[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Archivlink(s) geprüft
 
(16 dazwischenliegende Versionen von 11 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 4:
== Leben ==
=== Familie ===
Bodt wurde als Kind reformierter Eltern in Paris geboren. Er gab seine Eltern als Arnold Bodt und Dame Caterine de Gion an.<ref name="Ireland 1997">Huguenot Society of Great Britain and Ireland (Hrsg.): Proceedings of the Huguenot Society of Great Britain & Ireland, Band 26, Ausgaben 1–4, London 1997, S. 509.</ref> Bodt könnte der Sohn eines aus Mecklenburg nach Paris ausgewanderten Arnold von [[Both (Adelsgeschlecht)|Both]] (Bodt), und einer Französin sein.<ref>Vgl., [[Laurenz Demps]]: ''Der Gensd'armen-Markt. Gesicht und Geschichte eines Berliner Platzes''. Henschelverlag, Berlin 1987, ISBN 3-362-00141-6, S. 30</ref> Genauso gut könnte er auch aus den Niederlanden stammen.<ref>Vgl. Klaus Ludwig Thiel: Staatsbauentwürfe Jean de Bodt's für Friedrich I. in Theorie und Praxis, Köln 1987, S. 5.</ref> Der Buttfisch in seinem Wappenring ist ein Indiz. Bodt war zweimal verheiratet gewesen. Unwahrscheinlich ist, dass seine erste Frau eine uneheliche Tochter [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelms III. von Oranien]] gewesen ist.<ref>Vgl. Klaus Ludwig Thiel: Staatsbauentwürfe Jean de Bodt's für Friedrich I. in Theorie und Praxis, Köln 1987, S. 9.</ref> Vielmehr heiratete John Bodt 1694 in London ''Elizabeth Timberly''<ref>Joseph Lemuel Chester (Hrsg.): Allegations for Marriage Licences Issued by the Vicar-general of the Archbishop of Canterbury, Band 31, London, S. 285.</ref>, von der er sich 1706 scheiden ließ.<ref>Robin D. Gwyn: Huguenot Heritage: The History and Contribution of the Huguenots in Britain, Brighton 2001, S. 95.</ref> Nachweisbar ist auch seine zweite Ehe mit ''Magdalena von Persode'' († 13. April 17331734 Neustadt Dresden, 53-jährig), Schwester des Generalmajors [[Andreas Johann Persode de Dommangeville|Johann von Persode]]<ref>Vgl. Klaus Ludwig Thiel: Staatsbauentwürfe Jean de Bodt's für Friedrich I. in Theorie und Praxis, Köln 1987, S. 13.</ref>, die er am 23. Februar 1707 in Berlin heiratete.<ref>Huguenot Society of Great Britain and name="Ireland (Hrsg.): Proceedings of the Huguenot Society of Great Britain & Ireland, Band 26, Ausgaben 1–4, London 1997, S. 509.<"/ref> Aus dieser Ehe gingen mehrere Töchter hervor, darunter:
* Suzanne Eleonore von Bodt Karl Moritz von Wangelin. Deren Tochter heiratete [[Karl Kuno Ludwig von Klitzing]].
* Charlotte von Bodt Johann Sigmund [[Petzinger (Adelsgeschlecht)|von Petzinger]].
 
=== Werdegang ===
Jean de Bodt studierte in Frankreich Architektur bei [[François Blondel (Architekt)|François Blondel]], floh aber 1685 nach Aufhebung desdem [[Edikt von Nantes|Edikts von NantesFontainebleau]] wegen seines [[Evangelische Kirche|evangelischen Glaubens]] als [[Hugenotten|Hugenotte]] nach [[Holland]]. Als Offizier im Dienste des Prinzen [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm von Oranien]] fand er Gelegenheit, neben der Teilnahme an verschiedenen [[Feldzug|Feldzügen]] seine Studien in den [[Niederlande]]n und später – ebenfalls im Gefolge des Prinzen – in [[England]] fortzusetzen. In [[London]] wurde er Kapitän ([[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]]) der [[Infanterie]] und des [[Ingenieur]]-[[Korps]].
 
;Berlin und Preußen
[[Datei:Zeughaus 5a.jpg|miniatur|Berliner Zeughaus: Fassadenaufriss und halber Grundriss nach Jean de Bodt]]
1699 folgte er einem Ruf des brandenburgischen [[Friedrich I. (Preußen)|Kurfürsten Friedrich III.]] nach [[Berlin]] und wurde dem Füsilier-Regiment Nr. 20 (Alt-Bornstedt) zugeordnet. Zunächst begann er seine Tätigkeit mit umfangreichen Sicherungsmaßnahmen, danach veränderte er schrittweise die alten Pläne und fand neue Formen, die durch die französische Klassik und die englische Architektur des ausgehenden 17. Jahrhunderts beeinflusst waren. In Berlin vollendete er als Leiter des gesamten Bauwesens ab Herbst 1699 das [[Zeughaus Berlin|Zeughaus]], das auf Planungen von [[Johann Arnold Nering]] zurückgeht und nach dessen Tod von [[Martin Grünberg]] und 1698/99 von [[Andreas Schlüter (Architekt)|Andreas Schlüter]] fortgeführt wurde, wobei Letzterer bereits 1695//96 Teile der Bauplastik geschaffen hatte.<ref>Guido Hinterkeuser: ''Schlüter, Andreas''. In: ''Allgemeines Künstler-Lexikon'', Band 102, „Schleime–Seitter“, De Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023268-4, S. 27–31.</ref> Für deren Vollendung holte de Bodt den Franzosen [[Guillaume Hulot]] nach Berlin. Wesentliche Elemente des Zeughauses gehen aber auf de Bodts Konzepte zurück. Er entwarf auch Teile des [[Potsdamer Stadtschloss]]es.
 
FriedrichIn I.der Absicht, eine Königskrone zu erlangen, wünschte sichFriedrich III. aus Gründen kulturellerder Repräsentation eine kulturelle Aufwertung seinesdes 1701 gegründetenzukünftigen [[Königreich PreußenOstpreußen|Königreichs Preußen]] und bewog die reichsten Familien in Ostpreußen mit dem Bau einer Reihe von Barockschlössern; de Bodt beteiligte sich daran mit den Entwürfen für [[Schloss Friedrichstein (Ostpreußen)|Schloss Friedrichstein]] und [[Schloss Schlodien]].<ref> {{Webarchiv|text=Schlodien.org |url=http://www.schlodien.org/de_page.php?go=geschichte |wayback=20110728002336 }}{{Abrufdatum |archiv-bot1=20182024-05-04-17 02:05:21 InternetArchiveBot }}</ref> Seine Pläne für Friedrichstein, das Schloss der Grafen [[Dönhoff]], setzte in den Jahren 1709–1714 der Architekt [[John von Collas]] um, ebenfalls ein Hugenotte mit ähnlichem Lebensweg; Jean de Bodt und John von Collas (Jean de Collas) dürften sich gekannt haben: beide flohen zuerst nach Holland, dann im Gefolge [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelms III. von Oranien]] mit ihm nach London, und beide kamen um 1700 nach Preußen. [[Philipp Gerlach]] begann 1715 in Berlin nach de Bodts Plänen mit dem Bau des Turms der [[Parochialkirche (Berlin)|Parochialkirche]]. Für den englischen Botschafter [[Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford (1672–1739)|Thomas Wentworth]] zeichnete er die Pläne für [[Wentworth Castle]] bei York.
 
Seit März 1701 war er ordentliches Mitglied der damaligen [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich Preußischen Sozietät der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle| hrsg=[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]]
| url=http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/alphabetische-sortierung?altmitglied_id=254&letter=B| titel=Mitglieder der Vorgängerakademien| titelerg=Jean de Bodt| zugriff=2015-02-24}}</ref> Am 9. Mai 1705 wurde beschlossen, dass er Kommandeur des Ingenieurs-Korps werden sollte, zunächst noch ohne Patent. Am 14. September 1706 bekam er sein Patent als Oberst. Am 24. Dezember 1715 beförderte ihn König [[Friedrich Wilhelm I. (Preußen)|Friedrich Wilhelm I.]] zum Generalmajor. Am 1. Januar 1722 wurde erDe Bodt Kommandeur der Festung [[Zitadelle Wesel|Festung Wesel]] und baute sie aus. Das ''[[Berliner Tor (Wesel)|Berliner Tor]]'' ist sein Werk. Mit den Bildhauerarbeiten beauftragte er Hulot, den Friedrich Wilhelm I. wie die meisten Berliner Hofkünstler bei seiner Regierungsübernahme 1713 fristlos entlassen hatte.
 
;Sachsen
Der Bruch kam, als der König beim Ausbau der Festung Magdeburg [[Gerhard Cornelius von Walrave|Walrawe]] bevorzugte. De Bodt erbat darauf hin seinen Abschied. Durch Vermittlung seines Freundes [[Zacharias Longuelune|Longuelune]] trat er 1728 in Sachsen die Nachfolge von [[August Christoph von Wackerbarth]] als Generalintendant der Zivil- und Militärgebäude sowie als Chef des Ingenieur-Korps an, wofür er den Rang eines Generalleutnants erhielt. Damit war er auch Dienstvorgesetzter des zivilen Oberbauamts. In dieser Funktion modernisierte er ab 1734 im Auftrag von [[August III. (Polen)|Friedrich August II.]] die [[Festung Königstein]]. Zwischen 1735 und 1737 ließ er auf [[Schloss Sonnenstein]] über [[Pirna]] den bis heute erhaltenen Elbflügel der Festung sowie die Neue Kaserne errichten. 1741 wurde er zum General der Infanterie ernannt. Allerdings waren diese Dienstgrade kaum mit militärischen Pflichten verbunden, sondern dienten lediglich der Eingruppierung seiner Besoldung als leitender Architekt des Staates.
 
In Dresden leitete er unter anderem den erweiternden Umbau des [[Japanisches Palais|Japanischen Palais]]. Er entwarf, ähnlich seinem Portikus am [[Zeughaus Berlin|Berliner Zeughaus]] und an den ostpreußischen Schlössern, auch hier einen PortikusSäulenportikus mit Dreiecksgiebel, hier aber bekrönt von einer Kuppel und flankiert von Figuren hinter dem Giebeldreieck - eine Anordnung wie sie später [[Paul Wallot]] beim Berliner [[Reichstagsgebäude]] ins Gigantische steigern sollte. „Eigentlich in seiner Monumentalität fremd für Dresden, verbindet sich doch dieser Mittelteil auf eine geglückte Weise mit den auf [[Matthäus Daniel Pöppelmann|Pöppelmann]] zurückgehenden geschwungenen Dachformen der Eckpavillons.“<ref>Hagen Bächler und Monika Schlechte: ''Führer zum Barock in Dresden'', Dortmund 1991, S. 87</ref>
 
Auf Geheiß [[August III. (Polen)|Friedrich August II.]] erarbeitete er 1737 den Plan zu einer „besonderen Fachanstalt“ für Ingenieuroffiziere. Im Dezember 1743 nahm diese den Lehrbetrieb als „Ingenieurakademie zu Dresden“ mit zunächst zwei ständigen Lehrern auf. In den Räumen der sowohl als Ritter- als auch als Militärakademie bezeichneten Neustädter Kaserne am Niedergraben wurden Mathematik und ihre Anwendungen, Festungsbau und -krieg, theoretische und praktische Geodäsie, Kartographie, Geographie, Zivilbaukunst, Mechanik einschließlich Hydromechanik und Maschinenkunde gelehrt. Lediglich vom [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] (1756–1763) unterbrochen, wirkte die Ingenieurakademie mit bald fünf Lehrkräften bis in die Zeit der Napoleonischen Kriege hinein.<ref>Ingenieurkammer Sachsen: Ingenieurleistungen in Sachsen, 1998, S. 11, ISBN 3-00-002735-1</ref>
 
2005 erwarb die Bibliothek des Winterthur Museum (bei [[Wilmington (Delaware)]]) einen reichhaltigen Sammelband mit Ornament-Vorlagen aus dem Besitz de Bodts.<ref>[http://www.winterthur.org/magazine/pdfs/nov06/Sammelband.pdf Bericht über den Sammelband-Erwerb]{{Toter Link|url=http://www.winterthur.org/magazine/pdfs/nov06/Sammelband.pdf |date=2019-04 |archivebot=2019-04-20 02:29:28 InternetArchiveBot }}</ref>
Zeile 29 ⟶ 31:
== Bilder von Bauten Jean de Bodts ==
<gallery>
FileDatei:DeutschesBerlin historischesAussicht Museumvom ZeughausHumboldt DecForum 2004asv2023-02 2img03.jpg|[[Zeughaus Berlin]]
Datei:Schloss Friedrichstein.jpg|[[Schloss Friedrichstein (Ostpreußen)|Schloss Friedrichstein]], Ostpreußen
FileDatei:Schloss Schlodien Sammlung Duncker.jpg|[[Schloss Schlodien]], Ostpreußen
Datei:Berliner Tor in Wesel, 2010.jpg|[[Berliner Tor (Wesel)]]
FileDatei:Dresden Japanisches Palais 6.jpg|[[Japanisches Palais]], Dresden (Mitwirkung)
</gallery>
 
Zeile 41 ⟶ 43:
* {{BL-König|Band=1|Seite=151}}N 978-3-498-07666-5.
* Hans-Joachim Kuke: ''Jean de Bodt 1670–1745. Architekt und Ingenieur im Zeitalter des Barock''. [[Wernersche Verlagsgesellschaft]], Worms 2002. ISBN 3-88462-179-3
* Hans-Joachim Kuke, [[Clemens Alexander Wimmer]]: ''Jean de Bodt und der Potsdamer Lustgarten''. In: [[Die Gartenkunst (Zeitschrift)|Die Gartenkunst]] 25 (2/2013), S. 293–340.
* {{NDB|2|363||de Bodt, Jan|Günther Meinert|119547252}}
* Friedrich Nicolai: ''Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam.'' Band 2, 1786, S. 73, [http://books.google.de/books?id=6O4OAAAAQAAJ&pg=PA73 Digitalisat]
Zeile 52 ⟶ 54:
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=119547252|LCCN=nr/91/1774|VIAF=69741604}}