Public-Viewing-Organisator spricht in ARD-Doku offen über "die Dummheit der Leute"

Beim Public Viewing - so wie hier in Brandenburg - wird heftig gefeiert. Doch was geschieht hinter den Kulissen? (Bild: 2024 Getty Images/Sean Gallup)
Beim Public Viewing - so wie hier in Brandenburg - wird heftig gefeiert. Doch was geschieht hinter den Kulissen? (Bild: 2024 Getty Images/Sean Gallup)

Die Europameisterschaft 2024 neigt sich dem Ende zu - und damit auch das landesweite Public Viewing. Eine ARD-Dokumentation blickt nun hinter die Kulissen der groß angelegten Fan-Events, die so manchen Veranstalter vor unzählige Herausforderungen stellen.

"Wichtig ist, dass die Leute happy sind", weiß Arwed Raab. Seit rund einem Monat sorgt der Projektleiter dafür, dass Fußballfans in München die Europameisterschaft genießen können. Die ARD-Dokumentation "EM 2024: Die Helden im Hintergrund" (abrufbar in der ARD Mediathek), Teil der Reportagereihe "Bundesvibe", blickt hinter die Kulissen des Turniers und zeigt, wer das wochenlange Fußballfest im eigenen Land überhaupt möglich macht.

Bereits bei der WM 2006 hat Arwed Raab das Public Viewing im Münchner Olympiapark organisiert. Mit den Herausforderungen großer Fußball-Events ist er also bestens vertraut. "Wenn irgendjemand was gegen die UEFA hat, dann ist das sein persönliches Problem, aber dann halt immer andere Sachen kaputtzumachen ...", ärgert er sich dennoch, als er von seinen Kollegen über "F...k UEFA"-Graffiti auf den im Olympiapark aufgestellten EM-Bannern informiert wird. "Sicherlich nervt es. Jetzt tun wir eine Stunde rum nur wegen dieser Graffitis, aber was will man machen", muss sich Raab im Film um die Entfernung der Schmierereien kümmern.

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist lebensnotwendig"

Rund um das große Public-Viewing-Areal führt er regelmäßige "Kontrollgänge" durch. Dies, erklärt der Projektleiter, sei in seinem Job "sehr wichtig": "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist lebensnotwendig." Im Laufe der Jahre sei er bereits mit den verschiedensten bizarren Situationen konfrontiert worden, berichtet Raab: "Man muss an die Dummheit der Leute denken, es gibt nichts, was es nicht gibt."

Das Thema Sicherheit sei dabei "ganz weit oben" - auch, wenn die Fans das nicht immer gerne hören möchten. Immer wieder weist Raab Besucherinnen und Besucher darauf hin, dass keine Glasflaschen in der "Fan Zone" erlaubt seien. Begegnet wird ihm meist mit Unverständnis. Auch, als der Eingang zum Areal aus Platzgründen geschlossen werden muss, reagieren die Fans empört.

"Die wollen es einfach nicht hören, und das ist das Schlimme"

"Du sagst den Leuten: Sorry, es ist zu. Aber die wollen es einfach nicht hören, und das ist das Schlimme", klagt Raab, während unzählige Menschen per Durchsage dazu aufgefordert werden, sich zu anderen Public-Viewing-Plätzen in der Stadt zu begeben. "Man macht ja so was nicht absichtlich. Wir sind ja froh, wenn die Leute reinkommen, aber wenn es voll ist, ist es voll. Dann geht es einfach nicht mehr."

Durchatmen kann der Event-Profi erst, als das Spiel beginnt. "Jetzt ist der ganz Druck weg, jetzt ist es schön", freut er sich. "Wenn man jetzt das hier anschaut, völlig entspannt, die freuen sich alle, dann weiß man auch, was man getan hat. Hauptsache, die Leute genießen das Fanfest."