. 8654]
Dennoch zierte sie sich erst, bevor sie sich entschloß, den Job zu machen. [Die Zeit, 19.11.1998, Nr. 48]
Bunte Farben sind nicht üblich, höchstens dürfen die bunten Farben nur den Rand des Tuches zieren. [Baudissin, Wolf von u. Baudissin, Eva von: Spemanns goldenes Buch der Sitte. In: Zillig, Werner (Hg.), Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1901], S. 24503]
Zitationshilfe
„zieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/zieren>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

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