[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Reference-Tag eingefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(12 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:
[[Datei:Malinowski soulava plate xviii cropped.png|mini|hochkant=0.4|Eine ''soulava-''[[Halskette]]]]__KEIN_INHALTSVERZEICHNIS__
 
Als '''Kula''' oder '''Kula-Ring''' bezeichnet die [[Ethnologie]] (Völkerkunde) ein [[Ritual|rituelles]] [[Tausch (Soziologie)|Gabentausch]]-System mit verzögerter [[Reziprozität (Soziologie)|Gegenseitigkeit]] bei den Bewohnern der pazifischen [[Trobriand-Inseln]]. Diese [[Melanesien|melanesischen]] Inseln sind fast kreisförmig angeordnet, zwischen ihnen werden im Uhrzeigersinn ''soulava'' getauscht, [[Halskette]]n aus kleinen roten [[Muschelschale|Muschelplättchen]]. In die andere Richtung, gegen den Uhrzeigersinn (im Mühlensinn), werden ''mwali'' getauscht, [[Armband|Armbänder]] aus einem weißen Muschelring. Die einzelnen Ketten und Reife haben [[heilig]]en Charakter mit einer jeweils eigenen [[Mündliche Überlieferung|mündlich überlieferten]] Geschichte. Alle Gaben müssen nach einiger Zeit weitergetauscht werden.
 
__KEIN_INHALTSVERZEICHNIS__
[[Datei:Malinowski mwali plate xvi.png|mini|links|hochkant| Vier ''mwali-''[[Armband|Armbänder]]]]
 
Das Wort ''Kula'' bedeutet ein rituelles Tausch- und [[Prestige]]objekt ohne unmittelbaren Nutzen für den Empfänger. Mit dem Erhalt einer Gabe ist die Verpflichtung verbunden, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes dem Gebenden etwas Entsprechendes zu schenken. Die [[Funktionalismus (Sozialwissenschaften)|soziale Funktion]] dieses komplexen, nicht gewinnorientierten [[Tauschhandel|Austauschhandels]] besteht darin, die sozialen Bande zwischen den [[Akephalie|herrschaftsfrei]] miteinander verbundenen [[Trobriand-Inseln|Trobriandern]] zu verstärken und realen Gütertausch rituell zu begleiten. Geber und Nehmer stehen dabei in einer ständigen (vererbbaren) Position des [[Gastfreund]]es zueinander.
 
Weil die Bootsfahrten zwischen den weit entfernten Inseln nicht ungefährlich waren, konnte das System junge Männer dazu motivieren, Navigationswissen zu erwerben, um beim Ringtausch besonderes Prestige zu erwerben. Dies bildete einen Anreiz, den Kontakt zwischen den Inseln dauerhaft aufrechtzuerhalten und hatte den Nebeneffekt der [[Inzest]]- und [[Endogamie]]vermeidung.<ref>Frank Hillebrandt: ''Praktiken des Tauschens: Zur Soziologie symbolischer Formen der Reziprozität.'' Springer, 2009, S. ??.</ref><!--SEITE ?-->
Der polnische [[Sozialanthropologie|Sozialanthropologe]] [[Bronisław Malinowski]] hat das Kula-System 1922 in seinem Buch ''[[Bronisław Malinowski#Argonauten des westlichen Pazifik|Argonauten des westlichen Pazifik]]'' detailliert beschrieben und in den europäischen [[Sozialwissenschaften]] bekannt gemacht. Malinowskis Erkenntnis, dass es auch [[Wirtschaft]]en ohne [[Gewinn]]orientierung gibt, beeinflusste die gesamte [[Wirtschaftsethnologie]], aber auch das westliche [[Wirtschaftswissenschaft|ökonomische Denken]]. Der französische [[Ethnologe]] [[Marcel Mauss]] befasste sich 1924 in seinem Werk ''[[Marcel Mauss#„Essai sur le don“ („Die Gabe“)|Die Gabe]]'' noch ausführlicher mit dieser komplexen Thematik und stellte [[Kulturvergleichende Sozialforschung|interkulturelle Vergleiche]] über den Geschenketausch an (siehe auch [[Schenkökonomie]]).
 
Der polnische [[Sozialanthropologie|Sozialanthropologe]] [[Bronisław Malinowski]] hat das Kula-System 1922 in seinem Buch ''[[Bronisław Malinowski#Argonauten des westlichen Pazifik|Argonauten des westlichen Pazifik]]'' detailliert beschrieben und in den europäischen [[Sozialwissenschaften]] bekannt gemacht.
 
{{Belege fehlen|Es fehlen Einzelbelege dafür, dass Kula etwas mit "Wirtschaften" zu tun hat sowie dass M. damit nennenswert das "westliche ökonomische Denken" beeinflusst hat.}}
 
Der polnische [[Sozialanthropologie|Sozialanthropologe]] [[Bronisław Malinowski]] hat das Kula-System 1922 in seinem Buch ''[[Bronisław Malinowski#Argonauten des westlichen Pazifik|Argonauten des westlichen Pazifik]]'' detailliert beschrieben und in den europäischen [[Sozialwissenschaften]] bekannt gemacht. Malinowskis Erkenntnis, dass es auch [[Wirtschaft]]en ohne [[Gewinn]]orientierung gibt, beeinflusste die gesamte [[Wirtschaftsethnologie]], aber auch das westliche [[Wirtschaftswissenschaft|ökonomische Denken]]. Der französische [[Ethnologe]] [[Marcel Mauss]] befasste sich 1924 in seinem Werk ''[[Marcel Mauss#„Essai sur le don“ („Die Gabe“)|Die Gabe]]'' noch ausführlicher mit dieser komplexen Thematik und stellte [[Kulturvergleichende Sozialforschung|interkulturelle Vergleiche]] über den Geschenketausch an (siehe auch [[Schenkökonomie]]).<!--BELEG ?-->
 
Durch die Entdeckung des Kula-Ringes wurde die Relevanz der [[Teilnehmende Beobachtung|Teilnehmenden Beobachtung]] als Methodik in der Ethnologie erstmals deutlich. Die meisten teilnehmenden Akteure sind sich dem geographischen und sozialen Umfang des Tauschsystems nicht bewusst und hätten dieses so – wie damals in der Feldforschung üblich – nur in Interviews nicht in seiner Gänze darlegen können.<!--BELEG ?-->
 
Die deutsche Ethnologin [[Susanne Kuehling]] untersuchte die Praxis des Kula-Austauschs auf den [[D’Entrecasteaux-Inseln]].<ref>[[Susanne Kuehling]]: ''The name of the gift: ethics of exchange on Dobu Island.'' Doktorarbeit [[Australian National University]] 1998 (englisch; [https://openresearch-repository.anu.edu.au/handle/1885/144720 Downloadseite]).</ref>
Zeile 28 ⟶ 36:
 
[[Kategorie:Kultur (Papua-Neuguinea)]]
[[Kategorie:HandelTausch]]
[[Kategorie:Soziale Beziehung]]
[[Kategorie:Wirtschaftsethnologie]]