Wohnungswirtschaft

Die Wohnungswirtschaft beschäftigt sich mit dem Bau, der Bewirtschaftung, der Verwaltung und vor allem der Vermietung von Immobilien. Wichtigste Akteure sind private und öffentliche Wohnungsunternehmen, darunter auch Genossenschaften.

Wohnungsunternehmen (auch Wohnungs- und Wohnbaugesellschaften) sind mit allen Phasen im Lebenszyklus einer Immobilie befasst. Das fängt mit der Finanzierung und Planung an, geht über den Bau, die Bewirtschaftung und die Instandhaltung bis hin zur Umnutzung und den eventuellen Rückbau der Häuser.

Organisiert sind Wohnungsunternehmen üblicherweise als Genossenschaften oder als private, kommunale und kirchliche Wohnungsgesellschaften. Sie bewirtschaften und verwalten vor allem eigene Wohnungsbestände und werden deshalb in der Branche auch als Bestandshalter bezeichnet. Als Maxime ihres Handelns wird häufig die Bezahlbarkeit von Wohnraum gesehen. Dieses Ziel steht in der Regel über wirtschaftlichen Interessen.





Wohnungsgenossenschaften

Die ersten Wohnungsgenossenschaften entstanden im 19. Jahrhundert mit dem Ziel, ihre Mitglieder mit bezahlbaren Wohnungen zu versorgen. Diese kaufen kaufen Anteile des Unternehmens und erhalten dafür ein lebenslanges Wohnrecht und das Recht auf Mitbestimmung. Genossenschaften arbeiten also nicht gewinnorientiert. Selbstverwaltung, Selbsthilfe und Selbstverantwortung sind wichtige Grundpfeiler ihres Arbeitens.

Wohnungsgenossenschaften werden auch als Wohnungsbaugenossenschaften bezeichnet. Sie befassen sich allerdings nicht nur mit dem Neubau von Wohnungen, sondern ebenso mit der Sanierung von Bestandsgebäuden und bieten Serviceleistungen für ihre Mitglieder an. In Deutschland gibt es etwa 2.000 (Stand Ende 2019) Wohnungsgenossenschaften mit rund zwei Millionen Bestandswohnungen.

Kommunale Wohnungsunternehmen

In Deutschland gibt es derzeit rund 740 kommunale und öffentliche Wohnungsunternehmen mit etwa 2,5 Millionen Wohnungen im Bestand. Sie kooperieren besonders eng im Bereich der Stadtentwicklung. Die ersten Unternehmen wurden Ende des 19. Jahrhunderts von den Kommunen gegründet, nach dem ersten und dem zweiten Weltkrieg kam es erneut zu zahlreichen Neugründungen. Im Fokus haben die kommunalen Wohnungsunternehmen vor allem die Wohnraumversorgung von Haushalten mit geringem Einkommen. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Aufwertung von Wohnquartieren und der Stadtumbau.

GdW und weitere Verbände der Wohnungswirtschaft

Es gibt verschiedene Verbände, in denen Wohnungsunternehmen in Deutschland organisiert sind. Als Spitzenverband bezeichnet sich der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Er ist Dachverband von derzeit 14 deutschen Regionalverbänden, in denen aktuell etwa 3.000 Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften organisiert sind. Sie haben zusammen einen Bestand von zirka sechs Millionen Wohnungen – das entspricht etwa einem Drittel (30 Prozent) des Mietwohnungsbestandes in Deutschland.

Der GdW ist Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung und der Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI). Die BSI vertritt gemeinsame Positionen der Branche gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Neben dem GdW gehört der BSI ein weiterer wichtiger Verband der Wohnungswirtschaft an: Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) vertritt rund 1.600 mittelständische Unternehmen. Diese verwalten neben Gewerbeimmobilien einen Wohnungsbestand von rund drei Millionen Wohnungen (Anteil von rund 14 Prozent der vermieteten Wohnungen in Deutschland).

Ähnliche Aufgaben wie die BSI nimmt die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) wahr. Auch hier gehören der GdW und der BFW zu den (insgesamt sechs) Mitgliedern. Das erklärte Ziel ist es, gemeinsam inhaltliche Positionen der Branche effektiver in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Zeitschrift – Die Wohnungswirtschaft

Das Fachmagazin "DW Die Wohnungswirtschaft" wurde 1948 gegründet. Die Haufe Group hat die Branchenzeitschrift im Jahr 2010 vom GdW gekauft und weiterentwickelt. Die Praxisinformationen reichen von der Bewirtschaftung großer Wohnungsbestände über neue Themen wie Nachhaltigkeit oder Klimawandel bis hin zu Städtebau, Stadtentwicklung, Quartiersmanagement. Die Zeitschrift richtet sich an alle Unternehmen der Wohnungswirtschaft. Neben der monatlichen Printausgabe gib es eine digitale Ausgabe. Die Zeitschrift kann geräteunabhängig über den Browser (Webviewer) oder via App gelesen werden. Chefredakteurin der DW mit Sitz in Hamburg ist seit dem 1.2.2020 Iris Jachertz.

Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft

Eine der größten Herausforderungen der Wohnungswirtschaft ist die Digitalisierung. Um den Digitalisierungsgrad der Branche gezielt voranzutreiben, gibt es seit Ende 2020 unter anderem das Kompetenzzentrum Digitalisierung (DigiWoh) des GdW, das der Verband zusammen mit rund 30 Wohnungs- und Technologienunternehmen auf die Beine gestellt hat. Die Plattform bietet Informations-, Wissens- und Erfahrungsaustausch zu allen Fragen der digitalen Transformation in Wohnungsunternehmen an. Themen sind unter anderem die Entwicklung von Smart-Living-Anwendungen für Gebäude, digitales Dokumenten- und Datenmanagement und digitale Services rund um das Wohnen. Mieterportale, Apps und eine automatisierte digitale Kommunikation stehen im Fokus.

Zudem geht es beim Thema Digitalisierung immer auch um Datenschutz. Hier engagiert sich die Wohnungswirtschaft in verschiedenen Projekten. Eine Plattform für den Austausch ist zudem der Digitalgipfel der Bundesregierung.

AGV Wohnungswirtschaft

Der Arbeitgeberverband der Wohnungswirtschaft (AGV) vertritt die Interessen von rund 1.300 Wohnungs- und Immobilienunternehmen und schließt als einziger Tarifträgerverband der Branche Tarifverträge mit den Gewerkschaften Verdi und IG Bau ab. Außerdem erhalten die Mitgliedsunternehmen eine personalrechtliche Betreuung. Die AGV wurde 1949 gegründet.