Frankreichs Coach Didier Deschamps wagte keine Experimente und setzte auf jene Elf, die schon beim letzten Test gegen Bulgarien (3:0) auf dem Rasen gestanden hatte - einzig Bayern-Akteur Tolisso wurde durch Rabiot ersetzt. Hieß auch: Benzema war rechtzeitig fit geworden und kam damit zu seinem ersten Pflichtspiel für Frankreich seit dem Viertelfinal-Aus der Franzosen bei der WM-2014 - gegen Deutschland.
Auch Joachim Löw sorgte für keine Überraschungen, Kimmich wich wie schon gegen Lettland auf die rechte Seite aus, dadurch spielte die DFB-Auswahl wieder im 3-4-3. Für Goretzka kam eine Kader-Nominierung noch zu früh, auch Hofmann und Musiala schafften es nicht unter die ersten 23, Müller und Hummels feierten ihre Pflichtspielcomebacks nach drei Jahren Abstinenz.
Pogbas Geniestreich bereitet den Weg für Pechvogel Hummels
Im 4-3-3 lauerte die Equipe Tricolore vor 14.000 Zuschauern in der Allianz Arena zunächst auf Fehler der Deutschen und überließ der Löw-Elf den Ballbesitz. Deutschland agierte in der Anfangsviertelstunde aktiver, Chancen waren auf beiden Seiten aber Mangelware. Bei Deutschland wechselten Müller und Havertz immer wieder die Seiten, wirklich überraschen konnten sie den Weltmeister damit aber nicht.
Dieser ließ stattdessen seine spielerische Klasse in der Folge einmal aufblitzen - und ging alsbald in Führung: Pogba verlagerte das Spielgerät mit einem traumhaften Außenristpass zu Bayern-Verteidiger Hernandez. Der Linksverteidiger gab scharf an den Fünfer, wo Hummels den Ball unglücklich mit dem Schienbein ins eigene Tor beförderte (20.) - es war das erste Eigentor eines deutschen Spielers bei einer EM.
Frankreich in den Zweikämpfen klar besser
Gruppe F, 1. Spieltag
Die Reaktion der deutschen Mannschaft stimmte, doch es fehlte bis zur Pause auch weiterhin an Durchschlagskraft und Präzision, die größte Möglichkeit setzte Gündogan unter Bedrängnis neben das Tor (38.). Und die Franzosen? Die spielten weiterhin geduldig und schalteten bei eigenem Ballgewinn schnell um - eine echte Chance spielte sich der Weltmeister bis zur Pause aber auch nicht mehr heraus. Noch eine interessante Statistik: Die Franzosen waren in der ersten Halbzeit in den Zweikämpfen klar besser, gewannen 64 Prozent der Duelle.
Frankreich kam mit frischem Wind aus der Kabine - Rabiot setzte den Ball aus spitzem Winkel an den Außenpfosten (52.), doch dann fand das DFB-Team den Zug zum Tor. Der auffällige Gosens sah am langen Pfosten Gnabry, der den Ball aber auf das Gehäuse setzte (54.).
Mbappé jubelt nur kurz - Sané und Werner kommen
In der Folge stabilisierten sich beide Abwehrreihen wieder. Einen Schockmoment musste das deutsche Team verkraften, als Mbappé gegen drei Mann zum Abschluss kam und das vermeintliche 2:0 erzielte - zuvor aber knapp im Abseits gestanden hatte (66.).
Löw brachte Sané und Werner (74.), Chancen blieben aber aus, die vielen Hereingaben über die Außen fanden keine Abnehmer. Stattdessen jubelte Frankreich ein drittes Mal, als Benzema einen Konter vollendete - doch wieder hatte sich Vorlagengeber Mbappé eine Fußspitze im Abseits befunden (85.). Daher keimte noch einmal Hoffnung auf - Deutschland lief an, Frankreich konterte. Doch es blieb trotz sechsminütiger Nachspielzeit beim knappen 1:0 für den Weltmeister.
Erste EM-Auftakt-Pleite für Deutschland
Frankreich ist damit seit sechs Partien gegen Deutschland ungeschlagen (4/2/0) und trifft am 2. Spieltag am Samstag (15 Uhr) in Budapest auf Ungarn, das seine Auftaktpartie zuvor unglücklich, letztlich aber deutlich gegen Portugal verloren hatte. Auf die deutsche Nationalelf wartet am frühen Abend (18 Uhr) in München das Duell gegen Europameister Portugal.